16.8.2019 - Den Natur- und Umweltschutz haben sich zum bevorstehenden Kommunalwahlkampf wohl alle Parteien und Gruppierungen auf die Fahnen geheftet, so auch die Freien Wähler Selb (FWS). Aus diesem Grund hatten sie für ihren August-Stammtisch das Thema „Was kann die Kommunalpolitik für Umwelt- und Naturschutz tun?“ gewählt
und dazu Mitglieder und alle Interessierten ins TuS-Heim in Erkersreuth eingeladen. Dort erfuhren sie von Fred Terporten-Löhner, Vorsitzender der der Kreisgruppe Wunsiedel im Bund Naturschutz, und BN-Kreisgeschäftsführerin Johanna Marx Expertenmeinungen zum Thema aus kompetenter Quelle. FWS-Vorstandssprecher Stephan Rummel begrüßte laut einer Mitteilung der parteifreien Wählergemeinschaft auch einige Gäste und wies darauf hin, dass die FWS-Stammtische jeden zweiten Dienstag im Monat stets öffentlich seien.
Mit einer Power-Point-Präsentation und viel Herzblut zeigte Fred Terporten-Löhner teils auch sehr emotional die Möglichkeiten der Kommunen, aber auch jedes einzelnen auf, aktiv zum Umwelt- und Naturschutz beizutragen. Er stellte den BN als Verein vor, dem rund zwei Prozent der Gesamtbevölkerung nahe stünden. Den BN gebe es in Bayern seit 100 Jahren, doch sei er heute aufgrund der deutlich spürbaren klimatischen Veränderungen aktuell mehr gefordert denn je. „Der Klimawandel muss unter Beteiligung der Bürger frühzeitig vorbereitet werden, nicht erst wenn die Schmerzgrenze erreicht ist“, sagte Terporten-Löhner, wobei seiner Meinung nach die Reaktion Deutschlands eindeutig zu träge sei. Man müsse davon ausgehen, dass Trinkwasser und Erdöl knapper, dagegen die Wetterextreme zunehmen werden. Auf Dauer gesehen, werde sich auch der Strom verteuern. Da die Gewinnung alternativer Energien häufig auf Widerstand stoße, müsse man sich fragen, „wo der Strom in Zukunft herkommen soll“, so der BN-Vorsitzende, der auch prognostizierte, dass sich die individuelle Mobilität verändern werde. Hier nannte er laut Mitteilung Auto-Sharing, E-Autos, Bahn oder Fahrrad als Alternativen.
Terporten-Löhner plädierte für eine Trinkwasserversorgung in Händen der Kommunen. Es müssten Trinkwasserspeicher und Rückhaltesysteme geschaffen und die Flächenversiegelung vermieden werden. Dabei müssten hier die Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen. Um für die zu erwartenden hohen Temperaturen gerüstet zu sein, gelte es für Beschattung durch Bäume und viel Grün zu sorgen. Hierbei, so der Sprecher, könnte eine Baumsatzung von Vorteil sein. Der Sprecher regte zudem eine energetische Sanierung öffentlicher Gebäude an, wobei es für die Kommunen gelte, die „drei E“ – Energieeinsparung, erneuerbare Energien und Energieeffizienz – zu beherzigen. Auf die Dächer von Neubauten gehörten Photovoltaikanlagen, natürlich mit einer entsprechenden Förderung. Terporten-Löhner regte zudem eine kommunenübergreifende Zusammenarbeit auf dem Energiesektor an. Verbesserung des ÖPNV, mehr Fahrradwege, Mitfahrbörsen sowie Dorfläden zur örtlichen Versorgung sieht er als weitere Möglichkeiten.
Beim Umweltschutz nannte der Sprecher das Anlegen von Blühflächen, Hecken, Biotopen und sprach sich gegen Gewerbeflächen auf der grünen Wiese aus. Zudem kritisierte er den häufig völlig unsensiblen Umgang mit Mulchgeräten und Pestiziden. Kommunen könnten dafür sorgen, Geschäfte und alte Gebäude in den Innenstädten zu erhalten, auf Bioprodukte umzusteigen, den Artenschutz zu fördern und bei der Schaffung von Neuem stets den Naturschutzgedanken zu berücksichtigen. Terporten-Löhner wünschte den jetzigen und zukünftigen Stadträten stets gut Ideen und betonte, dass „Selb, was den Natur- und Umweltschutz betrifft, auf einem guten Weg ist“.
In der Diskussion ergänzte BN-Geschäftsführerin Johanna Marx, dass E-Mobilität nur Sinn mache, wenn der Strom dafür umweltfreundlich erzeugt und die Akkus umweltfreundlich hergestellt werden. Als optimale Alternative zur E-Mobilität nannte sie mit Wasserstoff getriebene Fahrzeuge. Stephan Rummel ging laut Mitteilung auf die vom BN geforderten Energie-Netzwerke ein und erklärte, dass der örtliche Stromanbieter damit vorerst leider gescheitert sei. „Doch die ESM bleibt dran“, so Rummel, der den beiden BN-Vertretern für ihren Vortrag dankte. Für Terporten-Löhner ist es wichtig, bei den Grundbedürfnissen der Bürger, nämlich Wohnung, Kleidung, Essen und Trinken anzusetzen, „und nicht das Rad neu zu erfinden. Ökologische Lösungen müssen auch immer ökonomisch sein,“ betonte er. Angelehnt an die Forderung nach mehr Blühflächen verteilte Adolf Lindner vom FWS-Vorstand Samenmischungen an alle Besucher, damit jeder bei sich tätig werden kann.
Die FWS-Stadträte Erwin Benker, Rudolf Pruchnow und Roland Schneider informierten schließlich noch über aktuelle Themen im Selber Stadtrat, wobei die Schaffung neuer Kindergarten- und Krippenplätze mit an vorderster Stelle stünden. Wie die FWS schreibt, fehlten aktuell über 50 Kita-Plätze. Die schnellste Lösung sehe man darin, im Haus der Diakonie eine Kita-Gruppe einzurichten. Weitere kurzfristig Möglichkeiten würden geprüft, ehe eine neue Kindertagesstätte auf dem Jahnplatz-Gelände für Abhilfe sorgen werde. Eine große Herausforderung auf diesem Gebiet sei auch das Personalproblem in den Kitas. Der Meinung der Stadträte, dass man den Kirchen und der AWO in Selb für ihre Trägerschaften gar nicht genug danken könne, schlossen sich alle Anwesenden an. Weitere Themen waren die Neubaugebiete Kappelland und Stopfersfurth, das Kino, das einen Komplettumbau erfährt, sowie die Abstimmung im Stadtrat, dass Mitglieder des Jugendbeirats bei der Kommunalwahl kandidieren dürfen. Dies wird von den FWS ausdrücklich begrüßt. Die Versammelten stellten abschließend fest, dass im Selber Stadtrat seit jeher gute Arbeit geleistet werde, „und nicht erst in den letzten sechs Jahren“, so Rummel.
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