18.7.2019 - Die Auslastung des Rosenthal-Theaters lag bei Veranstaltungen im großen Haus bei rund 60,5% in der Saison 2017/18 - ein Anstieg von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Gesamtbesucherzahl der „zählbaren“ Veranstaltungen im Großen Saal lag im Durchschnitt der Vorjahre bei rund 34.750. Das teilte Kulturamtsleiter Hans-Peter Goritzka den Mitgliedern des Kulturausschuss des Selber Stadtrats mit.
Der Forderung der Räte, die Werbemaßnahmen zu intensivieren, habe man erneut Rechnung getragen, allerdings natürlich auch mit entsprechendem Mehraufwand. Im Haushaltsjahr wurden deshalb Mehraufwendungen für die Werbung in Höhe von rund 34.000 Euro in Kauf genommen, sonst sind etwa 25.000 Euro jährlich für die Bewerbung des Theaterprogramms vorgesehen. Dennoch, so Goritzka, liege man noch auf dem Niveau wie zu Beginn der 1990er Jahre, die Kosten für Werbung seien in all den Jahren aber drastisch gestiegen.
Trotz allem konnten durch den Theaterbetrieb Mehreinnahmen in Höhe von 61.200 Euro gegenüber der Kalkulation erwirtschaftet werden. Dies zeige, dass im Bereich Kultur im Rahmen der Möglichkeiten vernünftig gewirtschaftet wurde. Aber: Um die Vorgaben, den Theaterbetrieb auf gleichbleibend hohem Niveau zu halten oder gar besser noch zu steigern, müsse deutlich mehr Geld ausgegeben werden als im Haushaltsplan für Gastspiele und Werbung vorgesehen ist. Allein von derzeit jährlich veranschlagten Gastspielhonoraren in Höhe von 184.000 Euro werden im Schnitt 100.000 Euro an Theater Hof und die Hofer Symphoniker gezahlt. Der Rest würde bestenfalls für ein Rumpfprogramm ausreichen.
Das Jahresergebnis im Budget 2018 schloss mit einem Minus von rund 110.000 Euro. Kumuliert seit dem 1.1.2011 beträgt das Minus des Budgets rund 762.600 Euro.
Bei bis zu 200 koordinierenden Belegungstagen sei Personal jedoch erforderlich, zumal auch viele Überstunden geleistet werden. Die Bandbreite der Nutzungen des Theaters sei von eigenen Veranstaltungen bis hin zu Empfängen und Firmenpräsentationen groß. Positiv angesehen werden die vielfältigen Aktionen der Schulen. Neben dem Spielbetrieb werden auch Kunstausstellungen und die „Wochen des Weißen Goldes“ organisiert. Im Rosenthal-Theater selbst sind zwei Meister für Veranstaltungstechnik, ein Bühnenhandwerker sowie zwei Reinigungskräfte mit je 30 Wochenstunden beschäftigt. Die Techniker und die Reinigungskräfte betreuen dabei auch die Musikschule.
In der Verwaltung wechselte im Jahr 2016 die Besetzung auf der zweiten Sachbearbeiterstelle im Bereich Kultur, einhergehend mit einer Reduzierung der Wochenstundenzahl auf dieser Stelle von 30 auf 25 Wochenstunden. Inzwischen ist die zweite Sachbearbeiterstelle mit 29 Wochenstunden besetzt.
„Freizeiteinrichtungen sind keine Prestigeobjekte. Sie dienen der Daseinsvorsorge, dienen als Anreiz für Investoren und Arbeitskräfte, letzten Endes der Lebensqualität in der Stadt und der Region“, sieht Hans-Peter Goritzka kulturelle Einrichtungen und ein vielfältiges Kulturangebot als wichtigen Standort- und Wirtschaftsfaktor.
Diese Ansicht ist auch der Kulturausschuss des Selber Stadtrats. So sprach Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch seinen Dank für die geleistete Arbeit aus. Das Rosenthal-Theater und sein vielfältiges Programmangebot, das auch von vielen Fremdveranstaltungen wie von Schulen, Laienschauspielgruppen, Musikern und Unternehmen gleichermaßen genutzt und somit unterstützt werde, wolle man mit aller Kraft aufrecht erhalten.
Umso mehr ging das Gremium mit dem Antrag der SPD-Fraktion konform, den Budgetansatz für das Rosenthal-Theater an reine realistisch anzusetzende Größe anzupassen und ab dem Jahr 2020 um 100.000 Euro zu erhöhen. Gebeten wird, diese Größe in den Haushaltsplanungen bereits mit aufzunehmen, eine endgültige Entscheidung würde dann der Stadtrat bei der Verabschiedung des Haushaltes treffen. Walter Wejmelka (SPD): „Ein wirtschaftlich verantwortlicher Umgang kann bei Betrachtung dieser Zahlen nur zwei Maßnahmen zur Folge haben: entweder eine reelle Erhöhung des Budgets, oder eine drastische Ausdünnung des Programmes. Letztere Lösung kann nach unserer Ansicht nicht das Ziel sein. Wir alle sind uns über unsere Alleinstellungsmerkmal Rosenthal-Theater in der Region und die Wichtigkeit eines Kulturangebotes auf hohem Niveau als Standortfaktor bewusst!“ Ziel müsse es sein, das Theater-Angebot auch weiter zu erschwinglichen Preisen anzubieten.
Abgesehen von ohnehin stets zeitlich angepasst moderat durchgeführten Preisanhebungen fordert Rudolf Pruchnow (FWS), die Ticketpreise deutlich zu erhöhen. „Vier bis fünf Euro sollten möglich sein und kann sich jeder Theaterbesucher leisten“, meinte er in der Sitzung. Er verwies auf deutlich höhere Eintrittspreise bei Veranstaltungen in anderen Städten, zu den die Besucher gar teils noch weite Fahrten bis hin zu Übernachtungskosten auf sich nehmen würden. Und: „Bei einem Glas Sekt für 3,50 Euro beschwert sich ja auch keiner“, ergänzte Pruchnow. Diese Meinung nicht teilen wollte Dorothea Schmid (SPD). Sie kenne schon längst Menschen, die aufgrund der hohen Preise sich im Theater keine Getränke mehr leisten könnten. Eine, wie vorgeschlagen, drastische Erhöhung der Eintrittspreise könnte zu einem Besucherrückgang führen. Ziel sollte es sein, dieses Kulturangebot möglichst vielen potentiellen Zuschauern anbieten zu können.
Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger Selb) ergänzte angesichts des großen Einzugsgebietes, die Bemühungen im Kreisrat zu forcieren, die freiwillige Leistung des Landkreises für die Unterstützung der beiden großen kulturellen Einrichtungen im Landkreis – neben dem Rosenthal-Theater auch die Luisenburgfestspiele – von derzeit gesamt 50.000 Euro auf 100.000 Euro zu verdoppeln.
selb-live.de – Michael Sporer