9.6.2019 - „Zu einem Vortrag über den 3798m hohen Großglockner, Österreichs höchstem Berg, hatten die Selber NaturFreunde eingeladen. Hans Pfeifer, der mit seinem Sohn und noch zwanzig NaturFreunde-Bergsteigern aus dem Bezirk Oberfranken, in den achtziger Jahren den Berg bestiegen hat,
schilderte die Umstände, die alles andere als romantisch waren. Wecken um 4 Uhr früh, dann Besprechung weil der Glockner unter einer dicken Nebeldecke lag. Doch die lange Anfahrt, und nur drei Tage Zeit, man entschied sich für den Aufstieg in der Hoffnung, dass das Wetter schon besser werden würde. Wurde es aber nicht und so stiegen die elf Zweierseilschaften mit einer Sichtweite von höchstens sechzig Metern über den Stüdlgrat hinauf zum Gipfel. Eingestuft als III+ bot er alles was unter normalen Umständen Jubel ausgelöst hätte. Einen Kamin zum Einstieg, Türme mussten umgangen oder überklettert, leichte Überhänge und Hangelpassagen bewältigt werden. Kurze Hagelschauer erhöhten die Schwierigkeiten, doch irgendwie schafften es alle hinauf zum Gipfel von dem man an sonnigen Tagen 240 Kilometer weit schauen kann.
Fast senkrecht ging es dann 30 Meter hinunter in die Scharte zwischen Groß- und Kleinglockner. Hier dann der ultimative Kick, ein acht Meter langer Balanceakt auf der Spitze einer Schneewechte hinüber zum Fixseil, das zum Kleinglockner hinaufführt. Links der Abbruch zur Pasterze, rechts die 55 Grad steile vereiste Pallavicinirinne. Anschließend der lange, oft nur einen Meter breite und äußerst ausgesetzte Grat zum Glocknerleitl, das damals noch unter Eis lag.
An all dies, so Pfeifer, konnte er sich nur noch vage erinnern. Jetzt 30 Jahre danach, im digitalen Zeitalter, haben Bergsteiger die Route mit der Helmkamera aufgenommen und ins Netz gestellt. Und nun erst konnte er nachvollziehen wo er damals war, welche Schwierigkeiten es zu meistern gab und welche herrlichen Ausblicke damals im Nebel verborgen waren.
Es war Johann Stüdl, ein reicher Kaufmann aus Prag, der in Kals die Statuten für den ersten Bergführerverein aufgestellt, die Stüdlhütte finanziert und den Südwestgrat zum Gipfel als einen Klettersteig versichern ließ. Doch die Erschließung und die Erstbesteigung im Jahr 1800 ging, durch die vier Expeditionen, die der Fürstbischof von Kärnten, Franz Xaver von Salm - Reifferscheidt finanzierte, von Heiligenblut aus. Mit den Vorbereitungen und der Organisation betraute er zwei Bauernburschen und zwei Zimmerleute, die Wege suchen und ausbauen mussten und die die erste Salmhütte errichteten und ein Jahr später erweiterten. Die erste Expedition 1799 umfasste dreißig Personen, die zweite zweiundsechzig. Man vermutet, dass die vier bereits bei der ersten Expedition bis auf den Kleinglockner gekommen sind, es aber verschwiegen haben, denn damals galt ein Berg erst dann als bestiegen, wenn eine „Herrschaft“ dabei war. Und so wurden die vier, die ja 1800 ebenfalls als erste auf dem Gipfel des Großglockners waren, ihn mit Seilen für die „Herrschaft“ versichert haben in den Aufzeichnungen des Bischofs immer nur als Glockner und Zimmerer genannt.
Der zweite Film zeigte den Aufstieg über den Normalweg und hier vor allem den Übergang in der Scharte auf dem Firn Grat. In der Scala mit II bewertet, meinte Pfeifer, für ihn waren es gefühlte IV.
Im Jahr 1879 zur Silberhochzeit von Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth, stellte der „Österreichische Alpen Klub“, ein elitärer Klub mit nur 400 Mitgliedern, aber alle herausragende Bergsteiger, ihnen zu Ehren das heutige einmalig schöne Gipfelkreuz auf. Dazu erwarben sie die Spitze des Berges mit 114 Quadratmetern und auf der Adlersruh den Grund auf dem die Erzherzog Johann Hütte, ihre einzige Hütte, steht.
1914 verkauften die Schwägerinnen des Holzindustriellen Albert Wirth aus Villach das ererbte „steinige und nutzlose Gebiet“ mit dem Großglockner und der Pasterze - 40 Quadratkilometer - an einen deutschen Spekulanten. Dieser unterrichtete den Deutsch/Österreichischen Alpenverein dass er im Besitz des Glocknergebiets sei, dort Steinwild ansiedeln wolle und daher ein „Betretungsverbot“ erlassen müsse. Albert Wirth gelang es, das Gebiet zurück zu bekommen und schenkte es dem Alpenverein mit der Auflage die Natur dauerhaft zu schützen. Nun gehörte das ganze Glocknergebiet dem Alpenverein mit seinen zigtausend Mitgliedern, außer der Erzherzog Josef Hütte und der Großglocknerspitze. Ein Kuriosum. Der Alpenverein kaufte noch Gebiete hinzu, denn er hatte schnell begriffen dass er ein Faustpfand braucht, wenn er mitgestalten will und ist heute der größte Grundbesitzer im alpinen Raum. Nur so kann er unsinnige Entwicklungen verhindern. Sein Besitz war aber auch der Grundstock für den „Naturpark Hohe Tauern“.
Der letzte Film zeigt die Situation einer Glockner Besteigung aus heutiger Sicht. In den Monaten, in denen die Hütten offen sind, steigen jährlich ca. 5.000 Menschen auf den Großglockner. An sonnigen Tagen sind bis zu 150 Bergsteiger unterwegs. Da kommt es in der Scharte schon mal zum Stau, wie der Film eindrucksvoll zeigte. Die einen wollen hinüber und die anderen herüber und dies alles auf einem schmalen Grat in luftiger Höhe und alles auch noch freiwillig, wie Pfeifer meinte.
So erlebte ein vor dreißig Jahren angedachter Vortrag, der mangels Bildmaterial nicht gehalten werden konnte, Dank digitalem Fortschritt doch noch seine Aufführung. Die Zuhörer waren begeistert.
selb-live.de – Presseinfo Naturfreunde Selb