25.7.2018 – „Wir wollen das vorhandene Flair erhalten, die Einrichtung aber neu ausrichten und offen für viele Ideen sein“, weiß Jennifer Ruckdeschel von einer Herzensangelegenheit zu sprechen, wenn es um das Selber Kino geht. Sie ist die Frau, die das Konzept für das kommunale Kino erstellt hatte.
In nichtöffentlicher Stadtratssitzung durfte die 33-Jährige dieses bereits detailliert vorstellen. Nun hat sie am 15. Juli im Kulturamt der Stadt Selb ihre Anstellung als Sachbearbeiterin für die Betriebsleitung des Kinos offiziell aufgenommen. Damit ist sie für die zukünftige Leitung des Kommunalen Kinos und im Vorfeld für die Projektvorbereitung, -planung und -durchführung zuständig.
Wie bereits mehrfach auf selb-live.de berichtet, wird die Stadt Selb nach Mehrheitsbeschluss durch den Stadtrat das Kino-Center Selb einschließlich Einrichtung zum Preis von 350.000 Euro zum 1. Mai 2019 kaufen. Der langjährige Inhaber Michael Thomas wird bis dahin ab Oktober noch einmal öffnen, nachdem das Kino seit Ende April geschlossen ist. Bis einschließlich den Grenzlandfilmtagen im April 2019 wird es Filmvorführungen wie bisher geben. Nach der Übernahme durch die Stadt Selb werden Umbaumaßnahmen im Foyer geben. Barrierefrei soll dieses zugänglich sein, einladender wirken und mit einem kleinen Bistro ausgestattet sein. Eine Eröffnung ist Ende 2019 angedacht.
Jennifer Ruckdeschel stammt ursprünglich aus Helmbrechts. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation in Hof absolvierte sie ihren Bachelor of Arts im Studiengang Werbung und Marktkommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Bis Ende Juni 2018 war sie bei einem Projektmanagement Verband in Nürnberg tätig, war da in der Marketingabteilung, neben der Vermarktung von Awards und Studien für die Entwicklung und Umsetzung von Marketingkonzepten- und -kampagnen zuständig.
Verbunden ist Jennifer Ruckdeschel schon seit vielen Jahren mit dem Kino der Stadt Selb durch ihr ehrenamtliches Engagement im Organisationsteam der Grenzlandfilmtage. „Das Kino ist ein Rohdiamant, den es zu schleifen gilt“, sieht sie in dieser Einrichtung großes Potential. Klar soll es weiter Blockbuster zu sehen geben. Doch Konkurrenz zu anderen Kinos in der Region soll es keineswegs machen. Spezielle Filmreihen, Arthouse-Kino, Sportübertragungen soll es genau so geben, wie Firmen die Möglichkeiten haben, Räumlichkeiten für Veranstaltungen zu nutzen. Ebenso wäre Kleinkunsttheater möglich. An sieben Tagen in der Woche soll geöffnet sein.
Auch Oberbürgermeister Uli Pötzsch sieht in der Neuausrichtung des Kinos eine große Wertigkeit, gerade in der jetzigen Aufbruchsphase. „Der Masterplan Innenstadt hat deutlich aufgezeigt, dass im Stadtkern eine Begegnungsstätte fehlt“, stellte der Rathauschef fest. Ein Designcafé habe bei möglichen Ideen eine Rolle gespielt. Da sei das Kino eine Lösung, mit der man sich identifizieren könne. Auch könne man so einen weiteren Leerstand vermeiden. Und ebenso macht Pötzsch deutlich: „Der Betrieb hat stets gut funktioniert und war wirtschaftlich erfolgreich!“ Einzig möchte die Inhaberfamilie, die weitere Kinos betreibt, ihr Portfolio verkleinern.
Vielen Chancen werden entsprechend beim Selber Kino gesehen. Diese deshalb, weil das Konzept dazu von einem reinen Kinobetrieb bewusst weggeht. „Als kulturelle Begegnungsstätte soll es einen Mehrwert für Selb bieten. Für den Bürger, für Unternehmen, Verbände und Organisationen“, ist sich Ruckdeschel sicher, dass das Konzept bei sämtlichen Interessensgruppen unter der Leitidee „Kino FÜR Selb, VON Selb“ Anklang finden wird. Das Feedback ist bis dato sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen seit der Stadtrat-Entscheidung positiv. Erst vor wenigen Tagen hat sich ein Förderverein zur Unterstützung für das Kommunale Kino gegründet. „Dieser Unterstützungswille ist entscheidend, dass das Kino zu einem Erfolg werden kann“, so Pötzsch. Und der Oberbürgermeister setzt dabei wieder ganz bewusst auf die Bürger. „Wir möchten die Selberinnen und Selber aktiv an der Gestaltung des Kinos beteiligen“, ist bereits im August ein Workshop geplant. Besonders freut es dazu, dass der Noch-Inhaber auch seine zukünftige Unterstützung, gerade in der Anfangsphase, zugesagt habe.
Der Fokus für die Jennifer Ruckdeschel liegt in den kommenden Wochen vor allem auf der Planung der Umbaumaßnahmen im Kino Selb. Diese sind zwar frühestens für das zweite Quartal 2019 angedacht, bedürfen aber schon jetzt intensiver Vorbereitung. Dafür ist bereits ein Kompetenzteam aus den relevanten Sachbereichen der Stadt Selb zu einem ersten Kick-Off-Termin zusammengekommen.
selb-live.de – Michael Sporer