4.8.2024 – Verschiedene Teller und Tassen ab einen Euro, komplette Service bis hin zu Porzellanfiguren, für die auch schon vierstellige Geldbeträge verlangt und auch bezahlt werden… Sammler von begehrtem Porzellan kamen wohl wieder einmal genauso auf ihre Kosten, wie der Schnäppchenjäger und der Gelegenheitskäufer.
Der erste Samstag im August, das heißt einen Ort namens Selb im absoluten Ausnahmezustand zu erleben. Normal ist zum „Fest der Porzelliner“, das heuer zum 32. Mal gefeiert und wiederum vom Forum „Selb erleben“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Selb organisiert wurde, wohl kaum etwas.
Im Morgengrauen ging die Jagd auf das „Weiße Gold“ bereits los – dabei hatten die Standbetreiber zunächst das Nachsehen, ausgerechnet bei Starkregen, Blitz und Donner ihre Ware aufbauen zu müssen. Doch sollte sich die Mühe für viele lohnen. Über den gesamten Vormittag wie auch am Nachmittag war die Innenstadt nämlich bestens bevölkert. Egal ob mit dem Privatfahrzeug, der Bahn oder eben mit einem der Reisebusse, die zur Tagestour in die Porzellanstadt einluden. Magisch an zieht das Porzellan die Massen immer wieder aufs Neue.
Im Sinn hatte man schließlich nur eins: das Porzellan. Ob als Profi mit Tablet-PC bzw. mit dem Smartphone und den entsprechenden griffbereiten Fachseiten im Internet unterwegs oder als begeisterter Amateur. Bei Europas größtem Porzellanflohmarkt mit rund 350 Ständen dürfte so mancher wieder auf seine Kosten gekommen sein oder natürlich auch guten Umsatz verbucht haben. Gerne wurde gefeilscht, gefachsimpelt oder einfach nur der berühmte Dreh, um den Herstellerstempel zu begutachten, geübt. Viele Geldscheine wanderten für ganze Service, Einzelteile und künstlerische Figuren über die Verkaufstresen. Aber von manch Preisvorstellung mussten sich einige Anbieter allerdings verabschieden. „Das gibt es im Internet deutlich günstiger“, wussten die Sammler. Wohlwissend auf was man aus war, handelte man geschickt die Preise runter – oder ließ den Kauf eben sein, um dann bei einem anderen Anbieter zuzuschlagen. Andere wiederum stellten fest, dass durchaus so manch Preis gefallen zu sein scheint, wo vor ein paar Jahren für das ein oder andere Sammlerstück noch deutlich höhere Werte kassiert wurden. Und dann konnten da an den Verkaufsständen auch etliche Dachbodenbestände ehemaliger Porzelliner ausgemacht werden. So gab es für gewiefte Käufer so auch manch Rarität zum Schnäppchenpreis.
Gut besucht war auch der neue Sonderbereich Design „Straße ≥ 1300°“. Hier boten verschiedene Porzellanmanufakturen ihre künstlerischen Unikate und Kleinstserien an. Der Verein Porzellanstraße e.V. zeigte sich zudem mit einigen seiner Mitgliedsfirmen, die eigens von Bad Staffelstein bis Karlsbad nach Selb reisten.
Das Porzellinerfest, ein Fest, das begeistert. Ein Fest, das Menschen in die Stadt lockt – auch schon an den Tagen davor. So konnte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch im Beisein von Porzellankönigin Nadja I. in seinen Begrüßungsworten viele Gäste aus nah und fern willkommen heißen. Zugleich dankte er allen Helfern, die zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben. Das tat auch seitens des Forum „Selb erleben“ Geschäftsführerin Renate Wölfel, denn ohne die Schar an freiwilligen Helfern, die in der Öffentlichkeit in der Regel nur wenig wahrgenommen werden, könne solch ein Großevent nicht so erfolgreich Jahr für Jahr in beeindruckender Art und Weise gelingen.
Und ebenso positiv: Das Wetter spielte - abgesehen vom Gewitter am frühen Morgen und einem kurzen Regenschauer – nahezu bestens mit. Idealvoraussetzung, um dem Fest einen Besuch abzustatten. Die unterschiedlichsten Dialekte und Akzente als auch die verschiedenen KFZ-Kennzeichen verrieten wiederum, dass die Touristen aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus dem Ausland extra dem Porzellan wegen angereist waren. Ob der Flohmarkt, die Werksverkäufe, wo schon seit Tagen Hochbetrieb angesagt war, oder auch die zahlreichen Attraktionen lockten sie zu Tausenden an und Selb war bestens darauf vorbereitet. Während Feuerwehr, THW, Bauhof und viele weitere tatkräftig mithalfen und beispielsweise den Verkehr regelten bzw. gesonderte Parkplätze einwiesen, hatten die Mitarbeiter in den Outlets wie auch die der Verpflegungsstände zeitweise alle Hände voll zu tun. Nach oder auch während der Jagd nach Schnäppchen nahm man gerne das Angebot der Cafés oder Biergärten zu einer kleinen Pause an, zumal nach den Eröffnungsklängen des Selber Spielmanns- und Fanfarenzuges am Marktplatz durch die Band „Bogeymen“ musikalisch unterhalten wurde. Am Abend standen die „Egertaler“ auf der Bühne, wenngleich vor nur spärlich besetzten Bierbänken, so dass trotz idealer Bedingungen bereits um 23 Uhr Feierabend war.
Auch am heutigen Sonntag ist noch einmal Gelegenheit, sich beim verkaufsoffenen Sonntag (11-16 Uhr) und bei einem weiteren mit über 100 Ständen kleineren Porzellanflohmarkt ganz dem Porzellan zu widmen.