14.3.2017 – Seit über zehn Jahren meistern Sibylle und Rudolf Pruchnow die Selber Tafel. „Diese Arbeit kann man gar nicht genug schätzen und loben“, sprach Dekan Hans Klier im Pfarrheim Herz Jesu. Hierher folgten einige Helfer aber auch potentielle Interessierte der Einladung des Malter Hilfsdienstes. Denn es galt Nachfolger in Sachen Leitung zu finden, um diese Institution auch zukünftig am Leben zu erhalten, möchte das Ehepaar Pruchnow schließlich kürzer treten.
Im Rahmen des Infoabends dankte Adelheid Freifrau von Gemmingen-Hornberg, Diözesanoberin der Malteser in Regensburg, den Organisatoren. Im Jahr 2006 haben die Pruchnows die Selber Tafel nicht nur ins Leben gerufen. Seither stemmen sie auch einen Großteil der Arbeit. Was einst in einem kleinen Laden in der Selber Innenstadt angefangen und nun schon länger in größerem Rahmen in der Längenauer Straße zu finden ist, dahinter steckt Woche für Woche jede Menge Arbeit. Von Montag bis Samstag gilt es eine Vielzahl von Märkten abzufahren, Waren einzusammeln, dann zu sortieren, einzulagern und schließlich am Samstag an die Empfänger auszugeben. Auf rund 50 ehrenamtliche Helfer können die Pruchnows zählen. Und dieses engagierte Team muss natürlich auch geführt werden. Eine große und vielfältige Logistik ist bis zu Themen wie Buchhaltung und vielem mehr notwendig. Sowohl für diese bisherige Arbeit, aber auch dafür, dass die Pruchnows ein offenes Ohr hätten, zudem neben der reinen Warenausgabe den Bedürftigen auch einen Ort der Begegnung bieten, hierfür sprach nicht nur Adelheid Freifrau von Gemmingen-Hornberg ihren Dank aus. Auch Oberbürgermeister Uli Pötzsch bezeichnete das ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten als einzigartig. In der heutigen Wegwerfgesellschaft sei es nicht selbstverständlich, dass jeder einen vollen Kühlschrank zuhause habe. Somit sei diese Einrichtung notwendig und verdiene eine weitere Zukunft, dankte Pötzsch den Ehrenamtlichen als auch den Unterstützern wie den Einzelhändlern und Geldgebern Die stellvertretende Landrätin Johanne Arzberger lobte unisono die Hilfsbereitschaft und möchte die Tafel, deren Fortbestand auch für den Landkreis eine Herzensangelegenheit sein müsse, auch zukünftig in guten Händen wissen.
Immerhin versorgt die Selber Tafel derzeit wöchentlich rund 200 Bedürftige und ihre Familien, wie Stefan Kalm, stellvertretender Diözesangeschäftsführer der Malteser, erklärte. Die Tafeln selbst gibt es seit dem Jahr 1993. Wie notwendig diese seien, macht eine Zahl aus dem Jahr 2011, also bewusst eine Zahl ohne die späteren Flüchtlingsströme, deutlich: 7,3 Millionen Bundesbürger waren auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts angewiesen. Und 11 Mio. Tonnen weggeworfene Lebensmittel im Jahr 2013 zeigen zum anderen eine Überflussgesellschaft auf. „Die Tafeln retten vor dem unmoralischen Wegwerfen von Lebensmitteln und unterstützen Ärmere. Das ist gelebte Nächstenliebe“, meint Klam, dass jeder Helfer und Unterstützer stolz auf das Geleistete sein dürfe. Dabei betont er, dass die Tafel keine organisierte Bewegung von oben sei. Diese gründen sich selbst und existieren durch Engagement im Dreiklang von helfenden Händen, Gebern wie Einzelhändlern und sonstigen Unterstützern.
Mit dem Rückzug der Pruchnows möchte man die Arbeit in Selb auf mehr Schultern verteilen. Aus einem Leitungsteam heraus sollen die Aufgaben bewerkstelligt werden. So benötig es bestenfalls Männer zum Kistenschleppen, jemanden der sich um Hausmeisterdienste oder um die Transportfahrzeuge kümmert. „Die Neuen werden nicht auf sich alleine gestellt sein“, verspricht Klam, zumal das Ehepaar Pruchnow zumindest in Sachen Buchhaltung noch unterstützen möchte.
Aus der Informationsveranstaltung heraus hofft man nun, dass man neue Unterstützer habe gewinnen können. Dies wird sich erst im Nachgang zeigen. „Wir wollen die Selber Tafel, die mit seiner gesunden Bodenständigkeit hohe Akzeptanz genießt, unbedingt am Laufen halten. Die Mithilfe muss aber aus der Selber Bevölkerung kommen", erklärt Klam, da das die Malteser selbst aus Regensburg freilich nicht können.
Interesse an der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Selber Tafel? Jeder, der sich engagieren will, ist herzlich willkommen. Es kann jeder individuell entscheiden, wann er seinen Dienst verrichtet. Niemand muss sich fest verpflichten. Bei Interesse und für weitere Informationen bitte direkt an Rudolf und Sibylle Pruchnow wenden, Tel. 09287/4489 oder E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
selb-live.de – Michael Sporer