26.10.2017 – Lärm, Raserei und Müll auf dem Hallenbadparkplatz. Direkte Anwohner im Wohngebiet Kappel fühlen sich insbesondere in den Sommermonaten von lauter Musik bis hin zu nervtötenden Geräuschen von Auspuffanlagen sichtlich gestört. Ein Thema,
das ernst genommen wird. Schon im Stadtrat in der Juli-Sitzung wurde darüber lange mit Pro und Contra heiß diskutiert. Nun hatten die Anwohner als auch die angesprochenen Nutzer des öffentlichen Parkplatzes im Rahmen einer eigens einberufenen Bürgerversammlung im Selber Rathausaal die Gelegenheit, sich zu äußern und Anregungen einzubringen. Dies mit dem Ziel, so Oberbürgermeister Uli Pötzsch, eine Grundlage für den Stadtrat zu schaffen, auf der eine gute Entscheidung gefunden werden kann. Klar aber: eine richtige Lösungsfindung ist nur sehr schwer zu finden. Denn Pötzsch stellte klar, dass es gut sei, dass sich junge Leute treffen und miteinander Zeit verbringen. Das natürlich aber mit dem Verständnis, auch Respekt denjenigen zu zollen und Rücksicht zu nehmen auf Personen, die sich durch einen entsprechenden Lautstärkepegel gestört fühlen. Und auch betonte das Stadtoberhaupt, dass man nicht den Fehler machen dürfe, bestimmte Gruppen unter Generalverdacht zu stellen. Nur wenige daraus würden sich negativ verhalten.
Am Hallenbadparkplatz wird von Anwohnern beklagt, dass von dem genannten Parkplatz aus Rennen gefahren werden und sowohl von den Fahrzeugen als auch vom sonstigen Verhalten der Fahrer aus eine unzumutbare Belästigung erfolgt. Laufende Motoren und laute Gespräche würden ebenso direkt nebenan stören, vor allem in den Abendstunden. Pötzsch erklärte, dass man in den vergangenen Monaten bereits viel unternommen und versucht hätte. Er selbst habe schon vor über einem Jahr vor Ort mit Jugendlichen gesprochen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. In der Bürgerversammlung anwesende junge Erwachsene erklärten aber, dass es sich in der Tat nur um wenige Ausnahmen handeln würde. Sie selbst würden sich lediglich treffen wollen und sich weitgehend ruhig verhalten. Vielmehr verweisen sie auf Schüler aus dem nahen Wohnheim, die hier lautstark feiern würden und ihren Müll hinterlassen. Auch Anwohner mahnten gerade die Blockschüler an, wenngleich man auch diese, so Pötzsch, ebenso nicht unter Generalverdacht stellen dürfe. Erst am Vortag der Bürgerversammlung habe ein Anwohner als Quittung aufs direkte Ansprechen und die Bitte, sich doch ruhiger zu verhalten, damit die junge Tochter schlafen könne, wieder Müll im Vorgarten vorfinden können. Und die Polizei: „Auch uns grinst man oft nur frech an. Denn wir haben vielfach keine Handhabe, um beispielsweise einen Platzverweis zu erteilen“, erklärte seitens der Polizeiinspektion Marktredwitz Wolfgang Kemnitzer. Jedem Beschwerde-Anruf der Anwohner gehe man nach, „doch unsere Maßnahmen sind begrenzt. Die rechtliche Grundlage fehlt!“ Bei Anwesenheit der Polizei seien vor Ort meist auch alle brav. „Ross und Reiter“ könne meist auch nicht genannt werden, als es beispielsweise anders wäre, würde man sich an einem Sonntag von jemanden bestimmten gestört fühlen, wenn dieser Rasen mäht und somit eine Ordnungswidrigkeit begeht. Weiter habe man bislang nur Beschwerde-Anrufe erhalten, eine direkte Anzeige, die dann mehr Handlungsspielraum zulässt, habe es bis dato noch nicht gegeben.
In Sachen Geschwindigkeit wurde durch die Stadt nun ein Test durchgeführt. Als Interimslösung wurde eine Parkplatzzufahrt durch Pflanzkübel und Warnbaken gesperrt, ein direktes rasches Durchfahren wird somit unterbunden. Eine erste Verbesserung konnte festgestellt werden. Als ein Ansatz sieht Pötzsch nun die Möglichkeit, den Parkplatz in zwei Hälften aufzuteilen. Die eine Seite dient als Parkplatz für das Hallenbad, die dazugehörige Gastronomie und als öffentlicher Parkplatz, der oft auch von Pendlern genutzt wird. Die andere Seite könnte man als Parkplatz für die Blockschüler ausweisen, damit zugleich die angespannte Parkplatzsituation in der Jean-Paul-Straße entschärfen. Ein Durchrasen könnte durch diese Lösung verhindert werden. Möglicherweise müsse man eine mobile Absperrmöglichkeit in Betracht, um z.B. im Winter die Schneeräumung zu erleichtern. Und um der Polizei eine deutliche Rechtsgrundlage zu ermöglichen, wird nun eine Satzung erarbeitet. „Diese Verordnung soll genau regeln, wie sich auf dem Parkplatz verhalten werden muss“, erklärte aus der Haupt- und Rechtsabteilung Nicole Abraham. Bei Nichteinhaltung besteht dann die Möglichkeit, Platzverweise auszusprechen. Auch Bußgelder können drohen. Bezugnehmend auf die Blockschüler soll, so die Bitte in der Bürgerversammlung, noch einmal eindringlich die Heimleitung in die Pflicht genommen werden, die Schüler zu sensibilisieren.
Seitens Kappel-Bewohner wurde außerdem vermehrtes Autorasen im Schönwalder Weg beklagt. Analog der Problematik am Hallenbadparkplatz verwies Pötzsch auch in diesem Fall darauf, dass es sich hier wohl nur um Einzelne handeln würde, die bewusst zu schnell fahren wollen. Tempo 30 und Rechts-vor-Links seien eigentlich vorgegeben und einzuhalten. Die Polizei verwies auf die Schwierigkeit von Kontrollen, müssen bei einer Lasermessung doch bestimmte Vorgaben eingehalten werden, die hier allerdings schwer umzusetzen seien. Auch habe man seitens der Stadt versucht, im Schönwalder Weg Hindernisse aufzustellen, beispielsweise mittels Blumenkübel. Dadurch sollte das Tempo der Fahrzeuge abgebremst werden. Allerdings beklagten die direkten Anwohner dann den Mangel an zur Verfügung stehender Parkmöglichkeiten. Wohl aber sei dies vermehrt ein Problem in den Wintermonaten gewesen, dazu war man diese Hindernisse und ggf. eine etwas größere Entfernung vom Parkplatz zum eigenen Haus (noch) nicht gewohnt. In der Bürgerversammlung sprach man sich überwiegend nun aber dafür aus, mit Hilfsmitteln wie Hindernissen oder Fahrbahnschwellen gegen hohes Tempo vorzugehen.
selb-live.de – Michael Sporer