27.4.2025- Vor drei Jahren stellte sich das Selber Unternehmen Elektro Kästner für die wachsenden und neuen Aufgaben besser auf. In der Schlachthofstraße wurde ein neues Betriebsgebäude errichtet. Der Fachbetrieb investierte dabei einen siebenstelligen Betrag in seine Zukunft. Derweil kann die Firma aber auch auf eine lange Tradition zurückblicken. Vor 100 Jahren wurde der Betrieb gegründet.
Es war genau der 1. Mai 1925, damals noch kein gesetzlicher Feiertag, als Willi Kästner und Joseph Pschirrer in der Hutschenreuther Straße 29 den Elektroinstallationsbetrieb „Kästner und Pschirrer“ gründeten. Die beiden mussten dabei nach den Vorschriften für die Ausführung von elektrischen Anlagen des Elektrizitätswerks Selb von 1908 zwei Bedingungen zu erfüllen: Zum einen mussten sie für die beantrage Konzession nachweisen, dass sie die erforderlichen Vorkenntnisse und die entsprechenden praktische Erfahrungen bei der Ausführung der betreffenden Installationen haben. Weiter war eine Sicherheitsleistung in Höhe von 360 Mark zu hinterlegen. Die Voraussetzungen wurden erfüllt, der Betrieb, der die Planung, Ausführung und Überwachung elektrischer Anlagen sowie die Ausführung von elektrischen Licht- und Kraftanlagen vorsah, genehmigt.
Im Januar 1930 stieg Joseph Pschirrer aus, Willi Kästner betrieb die Firma, die mit einer Werkstatt und noch ohne Ladengeschäft nun in der Weißenbacher Straße 20 zu finden war, unter seinem Namen aber weiter. Beschäftigt wurden bis vor Kriegsbeginn zwei Gesellen und ein Lehrling. Doch mit dem Krieg musste das Unternehmen abgemeldet werden: Willi Kästner und seine Mitarbeiter wurden zum Militärdienst eingezogen. Erst im Sommer 1945 konnte mit der Firma wieder neu gestartet werden. Sohn Richard trat 1948 als Lehrling in das Unternehmen ein.
Gerne wird sich in der Firmengeschichte an das Jahr 1952 erinnert. Verkauft wurde die erste vollautomatische Waschmaschine, eine constructa, an einen ortsansässigen Metzgermeister. Der Preis: 2.200 Mark. Das zu einer Zeit, als beispielsweise für einen VW Käfer rund 5.000 Mark hingelegt werden mussten.
Der Umzug in die Innenstadt erfolgte 1955. Hier wurde die Elektro-Firma Gebrüder Ludwig in der Ludwigstraße 36 übernommen und ein Ladengeschäft eröffnet. Willi Kästner beschäftigte damals bereits sechs Gesellen und einen Lehrling. Richard Kästner legte 1956 seine Meisterprüfung im Elektroinstallateur-Handwerk ab. Zwei Jahre später heiratete er seine Ehefrau Brigitte, die ebenfalls in die Firma einstieg. Der Gründer Willi Kästner zog sich 1967 in den verdienten Ruhestand zurück. Er übergab die Firma an Richard Kästner.
1971 folgte der Umzug in die Ludwigstraße 33. Das Ladengeschäft als auch die Lagerräume wurden dabei räumlich ausgeweitet. Das Angebot an Elektrogeräten und Elektroinstallationen sowie der Kundendienst wurden erweitert. 1987 erfolgte ein Anbau. Eine neue Werkstatt, Lagertrakt und Anbau entstanden. Mit Achim Kästner trat 1980 bereits die nächste Generation der Familie als Lehrling ins Unternehmen ein. 1987 legte er die Meisterprüfung ab und übernahm 1999 die alleinige Geschäftsführung.
Stets hat sich der Betrieb immer weiterentwickelt. Der Verkauf von Elektrogeräten im Bereich des Einzelhandels ging der Zeit entsprechend in den vergangenen Jahren naturgemäß zwar zurück, längst aber hat sich das Unternehmen durch Kompetenz in der Planung und Beratung sowie der Qualität der Arbeit regional und überregional einen Namen gemacht. Die Kunden zeigen sich zufrieden, wenn sie bei verschiedenen Projekten aus dem Bereich der modernen Haustechnik begleitet sowie Wünsche und Pläne realisiert werden. Als moderner Fachbetrieb für Elektroinstallationen setzt der Betrieb auf langjährige Erfahrung und qualifiziertes Fachpersonal. „In diesem Bereich sind wir allein in den vergangenen fünf Jahren von 20 auf jetzt 30 Mitarbeiter gewachsen“, steht dem heute 61jährigen Achim Kästner, dessen Kinder fern von der Firma ihren eigenen beruflichen Weg gehen, mit dem 33jährigen aus Waldsassen stammenden Thomas Männer (seit 2017 im Unternehmen) noch ein weiterer Geschäftsführer zur Seite.
Höherer Flächenbedarf unter anderem für Lager konnte Elektro Kästner vor dem Umzug in die Schlachthofstraße durch die Anmietung von Garagen oder dem Ladengeschäft am Schmiedbergl in unmittelbarer Umgebung des Geschäftshauses in der Ludwigstraße noch kompensieren, „doch der Platz reichte uns nicht mehr aus“, weist Achim Kästner neben der schwierig zu bewältigenden Lagerlogistik auch darauf hin, dass vor allem für die Mitarbeiter Sozialräumlichkeiten nur beschränkt zur Verfügung standen.
„Wir wollen uns besser für die wachsenden und neuen Aufgaben unserer Kunden aufstellen und in unsere Zukunft investieren“, war der Schritt zur Erweiterung daher die logische Folge. 1,2 Millionen Euro sollten beim Neubau in die Hand genommen werden, „aber das ist dann leider mehr geworden“, musste das Unternehmen einige Kostensteigerungen schlucken. Doch seit dem Herbst 2022 betreten die beiden Geschäftsführer die neuen, hellen Räumlichkeiten.
Auf 900 Quadratmetern entstand hier eine zweistöckige Lagerhalle, die den Anforderungen des Betriebs und dessen Mitarbeitern entspricht. Etwa ein Drittel des Gebäudes sind für Büroflächen bestimmt. Auch ein kleines Ladengeschäft befindet sich hierin wieder. Während der Kleingerätebereich, der aufgrund der Konkurrenz der großen Elektromärkte, den Discountern und vor allem dem Internet allgemein ohnehin nicht mehr im kleinen, stationären Einzelhandel so gefragt war, so bleibt der Kundendienst gerade im Bereich der Großgeräte wie Waschmaschine und Kühlschrank erhalten.
Die Zukunft im Blick, doch an die lange Tradition des Unternehmens in der Innenstadt erinnern im heutigen Domizil alte Fotos vom alten Geschäftshaus. 100 Jahre Bestehen, das macht Achim Kästner natürlich besonders Stolz. Und klar hat die Firma Elektro Kästner in all den Jahren mit seinem mittlerweile großen Angebotsspektrum angefangen von der Elektroinstallation, der Erstellung kompletter EDV-Vernetzung, der Gebäudeinstallation und Telekomanlagen, Gebäude- und Lichttechnik über den Bau von Antennenanlagen und Blitzschutz bis hin zur effizienten Warmwasserbereitung auch ihre Spuren in Selb hinterlassen. Begleitet wurde die Entwicklung der Porzellanindustrie, verkabelt wurde unter anderem das Gymnasium, tätig waren die Mitarbeiter vom Hallenbad über den Neubau der Sparkassenhauptgeschäftsstelle bis hin zur Kläranlage. Neue Meilensteine und Referenzen am Ort sind das Gebäude der SelbWERK, die Wohngebäude in der Sedanstraße 5 und 7, die Turnhalle der Bognerschule, die IQ-Wohnanlage in der Innenstadt oder wie in den jüngsten Jahren die Digitalisierung der Selber Schulen, der Neubau der Erhard Trading GmbH und aktuell das Autohaus Mocker.
selb-live.de - Michael Sporer