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bv selb 2017119.10.2017 - Etwas mehr als zwei Stunden lang dauerte die kurzweilige Bürgerversammlung der Stadt Selb in der Jahnturnhalle. Und dass diese alljährlich im Oktober stattfindende Veranstaltung so gut wie schon lange nicht mehr besucht wurde, das erfreute Oberbürgermeister Uli Pötzsch besonders.

„Das ist ein ganz starkes Zeichen. Ein Signal für die Zukunft“, betonte er, dass Bürgerbeteiligung sehr groß geschrieben werde. Viele würden sich immer wieder beteiligen und positiv einbringen. „Wir entwickeln die Stadt gemeinsam“, weiß er um die vielen und gut genutzten Instrumente. Und natürlich sieht er eine absolute Aufbruchstimmung in Selb. Die Pläne zur Outletcity Selb, der Masterplan, die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen Selb2023, viel tut sich in der Stadt. Und insbesondere der Mut der Unternehmer zur Neuorientierung habe großen Anteil daran, dass Selb längst die Talsohle durchschritten bv selb 20171habe. Die Zeit des Jammerns sei längst vorbei. Auch die Stadt selbst, die sich noch in haushaltsloser Zeit befindet, habe einen guten Weg der Konsolidierung finden können. „Vor wenigen Jahren hatten wir noch über 42 Millionen Euro Schulden. Bis zum Jahr 2017 wurden gar über 60 Millionen Euro prognostiziert. Jetzt liegen wir unter 30 Millionen Euro Schulden“ – und das, obwohl man dennoch elementar wichtige Investitionen wie beim Breitbandausbau und einigem mehr getätigt habe. „Der Sparkassenbrunnen läuft wieder und so läuft es auch wieder bei uns“, sieht Pötzsch in diesem Beispiel Symbolwirkung für Selb.

Nach den Begrüßungsworten des Rathauschefs präsentierte Nadja Hochmuth aus dem Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus einen kurzen Umriss über die Geschehnisse in den vergangenen Monaten. Sie erwähnte hierbei den Breitbandausbau. Flächendeckend sind nun seit kurzem alle Ortsteile an das schnelle Internet angebunden. Über das Programm „Bayern WLAN“ wird zudem im Innenstadtbereich ein kostenfreies WLAN angeboten, das sich großer Beliebtheit erfreut. Weiter ließ sie einige bemerkenswerte Zahlen folgen: 7.197 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, was eine Zunahme in den Jahren 2014-2016 von rund 460 entspricht, über 4.100 Einpendler und einem Pendlersaldo von rund 1.600 – vieles habe sich in den vergangenen Jahren zum Positiven entwickelt. Hochmuth berichtete dazu über einige Geschäftseröffnungen und rund 85 Millionen Euro Gesamtinvest der hiesigen Unternehmen. Derzeitige Großinvestitionen der Unternehmen am Standort lassen weiter positiv in die Zukunft blicken. Von städtischer Seite tausche man sich im Rahmen von Firmenbesuchen mit den Unternehmen aus.

bv selb 20173Ebenso berichtete Hochmuth im Bereich Tourismus von einer guten Resonanz des Wohnmobilstellplatzes. So konnten allein am Wohnmobilstellplatz in diesem Jahr über 1.100 Wohnmobilübernachtungen registriert werden. Auf Messebesuchen habe man für den Stellplatz als auch für die Stadt selbst großes Interesse in Erfahrung bringen können. Über 45.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr sind eine erneute deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kommen zahlreiche Tagestouristen. Auch im kommenden Jahr wird sich Selb zusammen mit der Touristzentrale Fichtelgebirge auf mehreren Messen präsentieren. Hochmuth erwähnte außerdem das in der Touristinfo neu installierte Infoterminal. Von den Entwicklungen zu einer Outletcity Selb verspricht sich die Wirtschaftsförderin einen weiteren enormen Aufschwung beim Tourismus. Hochmuth ging außerdem auf einige durchgeführte Veranstaltungen ein. Im Zeitraum vom Porzellinerfest bis zum Festival Mediaval schätzt man die Besucherzahl gar auf rund 60.000. Auch die Sommerlounge am Porzellanikon sei sehr gut angenommen worden.

Berichtet wurde außerdem vom neuen Stadtmagazin „Selbstportrait“ über die Nutzung von sozialen Medien im Bereich der Werbung und Kommunikation sowie der Porzellankanne als „Selb-Botschafter“ bis hin zu Merchandising-Artikeln wie einem neu erhältlichen Selb-Regenschirm.

Bauamtsdirektor Helmut Resch gab einen kleinen Überblick über das Baugeschehen. Mit der Bearbeitung einer Reihe von Bauvorhaben sei man beschäftigt gewesen. 15 Einfamilienhäuser, 33 Umbauten, 30 gewerbliche Maßnahmen, drei Abbrüche, dazu Nutzungsänderungen sowie einige Betreuungen und Grundstücksgeschäften zeigt die stolze Bilanz, zu der auch Grundstücksgeschäfte gehören. Gerade in diesem Bereich sei die Nachfrage groß. Entsprechend die Bitte, auch etwaige private Grundstücke zur Vermarktung an das Bauamt mitzuteilen. Resch freut sich zudem, dass der Masterplan Innenstadt eine große Beteiligung von Hauseigentümern und Einzelhändlern verzeichnen konnte. Deren Anregungen fließen in die Planungen mit ein. Nichts für die Schublade soll das natürlich nun sein. Vieles möchte man auch nach und nach umsetzen. „Das ist aber ein mühsamer Weg“, so Resch, der u.a. auf die haushaltlose Zeit der Stadt Selb verweist. Auch zukünftig will man in diesem Thema über den direkten Dialog gehen, so im Bauamt eine Bürgersprechstunde ermöglichen und auch im Internet aktiv sein. Eine der ersten Maßnahmen aus dem Masterplan ist die neu geplante Verbindung zwischen der Ludwig- und der Schillerstraße, die im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll.

bv selb 20172Weiter verwies er in der Versammlung auf die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen Selb 2023. Elf seitens der Regierung genehmigte Projekte gelte es hier nach und nach umzusetzen. Teils stecke man schon im arbeitsintensiven Ausschreibungsprozedere. Wichtig am Ende: „Wir wollen auch Qualität!“ Über das Wasserwirtschaftsamt soll der Selbbachverlauf im Bereich der Pfaffenleithe renaturiert werden. Teils soll der Bach zugänglich gemacht werden, ggf. der Spielplatz angebunden und auch das Thema „Kneipp“ berücksichtigt werden. Schon in der Stadtratssitzung am nächsten Mittwoch werden die Verantwortlichen näher berichten. Bereits im Frühjahr kommenden Jahres soll der Neubau einer Eigentumswohnanlage im Bürgerpark beginnen. In diesem Gebäude soll auch die Stadtbücherei ein neues Domizil finden, dabei die doppelte Fläche als bislang haben und barrierefrei zugänglich sein. Zuversicht wird außerdem im Bezug auf die Pläne zur Outletcity Selb ausgestrahlt. Nach der jüngsten Vorstellung des Projekts im Stadtrat wird nun mit dem Bauantrag zum Umbau der Ofenhalle des Factory In als erster Schritt gerechnet.

Ebenso blickte Resch auf einige vergangene bzw. noch laufende Baumaßnahmen im Hoch- und Tiefbau und den laufenden Tätigkeiten ein. Aus dem Bereich der SelbWerk erklärte Resch, dass in den vergangenen zehn Jahren über 22 Millionen Euro in Sachen Sanierung und Neubau investiert worden seien. Von den zur Verfügung stehenden Wohnungen seien ein Drittel davon bereits barrierefrei. Während der Leerstand einst noch bei rund 14 Prozent lag, so stehe man aktuell bei null bis einem Prozent, was der normalen Fluktuation entspreche. Nachfragen für gute Wohnungen seien weiter vorhanden.

Seitens der Bürgerschaft wurde die Möglichkeit zur Wortmeldung gerne angenommen. Angesprochen auf etwaige Lärmbelästigung direkter Anwohner des zukünftigen Outetcenters zeigte Oberbürgermeister Pötzsch vollstes Verständnis für etwaige Befürchtungen. Über das durch den Stadtrat einzuleitende Bauleitplanverfahren können solche Belange eingebracht werden. Lärmschutz muss gewährleistet sein, so der Rathauschef.

Er nahm auch Anregungen eines barrierefreien Zugangs zu den öffentlichen Toiletten am Grafenmühlweiher auf.

Zur Frage bezüglich des neuen Durchgangs von der Ludwig- zur Schillerstraße und der Weiterverbindung zum Einkaufszentrum erklärte Pötzsch, dass diese Verbindung, die auch eine deutlich bessere Aufenthaltsqualität bieten soll, elementar wichtig sei. Im kommenden Jahr werde man diese fertigstellen. Das Stadtoberhaupt gab zu bedenken, dass man hier allerdings nur bis zum Einkaufszentrum selbst planen könne, dieses und der dazugehörige Parkplatz befindet sich im Privatbesitz.

Auf Maßnahmen bzgl. der Nichteinhaltung der Verkehrssicherungspflicht (Gehweg kehren, Schnee räumen…) erklärte Pötzsch, dass dies ein häufiges Thema im Rathaus sei. Über Anschreiben bis hin zu Mahnungen bis hin zu Rechnungen, wenn der städtische Bauhof eingesetzt werden muss, laufe das Prozedere seitens der Verwaltung.

Auch die aktuelle Einwohnerzahl scheint zu beschäftigen. Der Oberbürgermeister verlässt sich dabei auf die Statistik aus dem Einwohnermeldeamt. Die aktuelle Zahl liegt bei rund 16.100 Einwohner.

Nicht nur Wohnen in der zentralen Innenstadt soll zukünftig eine größere Rolle spielen. Dass derzeit immer wieder potentielle Investoren anklopfen und Projekte wie auf der Kappel, der Hartmannstraße und am Zeidlersberg vorstellen, das sei ein wunderbares Signal, dass Selb Interesse auf sich zieht, so Pötzsch auf eine diesbezügliche Nachfrage. Natürlich gelte es aber abzuwarten und auch könne nicht alles auch wie geplant tatsächlich 1:1 umgesetzt werden. Voraussichtlich in der November-Stadtratssitzung möchte der potentielle Investor wieder nähere Einblicke geben. Pötzsch aber betont: „Wir wollen hier auch gemeinsam entwickeln und uns nichts so einfach überstülpen lassen. Selb muss auch weiter Selb bleiben!“

Durch den Neubau des NETZSCH-Produktionswerkes in der Sedanstraße beklagen Anwohner, dass nun durch Mitarbeiter des Unternehmens Parkplatzflächen in der Straße genutzt werden. Hier wird darum gebeten, über die Firma darauf hinzuweisen, doch die eigens geschaffenen Parkplätze zu nutzen.

Baugrundstücke sind knapp. Hierzu erklärte Pötzsch, dass man sich bemüht, neue Flächen zu erschließen. So solleen u.a. durch ein Umlegungsverfahren allein im Bereich Stopfersfurth ca. 30 neue Baugrundstücke erreicht werden.

Über das Staatliche Bauamt sei man bestrebt, Radwegeverbindungen zwischen Silberbach und Selb als auch zwischen Selb über Oberweißenbach bis nach Heidelheim zu schaffen. Das gab der Rathauschef auf Nachfrage bekannt.

Außerdem unterstütze er, so seine persönliche Meinung, die Bestrebungen zu einem Mountainbike-Zentrum am Kornberg. Die sei eine große Chance, den Kornberg weiter zu entwickeln. Dies unter der Beachtung der Umweltverträglichkeit. Der Selber Stadtrat wird in seiner kommenden Sitzung die Beteiligung der Stadt Selb am Biker-Zentrum auf der Tagesordnung haben.

Flächenversiegelung durch größere Parkplatzflächen am Outletcenter Selb sei notwendig, dies müsse aber mit Maß und Ziel geschehen, so Pötzsch auf entsprechende Frage. Hierzu sei man immer wieder im direkten Dialog mit dem Investor.

Wie wichtig zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt Selb sind, das unterstrich der Oberbürgermeister. Die im Masterplan-Prozess angedachte Idee eines „Puzzle-Hotels“ werde weiter verfolgt.

selb-live.de – Michael Sporer

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