4.2.2018 - „Meine Pizzeria war von Anfang an ein Erfolg", kann Vito Infante mehr als zufrieden auf 28 lange Jahre seines Restaurants in der Friedrich-Ebert-Straße zurückblicken. Der sympathische und stets gut gelaunte Italiener ist mittlerweile 66 Jahre alt. Glaubt man einem bekannten Udo Jürgens Song, so fängt da das Leben bekanntlich erst an. Seit Anfang des Jahres
ist Vito nun im Ruhestand. Die Pizzeria bleibt unter dem Nahmen „Da Vito" weiter bestehen. Für die Nachfolge wurde selbst gesorgt. Nicola Ranella führt zusammen mit seinem Koch Rocco Tripodi nun die Gaststätte in der Selber Innenstadt.
Die Innenstadt, die Vito Infante einst sofort lieb gewonnen hatte. „Ich fand die Stadt richtig faszinierend, an manchen Stellen erinnerte mich das gar an meine Heimat in Italien", kam er bei einem Spaziergang durch Selb richtig ins Schwärmen. Da lebte er noch mit seiner damaligen Ehefrau in Kirchenlamitz. Unterhalb der Stadtbücherei hat er schließlich die leer stehende Gaststätte entdeckt. Es reifte fortan nicht nur der Gedanke, hier eine Pizzeria öffnen zu wollen, „denn in der Innenstadt gab es damals keine einzige Pizzeria", so Vito. Er machte auch kurzen Prozess, war absolut davon überzeugt, mit dem Schritt in die Selbstständigkeit das Richtige zu tun. Der Vertrag mit dem Eigentümer, der Brauerei Rauh & Ploß, war schnell unterschrieben. Noch musste renoviert werden, notwendiges Inventar besorgt werden. „Mir stand nur wenig Kapital zur Verfügung", erinnert er sich an die keineswegs leichten Anfänge. Bis dahin war er schließlich nur in anderen italienischen Restaurants in der Region als Aushilfe tätig, wenngleich er als Jugendlicher noch in Italien den Beruf des Kochs erlernt hatte, ehe er dann 1967 nach Deutschland kam, u.a. zunächst in einer Porzellanfabrik in Schwarzenbach a.d. Saale arbeitete.
Am 19. Januar 1990 war es schließlich soweit: die Pizzeria „Da Vito" war eröffnet. Fast drei Jahrzehnte lang war das Leben nun von Pizza, Pasta und Co. geprägt. Bestens gelaunt zeigte sich der Küchenchef bei seiner Arbeit. Den ein oder anderen italienischen Song vor sich her geträllert, während der Pizzateig akrobatisch durch die Luft geworfen und gefangen wurde, der Spaß gehörte dazu. „Der Kunde ist König", lautete das Motto, gerne wurden so Kundenwünsche aufgenommen, so manches nach und nach verfeinert. Auf einen großen Kundenstamm konnte Vito, dessen Bruder Ovidio im Service die Gäste bediente und nicht minder bekannt ist, ohnehin zählen. Viele sind seit den Anfängen immer wieder bei ihm im Lokal gewesen. „Teils sind Familien schon in dritter Generation zu Gast", spricht der Italiener einen ganz großen Dank aus. Höhen und Tiefen gab es in all den Jahren natürlich. „Selb war zu meinem Start eine florierende Stadt", bekam der Gastronom später die Krise in der Porzellanstadt zu spüren. „Umso schöner aber, dass es mit Selb wieder bergauf geht", freut sich Vito, der auch zukünftig in Selb bleiben wird. Mehr Zeit für seine Enkelkinder oder für das ein oder andere Hobby will er nun haben. Natürlich auch in seiner Pizzeria desöfteren vorbeischauen. Da, wo er so viel erleben durfte. Anekdoten wie ein Wasserschaden und da die Pizzeria knöchelhoch unter Wasser stand, oder an einen Stromausfall, als die Pizzen im Ofen noch gerade so fertig wurden und zu einem notgedrungenen Candlelight-Dinner serviert wurden, die gibt es für ihn in diesen Räumen schließlich zuhauf. Und dass es hier auch zukünftig Pizza geben wird, dafür sorgte er selbst. Denn einfach so schließen, ein weiterer Leerstand in Selb, das wollte er nicht. Schon seit längerer Zeit wurde sich um eine Nachfolge bemüht. Die wurde in Person des in Hof lebenden Nicola Ranella gefunden. Am Bodensee hatte der neue Wirt eine Pizzeria gehabt, ehe er in die Region kam. Bereits seit einigen Wochen konnte er die Gaststätte in Selb unter die Lupe nehmen. Seit diesem Januar führt der Italiener hier nun die Geschäfte. Freundlich und neugierig zugleich begegnen ihm natürlich die Gäste. Nicola freut sich, bislang schon so gut aufgenommen worden zu sein. Nach und nach will er auch seine eigene Note mehr zum Ausdruck bringen. Etwas renovieren gehört genauso dazu, wie eine überarbeitete Speisekarte. „Mehr echtes Italien", will er zudem in die servierten Speisen bringen. So wie der Name „Da Vito" weiter Bestand für die Gaststätte haben wird, so bleiben neben der bekannten Telefonnummer (09287/8166) auch die Öffnungszeiten (Mo. Ruhetag, Di.-So 11-14 Uhr und 17-22 Uhr) gleich. Beim Selber Wiesenfest will Nicola Ranella ebenso mit einem Pizzastand vertreten sein. Und wenn gar mal Not am Mann sein sollte: „Ich helfe auch gerne einmal aus", dürfte es mit Vito Infante und seinen vielen in Selb liebgewonnen Gäste und Freunde wohl noch das ein oder andere Wiedersehen geben...
Foto von links: Ovidio Infante, Nicola Ranella, Vito Infante und Rocco Tripodi.
selb-live.de - Michael Sporer