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selbkultur poellmann 0424127.4.2025 - Seit 1970 beschäftigt sich der aus Markneukirchen stammende Werner Pöllmann mit Heimatforschung und Denkmalpflege. Der frühere Gymnasiallehrer veröffentlichte die vierteilige Buchserie „Zwischen Hüben und Drüben“, die sich mit der die Entstehung und dem Wandel grenznaher Regionen in Böhmen über Jahrhunderte hinweg befasst. Beim Verein SelbKultur gab er einen Einblick in Band III seiner Buchreihe.

Mit der Sonderstellung des „Ascher Ländchens“ und der Entwicklung des Grenzübergangs Selb/Wildenau-Asch begann der kurzweilige und durch Bilder aufgelockerte Vortrag.

Im Jahr 1839 wurde der von Selb nach Asch führende Weg zur Zollstraße erklärt und ein Ansageposten errichtet. Damit war ein reger Warenimport und -export verbunden, der 1865 mit Eröffnung der bayerischen Bahnstrecke Hof – Selb-Plößberg – Asch – Eger buchstäblich Fahrt aufnahm. Dass Scharen von Käufern aus Bayern und Sachsen sich in Böhmen mit zollfreien Lebensmitteln eindeckten, konnte Pöllmann ebenso lebendig schildern wie einige Episoden zur blühenden Gastronomie rund um das im Gasthaus „Weidmannsheil“ errichteten „Königl.-Bayerische Nebenzollamt II. Klasse in Wildenau“. Erheiternd wirkt es heute, dass dort per Dokument mit Dienstsiegel die Erlaubnis zum „Grenzübertritt zum Besuche der Grenzwirtschaften“ erteilt werden konnte.

Interessante Details wusste Pöllmann auch zu schildern von den früheren Verbindungen oberfränkischer Dörfer zum Ascher Pfarrsprengel. So gehörten Teile von Mühlbach sowie selbkultur poellmann 04241Wildenau, Lauterbach, Reichenbach „rechts des Baches“, Neuhausen und Schönlind zum Ascher Pfarrbezirk, was die Existenz der sog. „Kirchsteige“ erklärt.

Aufgrund der Inflation der Reichsmark entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg ein kleiner Grenzverkehr in umgekehrter Richtung von Böhmen nach Sachsen und Bayern, was dem „Edion“ – einem Amüsierbetrieb in Wildenau – viele Besucher aus Asch bescherte. Auch die Selber Brauerei „Rauh & Ploß“ betrieb ein „Waldfrieden“ genanntes Pachtlokal unmittelbar an der Grenze. Es herrschte ein sehr reger Schmuggel-Tourismus mit unterschiedlichen Waren hinüber und herüber. Mit dem Bau eines neuen Zollamts auf böhmischer Seite im Jahr 1931 entstand ein privilegierter Durchgangsverkehr zwischen Selb und Bad Elster. Kaum zu glauben, dass damals LKW-Ladeflächen oder Fahrgasträume von Autobussen vom tschechischen Zoll für die Transitstrecke verplombt wurden.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung war der Grenzübergang Selb/Wildenau – Asch für 43 Jahre bis zur Wiedereröffnung am 1. Juli 1990 geschlossen.

Noch nicht überall sind Wunden, die vor, im und nach dem Zweiten Weltkrieg geschlagen wurden, verheilt. Narben werden bleiben, sollen aber in Gegenwart und Zukunft einer guten Nachbarschaft nicht im Wege stehen. Die Buchreihe „Zwischen Hüben und Drüben“ erzählt also nicht nur von jenen vier Jahrhunderten „als Böhmen noch bei Österreich war“, sondern auch von der Zeit davor und danach.            

selbkultur poellmann 04242selb-live.de – Presseinfo SelbKultur; Fotos: privat (Pöllmann) bzw. aus Band III der Buchreihe

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