25.6.2018 – Über zwei Jahrzehnte führten das wertvolle Altarkreuz und der Tabernakel der Wiener Künstlerin Isolde Maria Joham buchstäblich ein Schattendasein im Beichtraum der katholischen Heilig Geist-Kirche in Selb. Im Rahmen einer Neugestaltung der Seitenkapelle
Mitte der 90er Jahre wurden die wertvollen Altarstücke gegen andere ausgetauscht und fanden nur noch einen Platz im Beichtraum. Dort waren sie allerdings für die Gemeinde im Gottesdienst nicht sichtbar und erfüllten auch nicht mehr ihre liturgische Bestimmung. Nun hat die Pfarrgemeinde beschlossen, diese wertvollen Kunstwerke wieder an ihren Stammplatz zurückzuführen.
Das Kreuz und der Tabernakel sind Werke der österreichischen Künstlerin Isolde Maria Joham. Sie vermisste beides bei einem Besuch der Kirche 2017 im Seitenaltar. „Frau Joham hat in Selb einige Kunstwerke für die Katholische Kirche geschaffen. So etwa das große Christus-Mosaik ‚Himmlisches Jerusalem‘ in der Herz Jesu-Kirche sowie das große Glaskreuz und sämtliche Glasfenster der Heilig Geist-Kirche und eben diese Altarstücke aus der Seitenkapelle“, berichtet Pfarrer Johann Klier. Zu diesen beeindruckenden Glasfenstern zählen besondere Motive wie etwa die Fenster zu Pfingsten, zum Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen nach dem Buch des Propheten Daniel, die Darstellung des Auferstandenen sowie der Gottesmutter Maria sowie das Sonnenfenster und das Mondfenster.
Die hochbetagte Künstlerin ist Selb und ihren Kunstwerken immer eng verbunden geblieben. In einem Brief an Pfarrer Klier schreibt sie aus Wien: „Überall dort, wo ein Künstler seine Werke geschaffen hat, bleibt eine starke Verbindung bestehen. Der Künstler fühlt sich dort wie zu Hause, der Ort wird zu seiner zweiten Heimat. Selb wurde so zu einem Teil von mir.“ Pfarrer Klier freut sich über die Anteilnahme der Künstlerin an ihren Kunstwerken bis heute. „Das zeigt die innere Verbundenheit und macht auch deutlich, dass dies nicht nur reine Auftragswerke waren, sondern die Seele der Künstlerin in diesen Werken lebt.“
Das gilt besonders für die beiden Werke, die Joham 1962 für den Seitenaltar der Heilig Geist-Kirche geschaffen hat. Der Tabernakel besteht aus einem vergoldeten Bronzeguss in einzelnen Platten. Die Vorderfront kennzeichnen Türen in wellenförmigem Relief. Diese zeigen geschwungene und nach oben offene Linien. Die Linien stehen für betende, lobpreisende Hände, die den Leib und das Blut Christi im Kreuz darüber symbolisch zum Himmel empor tragen. Eine tiefsinnige Interpretation der Darbringung der eucharistischen Gaben bei der Messfeier.
Das farbenstarke Kreuz darüber ist aus vergoldetem Bronzeguss und rotem Emailglas gefertigt und ist ebenfalls ein besonders eindrucksvoll gestaltetes Kunstwerk. Das Kreuz und der Körper Christi sind dabei zu einer Einheit verschmolzen. Die zellenförmigen Vertiefungen im Metall, die den Leib Christi darstellen, sind gleichsam mit dem Blut Christi aus dem roten Emailglas aufgefüllt. Joham konnte die Werke seinerzeit selbst herstellen in den Werkstätten ihres Kollegen Professor Nedbal.
Das künstlerische Vorbild für die beiden Kunstwerke ist der weltbekannte „Verduner Altar“ von 1181 aus dem Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg. Schon das Vorbild ist in dieser alten Metall-Email-Technik geschaffen. Nun werden diese beiden liturgisch so wichtigen Sakralwerke also wieder an ihrem Originalplatz in der Seitenkapelle zu sehen und zu bewundern sein und auch ihren liturgischen Dienst wieder erfüllen. Und sie laden zu Gebet und Andacht ein. Der neue schmucke Altarstein aus italienischem Traventin-Stein, auf dem beides künftig steht, wurde gestiftet. Fachgerecht gereinigt und aufgefrischt wurde das Kreuz von dem Selber Künstler Reinhard Wiedenbeck, der bei Frau Professor Joham einige Zeit in Wien an der Akademie für Angewandte Künste studiert hat.
Dass ihre beiden Kunstwerke jetzt an den angestammten Platz in der Seitenkapelle zurückkehren, entspricht übrigens auch dem Wunsch der Künstlerin. Dabei hat der Erzbischof von Wien nun das Nachsehen. Denn eigentlich wollte Joham das schöne wie wertvolle Kreuz dem Erzbischof schenken, sollte es in der Heilig Geist-Kirche nicht mehr gebraucht werden. Da sie aber Kreuz und Tabernakel als Einheit geschaffen hat, sollten diese auch so in Selb verbleiben.
Die Kirchengemeinde wird die Wiedereinsetzung des Tabernakels und des Kreuzes in einer feierlichen Messe am kommenden Sonntag, 1. Juli, vollziehen. Der von Pfarrer Hans Klier zelebrierte Festgottesdienst beginnt um 9.30 Uhr und wird vom Kirchenchor der Pfarrei Heilig Geist unter der Leitung von Judith Rösner-Hauswurz sowie Organist Josef Kötzner an der Orgel musikalisch gestaltet werden. Die Pfarrgemeinde und auch interessierte Gäste sind dazu herzlich eingeladen. Im Anschluss gibt es Kaffee und Kuchen.
selb-live.de – Presseinfo