15.1.2017 – Die würdevolle und ästhetische Darstellung des Alters und seiner Phänomene – das ist der wesentliche Inhalt einer neuen Fotoausstellung im Selber Rathaus. Unter dem Titel „Berührungen“ zeigt Georg Hornfischer aus Schwarzenbach an der Saale, pensionierter Polizeibeamter, zuletzt von 2009 bis 2012 als Leiter der Polizeiinspektion Selb tätig, großformatige Fotos, die das Alter und besondere Momente und Situationen der Pflege und Hilfe darstellen. Ein sensibles Thema, auf das der Hobbyfotograf durch einen Aufenthalt seines Vaters in einer Pflegeinrichtung gekommen sei. Hier habe er den Alltag hautnah in seiner Komplexität, seinen Strukturen und den doch vielschichtigen Herausforderungen kennenlernen dürfen. „Im Laufe der Zeit entwickelte sich dadurch bei mir die ehrgeizige Zielsetzung der ästhetischen Visualisierung des Alters“, erklärte er im Rahmen der Ausstellungseröffnung, die durch die Sopranistin Meike Ehnert mit vorgetragenen Arien musikalisch umrahmt wurde. „Es gab zwar eine Gesamtvorstellung, die Einzelbilder entstanden aber immer situativ vor Ort. Vorsichtig und immer die besondere Lebenslage der Hilfebedürftigen berücksichtigend, habe ich versucht, diese stillen, unauffälligen und zumeist unbewussten Augenblicke in authentische, würdevolle und fragil erscheinende Bilder umzusetzen. Normales, Unscheinbares, Alltägliches und Selbstverständliches sollte in den Fokus des tiefenwirksamen Besonderen gerückt werden. Eine Herausforderung war und ist die empathische Portraitfotografie, die beim Betrachter eine ambivalente Wirkung erzeugen soll. Derzeit beschäftigt mich ein durchaus schwieriges Sujet mit besonderer gerontologischer und metamorpher Anmutung, die fotografische Thematisierung von Demenz“, so Hornfischer über seine fotografische Arbeit. Drei Jahre habe er dabei mit Bewohnern im Alter zwischen 78 und 102 Jahren des Rummelsberger Sozialzentrums in Rehau gearbeitet. Die Vergänglichkeit aber auch die Würde des Menschen und seines Alters werden in den Aufnahmen dokumentiert. „Berührungen trifft eines der wichtigsten Sinne des Daseins“, meint Hornfischer, schließlich lebe der Mensch von Beginn an seines Lebens bis zum Tod mit Berührungen.
„Die Falten sind der Lohn des Lebens“, würdigte Bernd Weist, Leiter des Diakonischen Sozialzentrums Rehau, in seiner Laudatio die Fotografien Hornfischers als gelungen und überzeugend. Selbs Oberbürgermeister Uli Pötzsch lobte die Art und Weise der nicht alltäglichen Bilder. Durch die besondere Darstellung würden die Atmosphäre in einem Seniorenheim, aber auch die Gefühle der Menschen und deren Lebenssituation sehr gut transportiert.
Seit 1980 bereits gibt es unter dem Titel „Kunst im Rathaus“ unterschiedlichste Kunstausstellungen im Rathaus Selb. Ziel der langen Reihe ist es vor allem, Künstlern aus der Region und Künstlern, die ihre Arbeit eher selten in Ausstellungen zeigen, Möglichkeiten zu geben, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Ausstellung „Berührungen“ ist bis Ende Februar 2017 während der üblichen Geschäftszeiten im Rathaus Selb zugänglich.