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esm nahwaerme 122518.12.2025 - Der Selber Stadtrat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der geplanten Errichtung einer Nahwärmeversorgungszentrale für das Schulzentrum an der Vorwerkstraße befasst und einen Grundsatzbeschluss zur Standortwahl gefasst. Grundlage der Beratung war ein von der Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM) vorgelegtes Konzept, das die Versorgung der Schulen künftig über eine zentrale, überwiegend auf erneuerbaren Energien basierende Anlage vorsieht.

Die ESM plant den Bau einer Heizzentrale zur Versorgung des Schulzentrums mit Hackschnitzelwärme aus regionalen Quellen. Im Vorfeld wurden mehrere mögliche Standorte im westlichen und südlichen Umfeld des Schulzentrums untersucht, darunter Flächen westlich und südwestlich des Sportgeländes, das Areal der ehemaligen Lampert-Hallen sowie nun ein Standort an der Vorwerkstraße im Anschluss an das Ausbildungszentrum der Handwerkskammer. Letzterer - hier befindet sich aktuell eine Interimslösung für einen Kindergarten, Fertigstellung des geplanten Neubaus bis 2028 auf dem Jahnplatz - wurde vom Vorhabenträger als Favorit benannt und bildet die Grundlage des Antrags.

Nach Angaben der ESM erweist sich dieser Standort aus technischer und wirtschaftlicher Sicht als am geeignetsten. Ausschlaggebend seien insbesondere der geringe Leitungsbedarf, die vorhandene Infrastruktur sowie kurze Wege zu den Hauptabnehmern, allen voran den Schulen. „Solche Projekte stehen und fallen mit der Wirtschaftlichkeit“, erläuterte Dominic Blechschmidt, Projektleiter Wärme bei der ESM. Ziel sei es, möglichst schnell und kosteneffizient eine zuverlässige Wärmeversorgung für das Schulzentrum sicherzustellen.

Die geplante Anlage besteht aus einem kompakten Heizwerk mit Hackschnitzellager, Abgasanlage, Heizwasser-Pufferspeichern sowie einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Eine spätere Erweiterung um eine Hybridanlage soll bei der Standortwahl berücksichtigt werden. Die Anlieferung der Hackschnitzel ist an Werktagen außerhalb der Schulwegzeiten zwischen 7 und 18 Uhr vorgesehen; derzeit wird von rund 80 Lkw-Anfahrten pro Jahr ausgegangen. Das Gelände soll eingezäunt und die Grundstücksgrenzen begrünt werden.

Die Grundstücke an der Vorwerkstraße befinden sich im Eigentum der Stadt Selb. Die Erschließung der Heizzentrale sowie die Anbindung an Ver- und Entsorgungsleitungen sollen ebenfalls über die Vorwerkstraße erfolgen. Stadtplanung und Tiefbau haben den Standort bereits im Hinblick auf den Flächennutzungs- und Bebauungsplan geprüft. Der Bereich ist im Flächennutzungsplan als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Zwar liegt das Vorhaben im Geltungsbereich eines Bebauungsplans mit Festsetzung als Grünfläche für Sport- und Spielanlagen, jedoch ist der Bau der ursprünglich vorgesehenen Umgehungsstraße „Westring“ inzwischen nicht mehr vorgesehen. Mit einer Änderung des Bebauungsplans kann Baurecht für die Heizzentrale geschaffen werden, vorbehaltlich noch ausstehender Schall- und Immissionsschutzgutachten.

Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch verwies in der Sitzung auf den zeitlichen Druck, unter dem das Projekt steht. Die Heizungsanlagen im Schulzentrum – darunter auch die Dr.-Franz-Bogner-Schule – müssten zeitnah erneuert werden. Zudem sei der ursprünglich angedachte Standort in der Jahnstraße derzeit nicht realisierbar, da die Umsetzung des geplanten Neubaus eines Seniorenheims durch die AWO zeitlich noch nicht absehbar sei, und damit derzeit ein wichtiger Großabnehmer noch fehle. „Der Standort an der Vorwerkstraße ist für die schnelle Versorgung des Schulzentrums deutlich besser geeignet“, so Pötzsch.

In der Diskussion äußerten Stadtratsmitglieder auch Bedenken, insbesondere hinsichtlich der Verkehrssituation in der Vorwerkstraße, die zu Schulbeginn und -ende stark frequentiert ist. Angesprochen wurden zudem Fragen zur Größe der Anlage, zur Höhe von Gebäuden und Kamin sowie zur Notwendigkeit einer besseren Visualisierung für Anwohner. Vertreter der ESM sagten zu, diese Aspekte im weiteren Planungsverlauf zu berücksichtigen und entsprechende Konzepte – etwa zu Verkehr, Rettungswegen und Immissionsschutz – im Rahmen des Bauleitverfahrens vorzulegen.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die mögliche spätere Erweiterung des Nahwärmenetzes, etwa in Richtung Jahnstraße oder weiterer Abnehmer. Nach Angaben der ESM ist eine Erweiterung technisch grundsätzlich möglich, jedoch abhängig von der Anschlussdichte und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Auch Übergangslösungen, etwa über mobile Heizzentralen oder hybride Systeme, seien denkbar, um zeitliche Überschneidungen – etwa mit dem geplanten Neubau eines Kindergartens am Jahnplatz – zu überbrücken.

Am Ende der Beratung nahm der Stadtrat das vorgestellte Konzept zur Nahwärmeversorgungsanlage am Standort Vorwerkstraße zur Kenntnis und fasste den Grundsatzbeschluss zur Standortwahl. Mit der Entscheidung ist noch kein Baurecht geschaffen; vielmehr bildet sie die Grundlage für die weiteren planerischen Schritte, einschließlich der Änderung des Bebauungsplans und der detaillierten Ausarbeitung von Verkehrs-, Immissions- und Erschließungskonzepten.

esm nahwaerme 1225selb-live.de – Grafik Stadt Selb

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