17.11.2021 – Rund 90 Minuten lang dauerte die kurzweilige Bürgerversammlung der Stadt Selb im jedoch nur spärlich besetzten Rosenthal-Theater. Die Zuhörer*innen bekamen bei dieser Veranstaltung kurze Ausschnitte aus dem umfangreichen Tätigkeitsbereich im Wirtschafts-, Stadtmarketing- und Baubereich präsentiert. Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch ist überzeugt, „dass sich Selb auf einem sehr guten Weg befindet, der in Zukunft von Erfolg gekrönt sein wird!“
Für den Rathauschef aufgrund des großen Arbeitsaufwands und der hohen Herausforderungen wichtig war die Verstärkung der Wirtschaftsförderung. So wurde Mitte des Jahres das Amt personell vergrößert und neu strukturiert. Rainer Rädel, zuvor für das Landratsamt Wunsiedel tätig, fungiert seitdem als Wirtschaftsförderer der Stadt. Nadja Hochmuth ist für Stadtmarketing und Tourismus zuständig.
Nach den Begrüßungsworten des Rathauschefs präsentierte Nadja Hochmuth einen kurzen Umriss von den Geschehnissen in den vergangenen Monaten. Sie berichtete insbesondere von der guten Zusammenarbeit mit der Tourismuszentrale Fichtelgebirge. Gerade im Bereich des Radtourismus habe sich angefangen von neuen Beschilderungen, einer neuen Radfahrkarte bis hin zu E-Bike-Boxen einiges getan. Ebenso werde bei der Überarbeitung des Gastgeberverzeichnisses kooperiert, dies sowohl in Sachen Printmedien als auch zukünftig über die neue Webseite der Stadt Selb.
Natürlich fielen etliche Veranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer. Zumindest konnte aber die Ausbildungsmesse als Online-Veranstaltung durchgeführt werden. Kurzfristig wurde dazu das „Selber-Sommer-Wochenende“ als auch ein Benefizkonzert für die Hochwasseropfer auf die Beine gestellt werden. Im Rahmen der Aktion „Selber sammeln“ kamen 15.000 Euro zusammen, die an „Deutschland hilft“ weitergeleitet wurden. Positives Feedback seitens der Besucher und der Fieranten errichte das Amt beim kürzlich durchgeführten „Wintermarkt“ und verkaufsoffenem Sonntag. Beim Thema Fair-Trade bietet Selb nun auch einen Stadt-Kaffee als auch eine Stadt-Schokolade an. Forciert werde außerdem vor Ort die Umsetzung des nachhaltigen Pfandsystems von „Recup“. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit werde zudem verstärkt auf SocialMedia gesetzt.
Rainer Rädel berichtete über einige Geschäftseröffnungen und von aktuell rund über 18 Millionen Euro Gesamtinvest der hiesigen Unternehmen. Dabei betrifft diese Summe auch nur den Anteil, für den Förderanträge erstellt wurden. Der neue Wirtschaftsförderer will erkannt haben, dass nach der Corona-Delle die Firmen wieder positiv in die Zukunft blicken würden und auch wieder investieren möchten. Das wirke sich zugleich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosenquote ist in Selb auf 4,6 Prozent gesunken, vor einem Jahr lag diese noch bei 5,3 Prozent. 315 Arbeitsstellen seien derzeit offen, die Nachfrage nach Fachkräften hoch. Weiter wachse das Interesse an der Selbständigkeit, was sich an einigen Existenzberatungen ablesen lasse. Rädel betonte, dass es Ziel der Stadt Selb sei, über die Wirtschaftsförderung als Dienstleister für alle kleinen über die mittleren bis zu den großen Unternehmen zur Seite zu stehen. Allein 90 Vorgänge seien so in den vergangenen Monaten betreut worden.
„Nach langen Monaten der Planungsphase gibt es in Selb aktuell sehr viele Baumaßnahmen, wohl so viele Baustellen wie noch nie“, blickte Pötzsch auf die letzte Bürgerversammlung im Jahr 2019 zurück. „Da erzählten wir nur von unseren Plänen. Heute sind die ersten Maßnahmen schon ausgeführt und viele weitere befinden sich gerade in der Umsetzung. Wir bekommen das alle derzeit hautnah mit, wenn es darum geht, die ein oder andere Baustelle zu umfahren“, dankt er für die überwiegend aufgebrachte Geduld und das gezeigte Verständnis. „Wenn es um die Weiterentwicklung unserer Stadt geht, sind wir auch nie alleine unterwegs“, betonte er zum einen die enge Abstimmung mit der ESM und AWS, und lobte zudem private Engagements wie in der Hartmannstraße und die Sanierung stadtbildprägender Häuser in der Innenstadt. Auch auf die Großinvestition der Munitor-Gruppe ging er ein. Seit dieser Woche ist die Baustelle auf dem Outlet-Gelände wieder besetzt, es gehe hier nun also weiter. Beim Bürgerpark habe sich der Projektinvestor vom beauftragten Generalunternehmer getrennt. Nun würden hier die Vorbereitungen laufen für eine Vergabe an ein neues Unternehmen. „Hier drücken wir die Daumen, dass nun alles klappt und ein zügiger Baufortschritt dort auch wirklich zu sehen ist!“
Seitens der Stadt Selb habe man derzeit mehr als 30 Baumaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen. In den letzten Zügen befindet sich die Fertigstellung des Marienplatzes, eines der größten Maßnahmen und Kraftanstrengungen in den letzten Jahrzehnten. Wichtig für Pötzsch zu betonen: „Wir wollen Selb nie zu einem Kollaps und gar nicht zu einem Verkehrskollaps bringen. Es gibt immer ein Konzept im Hintergrund, das klar definiert, wie machen wir wann, wo und was, um den Straßenverkehr regeln zu können“, bittet er in seinen Worten abermals um Verständnis, dass so manches mit einem Umweg verbunden ist und es an manch Stelle etwas länger dauert. „Diese Zeit werden wir gemeinsam gut überwinden. Aber diese Maßnahmen, die wir aktuell umsetzen und noch umsetzen werden, sind dringend notwendig!“
Gut die Hälfte der angesprochenen über 30 Projekte befinden sich laut Baudirektor Helmut Resch in der Umsetzung, die andere in der Vorbereitung und weitere würden bereits schon wieder hinzukommen. Großen Dank spricht er dabei seinem Team in der Bauverwaltung aus. Förderanträge bearbeiten und begleiten sei eine sehr umfangreiche, aber auch sehr wertvolle Arbeit, gerade bei dem abzuarbeitenden Mammutprogramm. Besonders bei Vergaben im öffentlichen Bereich nehmen, anderes als im privaten Bereich, viele zu beachtende Vorschriften und Regularien entsprechende längere Zeiträume in Anspruch. „Deshalb kann eben so manche Baumaßnahme nicht gleich starten, sondern bedarf viel Vorarbeit“, gibt Resch zu bedenken.
Neben einem kurzen Blick auf zahlreiche bearbeitete Bauvorhaben sowohl im privaten als auch im wirtschaftlichen Bereich bis hin zum Neubau des Stadtbauamtes, der Neuordnung rund um den Marienplatz, der Quartiersplanung im Bereich des Bahnhofs in Selb-Plößberg, dem Umbau des Kinos, Sanierungsmaßnahmen in den Schulgebäuden und dem Hallenbad ging der Bauamtsleiter, der allein von rund 700.000 Euro Investition für den Bauunterhalt städtischer Liegenschaften sprach, unter anderem auf die neuen bzw. erweiterten Baugebiete ein. In Stopfersfurh wurden bislang 16 Grundstücke verkauft, zehn reserviert und nur noch sieben sind frei. Auf der Kappel wurde zwei Grundstücke verkauft, vier reserviert und ebenso sind hier noch sieben frei. Zum Hotelprojekt am Zeidlersberg teilte Resch mit, dass hier kürzlich der Bauantrag eingegangen sei. Dieser werde nun bearbeitet und schließlich dem Bauausschuss des Selber Stadtrates vorgelegt.
Bei den zwischenzeitlich abgeschlossenen Baumaßnahmen wurde unter anderem auf den Wasserspielplatz an der Pfaffenleithe und den Theater-Platz eingegangen. Fortgeschrieben um die Bausteine Mobilität, Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen wurde zudem das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK als Voraussetzung für Fördermittel. 470.000 Euro wurde zudem in die Sanierung von Straßen und Gehwegen investiert. Mit der Fertigstellung der Umgestaltungsmaßnahmen im Rosenthal-Park und am Grafenmühlweiher wird mit Mitte nächsten Jahres gerechnet. Eine weitere große Maßnahme im Rahmen der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen wird mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 2,9 Millionen Euro bei 90 Prozent Förderung durch den Freistaat Bayern die Umgestaltung des Bahnhofareals. Die Entwurfsplanung hierfür sei mittlerweile abgeschlossen, die nächste Phase für die Mobilitätsstation geht in die Genehmigungsplanung, dem sich die Werkplanung und Ausschreibung anschließt. Spätestens im Mai 2022 soll hier mit den Bauarbeiten begonnen werden. „Manchmal laufen Dinge auch anders als man es sich vorstellt“, gab Resch bei der Ludwigpassage zu bedenken, dass man Probleme mit Firmen gehabt habe und folglich teils mit langen Vorlaufzeiten habe neu ausschreiben müssen. Aktuell habe man dazu wieder das Problem der Materiallieferung. Wohl noch in diesem Jahr sollen aber die Abdeckungen im Wartebereich montiert werden. Wie hoch der Auftragsstand im Bauwesen ist und auch die Materialkosten extrem gestiegen sind, zeigt sich allein bei der Ausschreibung beim geplanten Anbau des Nikolauskindergartens. Lediglich zwei Unternehmen hätten Angebote abgegeben, das günstigste Angebot lag dabei 72 Prozent über der Kostenschätzung. Die Ausschreibung musste so aufgehoben werden. Eine neue nach den vorgegebenen Regularien gänzlich andere Ausschreibung muss so durchgeführt werden.
„Bei diesen Ausführungen kann man verstehen, weshalb so manches viel Zeit in Anspruch nimmt“, verwies Pötzsch darauf, dass in der Bürgerversammlung auch nur ein kleiner Einblick in die umfangreiche Arbeit gegeben wurde. „So etwas kann man jedoch auch nur machen, wenn man ein starkes Verwaltungsteam hat, jeder zusammen packt und jeder weiß, dass wir in besonderen Zeiten sind, in denen es heißt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen“, lobt der Rathauschef außerdem die gute Zusammenarbeit der Kommunen in der Region, in der viel möglich sei. „Glauben Sie es mir, es kommt noch so viel Schönes, auf das wir uns alle freuen dürfen. Wir werden unsere Stadt weiterhin noch erkennen, aber gleichzeitig moderner, schöner und vor allem zukunftsfähiger werden. Auf diesem Weg sind wir unterwegs!“
Seitens der Bürgerschaft wurde die Möglichkeit zur Wortmeldung nur von zwei Personen angenommen. Jürgen Heinrich wollte den Sachstand zum Bau von Parkplätzen entlang der östlichen Geschwister-Scholl-Straße wissen. Ihm teilte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch mit, dass hier ursprünglich vorgesehen war, zur Verbreiterung der weiterhin als Einbahnstraße geplanten Straße Parkflächen auf der ehemaligen Bahntrasse durch Arbeitsleistung des städtischen Bauhofs zu errichten. Zwischenzeitlich hätte sich jedoch die Kirchengemeinde Herz Jesu mit dem Wunsch nach Mitarbeiterparkplätzen als auch einer Verbindung der angedachten Parkplätze zum Kindergarten eingeklinkt. Folglich wurde das Thema neu geplant. Eine Ausführung sei demnach nur noch über externe Bauunternehmen durchführbar. Die Fertigstellung ist im Haushalt 2022 eingeplant.
Heiner Dobler fragte hinsichtlich von Corona-Teststellen in Selb nach. Pötzsch erklärte, dass er bereits Gespräche mit privaten Anbietern wie Apotheken oder Drogerien vor Ort geführt habe. Platz- und Personalkapazitäten seien jedoch als Gründe von Absagen angeführt worden. Verantwortlich für Testmöglichkeiten sei die Infektionsschutzbehörde des Landratsamtes. Aufgrund der zunehmend prekären Lage hoffe man seitens der Stadt, dass die Testkapazitäten in naher Zukunft in Selb und in der Region weiter verstärkt werden.