28.2.2025 – Mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität. Wie soll hier der Straßenverkehr zukünftig verlaufen. Mehr oder weniger Parkplätze in der Ludwigstraße. Ein Thema, das die Bürgerschaft interessiert. Bei einer Infoveranstaltung im Rosenthal-Theater folgten viele Interessierte den ersten Ausführungen zur geplanten Umgestaltung der östlichen Ludwigstraße und äußerten ihre Meinung.
Die „Innenstadt 2.0“ sieht eine Umgestaltung und Aufwertung des Abschnitts von der Ludwig-Apotheke bis zum ehemaligen Sport Gradl vor. Wie schon in der Stadtratssitzung im Dezember 2024 präsentierte Geschäftsführer Ralph Stadter vom für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Ludwigstraße beauftragten Büro RSP Architektur und Stadtplanung GmbH (Quelle Grafiken) eine Übersicht über den IST-Zustand des betreffenden Bereichs der östlichen Ludwigstraße und den Skizzen für mögliche zukünftige Varianten.
IST-Zustand
Neben einer mittigen Fahrbahn für den Straßenverkehr (Einbahnstraßenregelung) sind links und rechts Gehwege und PKW-Stellplätze vorzufinden. Im gesamten Bereich sind die verwendeten Materialien unterschiedlich: verschiedene Pflasterbeläge und unterschiedliche Verlegarten wirken insgesamt sehr unruhig. Der Zugang zu den Gebäuden ist dazu von einer bis mehreren zu überwindenden Treppenstufen häufig nicht barrierefrei.
Zwar werden Flächen für Außenbewirtschaftung und Außenverkaufsflächen flexibel genutzt, durch beengte Stellen stößt das System jedoch an seine Grenzen. Möblierungselemente als auch die Beleuchtung sind in die Jahre gekommen. Die punktuell vorhandenen Bäume sind zum Teil geschädigt.
Aus diesen vorgefundenen und zu verbessernten Grundlagen wurden durch das Architekturbüro drei Varianten erarbeitet. Zielsetzung dabei jeweils, den Straßenraum generell aufzuwerten, die Bodenflächen zu verbessern, mehr Grün in den Bereich zu bringen, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und benötigte Flächen für Außenverkauf und Außengastronomie zu schaffen.
Variante 1
Der Straßenverkehr wird wie bislang mittig geführt, auch die Querverbindungen (Schmidbergl-Pfarrstraße / Karl-Marx-Straße/Ludwigstraße) bleiben bestehen. Sowohl in die Ludwigstraße als einleitendes und zur Schillerstraße als ausleitendes Element ist eine Baumreihe vorgesehen. Der Bereich des breiteren Straßenraums kann durch zwei Baumreihen als erkennbares Zentrum ausgebildet werden.
PKW-Stellplätze sollen links und rechts der Fahrbahn ähnlich dem bisherigen System angeordnet werden. Je nach Bedarf soll hier flexibel für anderweitige Nutzungen reagiert werden können.
Im erwähnten zentralen Bereich könnten verschiedene Möglichkeiten der Nutzung in Betracht kommen, beispielsweise für ein bodengleiches Wasserspiel, das erfahrungsgemäß gerne von Kindern wahrgenommen wird. Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum sollen geschaffen werden. Bei der Außenbewirtschaftung sollte ein System für ein stimmiges, schlüssiges Erscheinungsbildgeben (bspw. bei den Sonnenschirmen) vorgegeben werden.
Der Straßenraum soll als Einheit betrachtet werden können. Möglich wird das durch eine einheitliche Oberfläche und einem einheitlich verwendeten Material (Granitbelag). Die einzelnen Funktionsbereiche werden lediglich durch verschiedene Größen der Platten marginal unterschieden. Die größeren Platten beim Gehwegbereich ermöglichen barrierefrei Nutzung. Barrierefreiheit bei den Stufen zu den Hauseingängen/Geschäften könnte durch eine leichte Anhebung des Geländes erreicht werden, bei mehreren Stufen kämen je nach Platz verschiedene Möglichkeiten von Rampen in Betracht.
Dass die bestehenden Bäume an ihre Grenzen stoßen, wird mit einem nicht ausreichenden Wurzelraum begründet. Für neu zu pflanzende Bäume sind entsprechende Baumquartiere vorgesehen. Nie Nutzung des Regenwassers kann dabei ebenso mit in Betracht fallen (Thema „Schwammstadt“).
Variante 2
Das Grundprinzip dieser Variante ist zur Variante 1 gleich, sieht allerdings mehr Begrünung und weniger Verkehr (Stellflächen) vor. Folglich soll mehr Platz generiert werden. Im genannten zentralen Bereich bestehen mehr Möglichkeiten der Gestaltung. Ein zweiter größere Bereich (Otto-Keitel-Platz) könnte zugleich generiert werden.
Variante 3
Natürlich deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten würden sich bei einer dritten Variante bieten. Die Ludwigstraße wird zur Fußgängerzone, Straßenverkehr ist nicht vorgesehen. Gänzlich verworfen wurde dieser Gedankenga6ng aber bereits in der Stadtratssitzung. Der Zeitgeist, möglichst nah an ein Geschäft fahren zu können, als auch dem Bedarf von Handel, Handwerk, Dienstleistung und Gastronomie sollte Rechnung getragen werden. Folglich wurde auf diese Variante auch nicht mehr in der Versammlung eingegangen.
Zusätzlich zur Ludwigstraße fällt auch die Neugestaltung des Marktplatzes mit in Betracht. Diese könnte gestalterisch so gestaltet werden, dass dieser optisch als Anbindung mit zur Ludwigstraße als auch zum Martin-Luther-Platz passt.
Gegenüberstellung der Varianten:
Anzahl Stellplätze: IST-Zustand 36, Variante1 38, Variante2 18
Anzahl Bäume: IST-Zustand 12, Variante1 27, Variante2 33
Kontrovers wurde in der Versammlung von der Bürgerschaft über das Thema diskutiert. Während Thomas Storch in den vorgestellten Varianten „nichts Revolutionäres“ erkennen kann und auch nicht der Ansicht sei, dass es mehr Sitzgelegenheiten benötige, so wurde doch vielfach begrüßt, dass mehr Grün Einzug halten soll. Fast einig zeigte man sich bei den Diskussionsteilnehmern, dass die Aufenthaltsqualität erhöht werden müsse. Dies allerdings, so wie die Meinung von Miwa Linseis, da wo es Sinn mache. Eine Sonnenstandsstudie wäre demnach vonnöten. Dagegen sollten Parkplätze wie an der Apotheke unbedingt beibehalten werden.
Bedacht werden sollten dazu unbedingt Fahrradfahrer (für diese ggf. gar in beide Richtungen befahrbar, zusätzliche Abstellmöglichkeiten) und Menschen mit Rollator. Barrierefreiheit zum einen, aber auch kreativere Lösungen für die Markierung von Parkflächen bis hin zu Ladesäulen für E-Autos wurden angesprochen.
Um mehr Menschen in die Innenstadt zu bringen, womit der noch bestehende Handel bis hin zur Gastronomie profitieren, bedarf es mehr Attraktivität. Das Thema Design und Kunst müsse daher vielmehr in der Stadt gespielt werden. Auch das Thema Leerstand wurde angesprochen. Hausbesitzer sollten bereit sein, ihre Immobilien für einen günstigen Mietpreis beispielsweise für Künstler zu öffne, so die Meinung von Ursula Emmerich.
Nahezu Einigkeit besteht in der Ansicht, dass die Ludwigstraße vielmehr nur als Durchgangsstraße genutzt wird. Diese neu zu planen wäre „rausgeschmissenes Geld“, meint Christoph Reichel, dass in Selb nicht alles dem Autoverkehr untergeordnet werden sollte.
Klaus Krause brachte mit Blick auf den Autoverkehr eine gänzlich neue Überlegung ins Spiel: „Man könnte doch den Autoverkehr um 90 Grad zum Fußgängerverkehr drehen“, erklärte er, dass man vom Schmiedbergl herunterfahrend dann nach links und rechts in zwei entgegengesetzte Einbahnstraßen in die Ludwigstraße abbiegen könnte. Geschäfte könnten folglich weiter erreicht, ein unnötiges Durchfahren aber vermieden werden.
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dankte für die rege Teilnahme und das Einbringen vieler verschiedener Meinungen. Weiter können Ideen an die Stadt Selb per E-Mail herangetragen werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese können in den weiteren Planungen mit Berücksichtigung finden.