23.11.2017 - „Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein kleiner Handwerksbetrieb funktioniert", blickten Oberbürgermeister Uli Pötzsch und die Mitglieder des Wirtschaftsausschuss des Selber Stadtrats im Vorfeld ihrer Sitzung am Mittwochabend diesmal in der Metzgerei Sandner über die Schulter.
Dort war auch nach Ladenschluss um 18 Uhr noch jede Menge zu tun. „Das wird von Außenstehenden oft übersehen, dass schon weit vor und auch nach den Öffnungszeiten unseres Ladens noch gearbeitet wird", erklärte Geschäftsführerin Astrid Sandner. Die Metzgermeisterin führt den Betrieb in der Selber Ludwigstraße in der mittlerweile elften Generation. Schon seit dem Jahr 1669 wird hier die Familien- und Fleischerhandwerkstradition groß geschrieben. Seither waren ohne jegliche Unterbrechung sämtliche Nachkommen Fleischermeister. Astrid hat die Geschäftsführung von Arthur und Berta Sandner, die den Betrieb auf neuzeitlichen Stand gebracht hatten, übernommen. Und auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Im Unternehmen quasi ohnehin schon aufgewachsen, ist der 18jährige Sohn Leopold seit diesem September offiziell als Lehrling angestellt. Neben den hier fachpraktischen und fachtheoretischen Inhalten einer Fleischerlehre vertieft er im Rahmen eines dualen Studiums gleichzeitig betriebswirtschaftliche Inhalte. Neben dem Gesellenbrief wird er in wenigen Jahren also auch einen Bachelor in der Tasche haben. Die Qualitätssicherung im Betrieb und das betriebswirtschaftliche Know-How, um die Zukunft der Metzgerei muss da einem nicht bange sein. „Wenn die Nachfolge gesichert ist, was besseres kann unserem Familienbetrieb gar nicht passieren", freut sich Astrid Sandner darüber. Denn sie beklagt, dass heutzutage kaum noch jemand mehr Metzger werden will. „Dabei ist dieser Beruf so vielfältig", weiß sie dem Wirtschaftsausschuss zu berichten. Und Leopold Sandner ergänzt: „Vielleicht hat man ein falsches Bild von diesem Handwerksberuf", blickt man vielleicht auf stets blutverschmierte Hände. „Dabei bekommt man das Fleisch geliefert und schafft daraus sein ganz eigenes Produkt. Das ist das Besondere an diesem Handwerk!"
Das Fleisch selbst kommt direkt aus der Region. So das Schwein unter anderem von den Landwirten Katrin und Rainer Markstein in Gumpertsreuth. Hier werde eine tierfreundliche Haltung garantiert. Die Strohschweine stammen aus eigener Zucht und Aufzucht. Auch das Rind kommt von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Umgebung. Das Fleisch dieser Tiere bekommen die Sandners dann schließlich aus den Schlachthöfen aus Hof und Helmbrechts. Kurze Transportwege garantieren, dass das Fleisch frisch verarbeitet werden kann.
In der Metzgerei wird dann alles selbst gemacht. „Bis auf Zugekauftes wie Parmaschinken und die ungarische Salami stammen über 95 Prozent aller unserer Wurstsorten aus eigener Fertigung", so Astrid Sandner. Den Stadträten zeigte sie beim Rundgang durch den Betrieb neben den Kühlräumen und der Küche auch vielerlei Gerätschaften. Teils seien diese sehr kostspielig. „Das macht es jungen Leuten ohne vorhandene Basis natürlich schwer, sich in diesem Beruf auch selbstständig zu machen", gibt sie zu bedenken. Bei der Fertigung selbst wird vom Fleisch bis hin zum Gewürz alles detailliert abgewogen. „Wir haben unsere genauen Rezepturen", wird so die stets gleichbleibend hohe Qualität sichergestellt.
Gesamt umfasst die Selber Metzgerei vom Verkaufspersonal in beiden Filialen bis hin zur Fertigung 18 Mitarbeiter. Von diesen können in diesem Jahr gar zwei auf jeweils 40 Jahre Betriebszugehörigkeit blicken. Neben dem klassischen Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren an der Theke, dem Mittagstisch und der Bratwurstbude kommt auch der Bereich Catering zum vielfältigen Angebot des Familienunternehmens hinzu. Bei der Kundschaft zunehmender Beliebtheit erfreuen sich insbesondere auch in Konservendosen abgepackte Wurst- und Fleischsorten. Die Selber Gaumenfreuden werden so auch gerne als Geschenk in die weite Welt verschickt...
selb-live.de – Michael Sporer