30.1.2025 – Geschichtsträchtig ist das denkmalgeschützte Schloss Erkersreuth. Die Stiftung Kulturerbe Bayern hat es sich zur Aufgabe gemacht, hier die visionäre Kraft von Philip Rosenthal weiterzuleben. Aus dem Schlossensemble soll ein neuer KulturCampus für Veranstaltungen, Tagungen, private und öffentliche Events entstehen.
Vor zehn Jahren wurde die Stiftung Kulturerbe Bayern ins Leben gerufen. Als gemeinnützige Organisation wird sich zum Ziel gesetzt, gebautes, gewachsenes und gelebtes Kulturerbe in Bayern zu erhalten und erlebbar zu machen. „Gemeinsam mit engagierten Menschen setzen wir uns für starke Orte ein, die uns auch heute noch helfen können, das Kostbare und Unverwechselbare unserer bayerischen Kultur für die Zukunft nutzbar zu machen“, heißt es seitens der Vorstandschaft um Frau Dr. Sybille Krafft. Derzeit insgesamt fünf Objekte im Freistaat hat man sich vorgenommen. Darunter eben auch das Schloss Erkersreuth, das im Jahr 2020 gekauft wurde.
Das Ziel, wie es in der Sitzung des Selber Stadtrats vorgestellt wurde: Das denkmalgeschützte Schlossensemble Erkersreuth soll als neuer KulturCampus Gäste für Veranstaltungen, Tagungen, private und öffentliche Events empfangen. Ebenso soll er ein Erlebnis- und Erholungsort für die Menschen aus der Region und für (Kultur- und Natur-)Touristen werden.
Umfangreiche Untersuchungen der gesamten Bausubstanz und des denkmalgeschützten Interieurs wurden bereits durchgeführt, das Schloss mittlerweile als „Denkmal nationaler Bedeutsamkeit“ klassifiziert. Nutzungsideen wurden in Zusammenarbeit mit der Hochschule München, Fakultäten Tourismus und Architektur sowie TUM, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum entwickelt. Der Aufwand war bislang sehr hoch. Insgesamt wurde schon über ein Millionen Euro vom Kauf bis hin zu Voruntersuchungen investiert. Hinzu kommen bereits jetzt rund 40.000 Euro jährlich für den Unterhalt. Verschiedene notwendige Reparaturen zum Bestandsschutz wie die Behebung von Wasserschäden, ein Notdach für das Brunnenhaus sowie Dachreparaturen mussten durchgeführt werden.
„Nur die Sanierung und Bespielung des Schlosses mit musealen und Kulturveranstaltungen ermöglicht keinen wirtschaftlichen Betrieb“, erklärt Frau Dr. Sybille Krafft. Aber: „Ein wirtschaftlicher Betrieb ist nur möglich, wenn das gesamte Konzept KulturCampus umgesetzt wird: die Entwicklung des Gesamtareals mit den Nebengebäuden liefert die Basis, die Einzigartigkeit des Schloss Erkersreuth dauerhaft zu erhalten und zugänglich zu machen!“
Mit dem KulturCampus Erkersreuth soll die visionäre Kraft von Philip Rosenthal weiterleben und neue Generationen in der Region inspirieren: „Das Porzellanschloss wird zu einem Motor für die Region Hochfranken, der Wissenschaft, Kultur, Kunst und Design antreibt. Mit europaweiter Vernetzung, nachhaltiger Nutzung und kreativen Kooperationen gestaltet das Porzellanschloss Erkersreuth Zukunft – in der Designstadt Selb und weit darüber hinaus.“
Mit dem Schloss soll in Erkersreuth ein lebendige Ortsmitte entwickelt werden: Parkflächen auf dem Schlossareal sollen wieder in Wert gesetzt und künftig frei zugänglich sein. Das Schloss selbst wird als Vortrags- und Veranstaltungsort mit musealen Bereichen das kulturelle Zentrum des Areals. Zudem sind Übernachtungsmöglichkeiten und ein Gastronomieangebot angedacht.
Das Projektvolumen wird laut einer Grobkostenprognose ca. 25 Mio. Euro umfassen. Bislang gelang eine erfolgreiche Bewerbung mit der KulturCampus-Idee um Bundesmittel (6,8 Mio. Euro) aus dem Förderprogramm KulturInvest.
Nun soll das Konzept weiter vertieft und eine genaue Überprüfung von Wirtschaftlichkeit und Finanzierung erfolgen.
Frau Dr. Sybille Krafft macht zugleich aber klar: „Das Ganze funktioniert nur, wenn viele Menschen an diese Idee glauben und zusammenwirken. Von der Stadt über den Landkreis, den Bezirk und den Freistaat Bayern bis hin zum Bund und der EU brauche es Unterstützung. Und hinzu das unabdingbare bürgerliche Engagement wie durch einen Förderverein, der hier beim Schloss Erkersreuth bereits seit 2018 besteht. „Wir als Kulturerbe Bayern schaffen das alleine nicht. Der KulturCampus kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen!“
Selbs Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch versprach, dass man als Stadt gerne zur Seite stehe. Das mit KnowHow in der Stadtverwaltung als auch über vorhandene Kontakte, um das Projekt an richtiger Stelle zu platzieren. Weiter sei man bereits in der glücklichen Lage, dass im Rahmen des ISEK der Bereich bis zum Rothbühl bereits als Kunst- und Designmeile als Grundlage für Städtebaufördermittel beschrieben ist. So müsste weiter verfolgt werden, diese Meile bis zum Schloss zu erweitern.
Walter Wejmelka (SPD) ist überzeugt, dass der KulturCampus eine Akzeptanz erfahren wird. Gerade der Bezug zur Person Philip Rosenthal sei hierfür ein großer Brückenschlag. Nicht nur das Areal selbst sei geschichtsträchtig, sondern könne auch zeitgeschichtlich zurückgeblickt werden. So erinnerte er an zahlreiche hochrangige Besuche unter anderem vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. Anneliese Schade (Aktive Bürger) bestätigte den Besuch verschiedener Persönlichkeiten und renommierter Künstler. Viele Spuren der Vergangenheit seien im Schloss zu finden. „Das ist ein großer Schatz, dem man sich da annimmt“, sprach sie ihren Dank für das Engagement aus und erklärte, dass man sich gerne im Rahmen der Möglichkeiten einbringe.
Über das Schloss Erkersreuth
Das Schloss wurde 1748 von Johann Christian August von Lindenfels, einem Gefolgsmann des Markgrafen von Bayreuth, in der Nähe der oberfränkischen Stadt Selb erbaut. Seit dem 19. Jahrhundert ist dieser Ort untrennbar mit einem der aufregendsten Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte verbunden: 1879 legte Philipp Rosenthal (1855-1937) im Schloss mit einer Porzellanmalerei den Grundstein für seine weltbekannte Marke. Sein Sohn Philip gestaltete ab 1950 Schloss Erkersreuth nach seinen Vorstellungen um und verband – so sein Motto – „das echt Neue mit dem echt Alten“. Jeder Raum überrascht mit ungewöhnlichen Eindrücken und Perspektiven: Modernes Porzellandesign von internationalen Künstlern trifft auf fränkischen Barock – eine Mischung, die fasziniert und weltweit einzigartig ist.
selb-live.de – Foto: Kulturerbe Bayern