11.3.2017 - Wer kennt in Selb nicht Erika Hippmann. Eigentlich muss man über die beliebte und bekannte Selberin nicht viele Worte verlieren. Viele Jahre war sie Stadträtin und hat die Geschicke der Stadt mit geprägt, in vielen Ehrenämtern war sie aktiv und auch als Autorin immer präsent. Außerdem hat sie großes und vielfältiges künstlerisches Talent. Und das zeigt sie nun ab 24. März in einer Ausstellung im Rathaus Selb. Die Ausstellungseröffnung, zu der Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Wilfried Erhard aus Selb sprechen, ist am Freitag, 24. März, um 18.00 Uhr, im Rathaus Selb.
Unter dem Titel „Kunsthandwerk und Brauchtum“ präsentiert Erika Hippmann kunstvoll bemalte Eier und Spanschachteln, Hinterglasbilder und bemalte Miniatur-Bauernmöbel.
„Zukunft braucht Herkunft“, meint Erika Hippmann. In ihrer Handwerkerfamilie hatten Tradition und Brauchtum ihren festen Platz. Damit ist sie aufgewachsen. Schon als kleines Mädchen war ihre Lieblingsbeschäftigung das Malen. Mit einem Blatt Papier und Stiften konnte man sie stundenlang beschäftigen. In der Schulzeit dekorierte sie ihre Schulhefte immer mit den zum Thema passenden Zeichnungen. So war eigentlich ein Beruf im Designbereich fast zwingend. Aber es kam alles anders. Im Alltag einer Familienmutter gingen ihre kreativen Fähigkeiten eine Zeit lang unter, bis die Kinder aus dem Haus gingen.
Volkskunst hat sie schon immer interessiert. So bedurfte es nur eines kleinen Anstoßes, um sich auf diesem Gebiet in zahlreichen Kursen über viele Jahre ausbilden zu lassen.
Bemalte Eier sind natürlich in der Zeit vor und an Ostern als Ausstellungsstücke ideal. Sie sind auch schon lange als Geschenke beliebt. In Deutschlang finden jedes Jahr vor Ostern zahlreiche Eierbörsen statt. Die Bemalung ist vorwiegend landschaftstypisch und hat ihren Ursprung in Osteuropa. Schmuckeier sind auch Liebesgaben. Schon der letzte russische Zar schenkte seiner Frau jedes Jahr zu Ostern ein kostbares Ei des weltbekannten Juweliers Fabergé. Die von Erika Hippmann bemalten Eier zeigen Szenen aus „1000 und einer Nacht“, Motive der Wand- und Deckenmalerei aus dem Prinzregententheater München, Jugendstildarstellungen aus der Sammlung Lalique, sowie verzierte Gebetseier mit Psalmen und Christusdarstellungen.
Die Hinterglasmalerei wurde im 18. Jahrhundert im Bayerischen Wald betrieben, um das manchmal sehr geringe Familieneinkommen aufzubessern. Mit der Zeit entstanden ganze Werkstätten, in denen von Laien sehr einfache Hinterglasbilder hergestellt wurden. Oft waren mehrere Personen an der Herstellung eines Bildes beteiligt. Den Frauen oblag meist das Malen von Gesichtern, während die Männer eher für die gröbere Malerei zuständig waren. Die schlichten Motive entsprangen meist der Vorstellungskraft der Landbevölkerung und zeigten religiöse Darstellungen, Jahreszeiten und Gnadenbilder. Später entdeckten auch große Künstler die Hinterglasmalerei und auch die Darstellungen in den Bildern von Erika Hippmann unterscheiden sich in ihrer feinen Ausführung natürlich deutlich von den einfachen Ursprüngen dieser Kunst.
Kam man im 16. Jahrhundert von einer langen Reise zurück, brachte man meist ein Geschenk für die Daheimgebliebenen mit. Das Problem auf langen Reisen war die Verpackung. Pappschachteln waren damals unbekannt und so kamen findige Köpfe auf die Idee, Behältnisse aus Holz herzustellen. In den waldreichen Gegenden in Sachsen, Thüringen, Böhmen, Schlesien und Oberbayern entstand der Beruf der Gadelmacher, wie die Hersteller von Spanschachteln damals genannt wurden. Ein schlecht bezahltes Gewerbe. Im 18. Jahrhundert begann man, diese Spanschachteln zu bemalen. Immer üppiger und phantasievoller verziert wurden sie zu wertvollen Geschenken. An den Motiven erkannte man die Herkunft. Besonders Spanschachteln aus dem Berchtesgadener Land fallen durch ihre typische, prächtige Bemalung auf. Die Spanschachteln von Frau Hippmann zeigen auch Motive aus Schweden und Norddeutschland.
Bunt bemalte Bauernmöbel haben ihre Entstehung einer Wirtschaftskrise zu verdanken. Im 17. Jahrhundert entstanden kostbare Prunkmöbel mit Einlegearbeiten aus edlen Hölzern, Perlmutt oder anderen Mineralien, die man heute noch in Schlössern und Klöstern bewundern kann. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklung musste man zur Massenproduktion einfacher Ware übergehen, die auch für den normalen Bürger erschwinglich war. Die Intarsien wurden zunächst durch teilweise mit Schablonen aufgetragene Bemalungen ersetzt und mit der Zeit zu wahren Kunstwerken. Landschaftstypische Motive ließen ihre Herkunft erkennen. Erika Hippmann präsentiert filigran hergestellte und bemalte Miniaturmöbel, teilweise komplette Zimmerausstattungen, mit Motiven z.B. aus dem Hohenloher Land oder mit Tölzer Malerei.
Die Ausstellung im Rathaus Selb ist bis 28. April während der üblichen Geschäftszeiten zugänglich.