30.4.2016 – Im Doppeltakt perfekt aufeinander abgestimmt haben zwei Kräne den Rotorenstern der dritten Anlage im Windpark Vielitz in luftige Höhen gehoben: Am Freitagabend war das dritte und damit vorletzte Windkraftwerk dann fertig montiert. „Es braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl
an den Steuerknüppeln, um den zusammengebauten Stern mit den drei 60 Meter langen Flügeln im Gesamten hoch zur Gondel zu ziehen. So exakt wie Profitänzer müssen die Kranführer aufeinander reagieren und ihre Fahrzeuge bewegen“, erzählt Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM).
Das Unternehmen hat den Windpark initiiert, um die erneuerbare Energieerzeugung in der Region auszubauen. Und so geht das sogenannte Sternziehen: Wenn die Rotoren am Boden vormontiert sind, hängt der Hauptkran sie an der Nabe zentral an seinen Haken. Ein Hilfskran kümmert sich um das dritte Rotorblatt. „Das ist einfache Physik: Wenn der Stern nur von einem einzigen Kran hochgezogen würde, hinge ein Rotorblatt sofort in der Luft, zwei weitere würden in den Boden gedrückt“, erklärt Projektleiter Christoph Broßmann von der ESM und ergänzt: „Die mechanische Belastung wäre zu groß. Deshalb stabilisiert der Hilfskran die Blätter, bis der gesamte Stern über dem Boden schwebt.“ Dabei bewegen sich die Fahrzeuge mitunter in verschiedene Richtungen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Ist der Stern aufgerichtet, zieht der Großkran ihn hoch zur Gondel auf 140 Meter Höhe. Zwei Monteure an der Spitze des Turmes kommunizieren dabei permanent mit dem Kranführer, um Zentimeter für Zentimeter den Rotorenstern mit einem Gewicht von etwa 70 Tonnen an die richtige Stelle zu manövrieren.
Unter Windparkbauern gilt das Sternziehen an einem Stück als das Richtfest eines neuen Parks. In Vielitz ist dieses Verfahren erst bei der dritten Anlage angewandt worden. Bei den beiden ersten Anlagen – die bereits fertig sind – wurden die drei Rotorblätter einzeln montiert. „Das Platzangebot rund um die Anlage entscheidet über die Technik für die Rotorinstallation – Blatt für Blatt oder am Stück“, erläutert Christoph Broßmann. Vor dem Sternziehen montieren Monteure den Triebstrang: Seine wesentlichen Bauteile – wie etwa Rotorwelle, Getriebe, Kupplung, Bremse und Generator – müssen passgenau mit der Anlage verbunden sein. „Der Triebstrang überträgt die Drehbewegung des Rotors auf den Generator, der ist das eigentliche Herzstück einer jeden Windkraftanlage“, sagt Christoph Broßmann. Vier bis fünf Stunden arbeiten dazu zwei Fachmänner, bis jede Schraube an der richtigen Stelle sitzt.
Die Arbeiten am Windpark kommen gut voran: „Wir liegen sehr gut im Zeitplan, so dass uns nur noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte“, informiert Klaus Burkhardt. Die Inbetriebnahme des Parks ist für Ende Mai vorgesehen. Drehen sich dann die Räder der vier Anlagen, werden sie Ökostrom für rechnerisch rund 6.000 Durchschnittshaushalte erzeugen. Damit bringt die ESM auch die Energiewende in der Region ein weiteres Stück voran. 11.000 Tonnen Kohlendioxid erspart der Windpark dem Klima pro Jahr gegenüber konventioneller Stromerzeugung aus fossilen Quellen. „Der Umbau der Energieversorgung in Deutschland ist eine große Herausforderung für die Gesellschaft. Wir nehmen unsere Verantwortung als kommunales Unternehmen gerne an und gestalten gemeinsam mit den Bürgern eine umweltschonende und nachhaltige Energiezukunft“, betont Klaus Burkhardt.
selb-live.de – Presseinfo ESM