6.11.2023 - Zum diesjährigen Hochfest Allerheiligen konnte die Pfarreiengemeinschaft Herz Jesu & Heilig Geist einen besonderen Gast aus der Ökumene begrüßen. So hielt der rumänische orthodoxe Erzbischof und Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa eine Gastpredigt zum Thema „Heilige und Heiligenverehrung in der orthodoxen Spiritualität“.
Als Diasporabischof seiner Kirche ist er von seinem Amtssitz in Nürnberg aus für knapp 200 rumänische orthodoxe Pfarrgemeinden allein in der Bundesrepublik zuständig.
Pfarrer Thomas Fischer freute sich sehr, zu diesem für die Katholische Kirche so wichtigen Hochfest einen orthodoxen Metropoliten in der Kirche Herz Jesu begrüßen zu können. Der Erzbischof hielt bei der vom Kirchenchor unter der Leitung von Michaela Kaiser umrahmten Messe die Predigt und spendete den Schlusssegen. Der evangelische Pfarrer Dr. Jürgen Henkel aus Erkersreuth trug die Schriftlesung aus dem Evangelium vor. So wurde das Allerheiligenfest in Herz Jesu dieses Jahr regelrecht ökumenisch gefeiert. Für die feierliche Orgelmusik sorgte Gerhard Kießling.
Schnell wurde deutlich, dass vor allem zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche viele Übereinstimmungen bei der Heiligenverehrung bestehen. Metropolit Serafim betonte: „Die Kirche macht einen großen Unterschied zwischen Anbetung und Verehrung. Nur dem in der Heiligen Dreifaltigkeit offenbarten und verehrten Gott gebührt Anbetung. Die Heiligen hingegen verehren wir. Das heißt wir erinnern uns stets an ihr gottgefälliges Leben und bemühen uns darum, ihrem Beispiel zu folgen. Und wir rufen sie um ihre Fürbitte und Hilfe an.“
Das Wort „heilig“ tauche über 450 Mal in der Heiligen Schrift auf und beziehe sich dabei in erster Linie auf Gott selbst als den absolut Heiligen und Quelle aller Heiligkeit; zugleich aber auch auf Menschen, die Gott gehorchten und Seinen Willen erfüllen und tun. „Heilig zu sein ist für uns Menschen möglich, denn wir sind „nach dem Bild und der Ähnlichkeit“ Gottes geschaffen. Im Wesen des Menschen sind von der Schöpfung her alle Wesenszüge Gottes angelegt: die Liebe, die Heiligkeit, die Freiheit, die Weisheit und die Fähigkeit, Gutes zu vollbringen“, so der Metropolit. Er zitierte den rumänischen Theologen und Philosophen Nichifor Crainic, der Heiligkeit „die Erfüllung des Menschseins“ nannte.
Metropolit Serafim schränkte allerdings auch ein: „Die Heiligen, die uns die Kirche zur Verehrung und zur Anrufung um Hilfe und Fürbitte vor Augen stellt, waren keine „Supermenschen“, sondern Menschen wie wir, mit vielen Fehlern, sogar Sünder. Entscheidend ist, dass sie sich von ihren Sünden nachhaltig bekehrt haben. Es waren Märtyrer, die um Christi und ihres Glaubens willen verfolgt oder getötet wurden; andere haben sich in die Einsamkeit oder in die Wüste zurückgezogen, um für die ganze Welt zu beten.“ Heilige seien also Menschen, die ihren Egoismus oder die übermäßige Liebe zu sich selbst und jede Selbstsucht überwunden haben. Abschließend betonte der orthodoxe Erzbischof und Metropolit: „Wenn wir die Heiligen verehren, dann verehren wir Gott selbst, der diese durch Seine Gnade geheiligt hat.“
Pfarrer Thomas Fischer dankte Metropolit Serafim für den Besuch und die Gastpredigt zu Allerheiligen. Er betonte die Bedeutung des Feiertages für die Katholischen Gläubigen und meinte: „Das Hochfest Allerheiligen erinnert uns daran, dass nicht nur die großen und bekannten Gestalten, die heiliggesprochen worden sind, das Ziel erreicht haben, bei Gott zu leben. Die Kirche glaubt, dass noch viel mehr Menschen, auch ganz einfache, das ewige Leben erreicht haben. Das macht uns Mut, dass auch wir uns auf den Weg der Heiligkeit machen können.“
Der rumänische orthodoxe Erzbischof und Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa aus Nürnberg (rechts) bei seiner Predigt zu Allerheiligen in der Herz Jesu Kirche in Selb. Den Gottesdienst zelebrierten Pfarrer Thomas Fischer (links) und Andreas Schobert als Ministrant. Auch der evangelische Pfarrer Dr. Jürgen Henkel aus Erkersreuth wirkte mit.
selb-live.de – Presseinfo