13.3.2024 - Beim jüngsten Gemeindenachmittag des Evangelischen Gemeindevereins Erkersreuth/Selb-Plößberg gab es im Gemeinschaftshaus Selb-Plößberg zwei spannende Vorträge, die Einblick in die Kultur Pakistans und in die orthodoxe Welt erlaubten. Nach einem kurzen Bericht über das Vereinsjahr 2023 durch Vorsitzenden Jürgen Judas gab zunächst Pfarrer Dr. Jürgen Henkel mit seiner Präsentation „Ikonen der Orthodoxen Kirche – ein Fenster zum Himmelreich“ eine allgemeinverständliche Einführung in Geschichte und Theologie der orthodoxen Ikonenwelt.
Der Erkersreuther Pfarrer ist Experte für ostkirchliche Theologie und Spiritualität. Er zeichnete die geschichtliche Entwicklung der orthodoxen Ikonen bis hin zu den kirchlichen Konzilen der Jahre 787 und 843 nach, die die Bilderverehrung offiziell für die Kirche anerkannt hatten. Die lutherischen Kirchen sind dem gefolgt, die reformierten Kirchen etwa in der Schweiz haben die Bilder im Zuge der Reformation abgeschafft. Pfarrer Henkel bezeichnete orthodoxe Ikonen als „eine sehr anschauliche Verkündigung des christlichen Glaubens“. Wobei Christus in seiner menschlichen Gestalt auch abgebildet werden dürfe.
Henkel zeigte viele Fotos von Ikonen mit ganz unterschiedlichen Motiven. Neben Christusikonen und Ikonen der Gottesmutter Maria mit dem Christuskind waren darunter auch Bilder des großen Propheten Elia, der Heiligen Dreifaltigkeit, verschiedener Heiliger und Stationen aus dem Leben Christi von der Geburt über die Taufe bis hin zur Kreuzigung und Auferstehung. Auch moderne Ikonen mit Christus inmitten von Tschernobyl-Opfern sowie der 21 Märtyrer der Koptischen Kirche, die 2015 von Islamisten am Strand von Libyen vor laufenden Kameras geköpft wurden, waren darunter. Er hatte auch einige Ikonen als Anschauungsmaterial dabei.
Im Anschluss an die gemeinsame Kaffeetafel ging es mit einem Bildvortrag von Horst und Bärbel Kießling in der Reihe „Unterwegs“ für die Mitglieder und Gästen des Gemeindevereins auf eine weite Reise nach Pakistan. Beide berichteten von einem vierwöchigen Aufenthalt in dem Land, das zwischen Afghanistan, Russland, Indien und Iran liegt und sich als „Islamische Republik“ versteht. Bärbel Kießling berichtete von herzlicher Gastfreundschaft bei Familien, aber auch der strikten Trennung von Frauen und Männern im Alltag. Frauen werde in Pakistan bis heute kein großer Wert beigemessen.
Es gab beeindruckende Bilder von wunderbaren Landschaften, darunter von einem Rundflug über die 8000er-Berge des Landes, dem wilden Verkehr auf Straßen und dem quirligen Treiben auf bunten Märkten in Städten wie der Hauptstadt Islamabad, Karachi und Lahore. Auch die vor allem für Frauen strengen islamischen Kleidervorschriften thematisierte das Ehepaar in seinem Lichtbildervortrag.
Bärbel Kießling hatte neben den eigens vor Ort geschneiderten Gewändern, die sie selbst während ihrer vier Wochen in Pakistan tragen musste, auch eine Burka dabei, die die Frauen total verhüllt und diesen nur durch einen schmalen Schlitz mit einem Netz noch Aussicht erlaubt. Eine Teilnehmerin des Gemeindenachmittags durfte dann auch probeweise einmal in die Burka schlüpfen. Auch die im Land allgegenwärtigen Drogen, die Diskriminierung der Christen und auch die Liebe der Männer zu bunten Autos, eigenen Gewehren und wildem Herumballern in die Luft sprach Bärbel Kießling an.
Vorsitzender Jürgen Judas dankte den Referenten für die niveauvollen und mit vielen Bildern untermalten Vorträge. Er freute sich, dass auch einige Gäste aufgrund der spannenden Themen den Weg ins Gemeinschaftshaus von Selb-Plößberg gefunden hatten. Der Evangelische Gemeindeverein hat nach seinen Worten derzeit 127 Mitglieder. Er übernimmt für die Kirchengemeinde Erkersreuth einen großen Teil der Seniorenarbeit. Die Nachmittage und das Ausflugsprogramm des Gemeindevereins finden großen Anklang. Zu den Gemeindenachmittagen mit Vorträgen auf hohem Niveau und Kaffeetafel kommen meist 50 bis 60 Teilnehmer. Gäste sind stets willkommen.
selb-live.de – Presseinfo