18.5.2017 - „Der Mixer reid me fei scho zan Wegschmeißen, dean howe doch nu gouer njat lang" oder: „Etz ist doch plötzle ma Stöll assn Leim ganger, wou gehe denn da hie?“ Solche oder ähnliche Probleme tun sich für den einen oder anderen Mitbürger schon fast täglich auf, und da ist guter Rat teuer.
Das hat Gerd Bock, der zweite Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Selb, erkannt, und es wurde in ihm die Idee geboren, auch in Selb, so wie in vielen anderen Städten geschehen, ein Reparatur-Café einzurichten. Er stellte seine Idee im Seniorenbeirat vor, man fand sie gut und beauftragte ihn, dieses Projekt zu leiten und zu einem Abschluss zu bringen.
Zunächst ging es für ihn darum, eine entsprechende Einrichtung zu finden, wo solche Reparaturen durchgeführt werden können. Fündig wurde er dabei im JAM. Dort hatte er bei einer früheren Besichtigung einen Raum gesehen, in welchem Hobelbänke, Kappsäge, Bohrständer und vieles mehr an Werkzeugen vorhanden war. Seine Nachfrage bei Oberbürgermeister Uli Pötzsch und der Leiterin des JAM, Silke Fischer, fand offene Ohren, und es wurde sofort volle Unterstützung zur Verwirklichung der Idee zugesagt. Silke Fischer: „Eine hervorragende Idee. Endlich findet dieser Raum eine Belebung. Bislang konnten wir darin niemand werkeln lassen, weil keine fachmännische Anleitung und Aufsicht vorhanden war."
Nun mussten entsprechende ehrenamtliche Fachleute gesucht werden. Gefunden wurden sie in dem Schreiner Manfred Pöhlmann und dem Elektriker Dieter Rosenbaum. Beide waren auf Nachfrage von Gerd Bock sofort von der Idee überzeugt und erklärten sich bereit, in dem Reparatur-Café mitzuwirken. Und so traf man sich dieser Tage im JAM gemeinsam mit dem Oberbürgermeister und besprach Einzelheiten. Festgelegt wurde, dass das Café zunächst jeweils am ersten Donnerstag im Monat in der Zeit von 15 bis 17 Uhr geöffnet ist. Sollte sich im Laufe der Zeit eine große Nachfrage zeigen, können eine zeitliche Verlängerung oder ein zweiter Tag ins Auge gefasst werden.
Zu dem Reparatur-Café ist einiges Grundsätzliches festzustellen, so Bock:
* Träger ist der Seniorenbeirat und damit die Stadt Selb
* die Aktivitäten des Reparatur-Cafes finden kostenlos und auf ehrenamtlicher Basis statt * Reparaturen werden - unter Anleitung von Reparaturfachleuten - soweit möglich - von den Besuchern selbst durchgeführt * die Reparaturen an Gegenständen geschehen auf eigenes Risiko der Besucher
* eine Haftung für Schäden infolge von Reparaturempfehlungen oder Reparatur- anleitungen, sowie entstandene Schäden an zur Reparatur mitgebrachten Gegenständen ist ausgeschlossen
* es wird keine Garantie für reparierte Geräte übernommen * vor der Reparatur ist vom Besitzer eine Haftungsausschlusserklärung zu unter- schreiben
* repariert werden nur Kleingeräte. Nicht im Programm sind z.B. Waschmaschinen, Fernsehgeräte, Kraftfahrzeuge und Ähnliches (Entscheidung auf Nachfrage)
* Kosten für Ersatzteile sind vom Besucher zu übernehmen
* die Entscheidung, ob das jeweilige Gerät repariert wird, treffen die Fachleute vor Ort
* für den An- und Abtransport der Gegenstände sind die Besucher verantwortlich * Reparaturen außer Haus sind nicht möglich
* sollten die Fachleute zu der Überzeugung gelangen, dass eine Reparatur in keinem Verhältnis zu den entstehenden Kosten für Ersatzteile steht, wird dem jeweiligen Besitzer geraten, das Gerät zu entsorgen und sich im Fachgeschäft ein neues anzuschaffen
Die Grundidee für das Reparatur-Café ist, Mitmenschen die Möglichkeit zu geben, Liebgewordenes unter fachmännischer Anleitung selbst wieder funktionsfähig zu machen oder den Gegenstand kostenlos reparieren zu lassen. Dabei steht der zwischenmenschliche Bereich im Vordergrund, man soll miteinander, vielleicht bei einer Tasse Kaffee, ins Gespräch kommen und dem teilweise tristen Alltag für einige Zeit entfliehen können. Das ist älteren Menschen sehr oft ein großes Bedürfnis. Asylsuchenden, handwerklich begabten Mitmenschen wird die Gelegenheit gegeben, sich hier mit einzubringen, womit zur Integration ein großer Schritt getan würde.
Die Nachfragen bei anderen Betreibern von Reparatur-Cafés, so Bock, haben durchwegs ergeben, dass es mit Handwerkern und Geschäften diesbezüglich keine Probleme gibt. Konkurrenzdenken ist nirgendwo bekannt geworden, weil für derartige kleine Aufträge kein Interesse besteht und der Handwerker im Vergleich zu seiner erbrachten Leistung relativ viel verlangen muss. Und ist der Reparaturaufwand durch den ehrenamtlichen Fachmann im Café zu hoch oder sind die Ersatzteile recht teuer, so verweist er zur Neuanschaffung ja sowieso an das Fachgeschäft.
„Nun, die Voraussetzungen sind geschaffen und jetzt gilt es, das Reparatur-Café publik zu machen und auf reges Interesse zu hoffen. Und wenn nach der Reparatur vielleicht der eine oder andere „Zwickl" in die Spendenbox geworfen wird, sind wir natürlich auch nicht böse", so Bock. Schließlich müssten ja immer wieder einmal Kleinteile gekauft werden, und die würden dann von den Spenden bezahlt.
Fragen oder Wünsche zum Reparatur-Café und Anmeldungen von Reparaturen an Gerd Bock, Tel: 09287-1434
selb-live.de – Presseinfo