13.5.2016 – Das Jugend- und Kulturzentrum JAM hat neue Nachbarn. Endlich, so mag man sich denken, war der linke Teil des modernen Gebäudekomplex doch noch nie belegt gewesen. Ein Jugendhotel hätte sich hier ursprünglich wiederfinden sollen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Gemeinnützig
habe der Betreiber des Hauses schließlich sein müssen, sonst hätte die Stadt gar einen Teil Fördermittel für den Bau zurückzahlen müssen. Vielfach Ideen zur Belebung des Traktes wurden erörtert. Nun kehrt hier mit dem Familienzentrum FAM Leben ein. Offiziell eröffnet wurde es am Freitagvormittag im Beisein einiger Ehrengäste. Am Nachmittag nutzte die interessierte Bevölkerung die Gelegenheit, im Rahmen eines „Tag der offenen Tür“ vor Ort sich selbst ein Bild von den Räumlichkeiten zu verschaffen.
Betrieben wird das FAM durch das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF). Die Einrichtung selbst bietet mehr als nur ein neues Wohnkonzept. Die zehn Appartements in den Größen zwischen 19 und 38 Quadratmetern sollen ein Zuhause sein für Mieter aller Generationen und Lebensphasen, ob Auszubildende, Senioren oder Alleinerziehende mit Kindern. Bereits jetzt sind fünf Wohnungen an junge Leute vermietet. Ergänzt wird das Wohnungsangebot durch begleitende Betreuungs- und Veranstaltungsangebote, wie den wöchentlichen Mittagstisch mit günstigen Gerichten oder die regelmäßigen Treffen für Rollstuhlfahrer. Über das Jahr locken verschiedene Veranstaltungen ins hauseigene Kunst- und Kulturcafé. Fachlich wird das FAM-EJF Familienzentrum durch eine eigene Bildungspädagogin unterstützt, deren Position (Halbtagsstelle) extra neu geschaffen wurde. Hierüber sollen die verschiedenen Angebote des FAM und des JAM auch koordiniert werden. Auch gemeinsame Veranstaltungen sind angedacht.
Für Selbs Oberbürgermeister Uli Pötzsch ist der Einzug des FAM ein wichtiger Meilenstein. Das wohlwissend, dass ein weiterer Leerstand auf Dauer nicht finanzierbar gewesen wäre. Nun fallen für die Stadt schon mal die Nebenkosten weg. Zwar habe man auch keine Mieteinnahmen, mit dem neuen Konzept und folglich mit den angebotenen sozialen Leistungen habe man nun in die Gesellschaft investiert. „Eine gute soziale Versorgung vor Ort ist sehr wichtig“, ist sich Pötzsch sicher. Er blickte in seinen Worten bei der Eröffnungsfeier aber auch noch einmal zurück. Im Oktober 2008 hat der Stadtrat beschlossen, das ehemalige in die Jahre gekommene Jugendzentrum samt Nebengebäude abzureißen. Im Jahr 2010 wurde der Grundstein für das neue Gebäude gelegt. Für die Architektur zeichnen sich Architekten aus Spanien verantwortlich, die als Siegerteam aus dem Architektenwettbewerb EUROPAN 9 hervorgegangen sind. Im Januar 2014 ging das JAM an den Start und ist seitdem als eine von Jung und Alt sehr gut angenommene Begegnungsstätte eine Erfolgsstory. Auch aber erinnerte Pötzsch an die schwierige Aufgabe, dem Teil des Jugendhotels Leben einzuhauchen. Mit 16 möglichen Betreibern habe man teils intensive Gespräche geführt. Die weitere Idee eines Lehrhotels scheiterte an einer zu geringen Anzahl an Bewerbern für dieses an sich interessante Projekt. Nun kann er dem EJF für die Umsetzung des Familienzentrums danken. Dass dies ebenso erfolgreich werden wird, daran hat er keinen Zweifel, schätze man das EJF in der Stadt schließlich schon seit einigen Jahren als sehr guten Partner. Das FAM als Begegnungsstätte für alle Generationen sieht der Oberbürgermeister als großen Gewinn für die Stadt.
Norbert Schweers, Vorstand des EJF, und Anja Krauß-Ranzinger, EJF-Verbundleiterin Bayern und Thüringen, dankten den Worten Pötzschs als denen seitens weiterer Ehrengäste. Sie sehen mit dem FAM zwar eine Herausforderung, wissen sich in der Stadtgesellschaft schon allein aus der Erfahrung heraus in guter Gesellschaft. Auch die Unterstützung, nicht nur bei notwendigen Umbaumaßnahmen, sei hervorragend gewesen. Auf diese baue man auch in Zukunft und arbeite gerne mit dem Rathaus als auch dem JAM zusammen.
Information
Das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk ist ein diakonisch-sozialer Träger aus Berlin mit bundesweit über 120 Einrichtungen. Die Hauptaufgabenfelder des EJF sind die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, die Behindertenhilfe, Altenhilfe sowie die Arbeit mit Asylsuchenden und Flüchtlingen. In Bayern ist das EJF an sechs Standorten mit verschiedenen Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätig, in Selb bereits seit zehn Jahren, u.a. mir der Jugendhilfeeinrichtung Gut Blumenthal. Seit einem Jahr betreut das EJF in Bayern auch integrative Projekte für unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA).