9.10.2017 - Nach nur 12 Monaten Bauzeit konnte die neue Produktionsstätte an der Sedanstraße im Juli 2017 bereits in Betrieb genommen werden. Am heutigen Montag wurde das zehn Millionen teure Projekt nun offiziell eingeweiht. Die neue Produktionsstätte wird die Kapazitäten der NETZSCH-Gerätebau
GmbH am Standort Selb um 60% steigern und Maßstäbe setzen in modernster Produktion und Logistik. Von Anfang an wurde das Gebäude so konzipiert, dass alle Prozesse noch stärker als bisher auf Kundenbedürfnisse und Effizienz ausgerichtet sind.
Dabei spielt Individualität bei NETZSCH-Gerätebau schon immer eine große Rolle, denn kaum eins der ausgelieferten Geräte ist wie ein anderes. Geschäftsbereichsleiter Dr. Thomas Denner: „Die neue Produktionsstätte bietet uns ungeahnte Möglichkeiten, noch spezifischer auf die immer anspruchsvolleren und komplexeren Konfigurations- und Terminwünsche unserer Kunden einzugehen. Wir können hier die gesamte Bandbreite unseres immer größer werdenden Produktbaukastens noch besser nutzen, noch mehr Varianten und Optionen anbieten. Eigentlich sind wir damit ein Manufaktur-Betrieb, aber eben auf Hightech Ebene.“
Stichwort Industrie 4.0 – natürlich werden im neuen Werk sämtliche Prozesse vom Auftragseingang bis zum Versand durch ein alles vernetzendes SAP System gesteuert. Aber es sind vor allem die neuartig ergonomisch gestalteten Arbeitsplätze, die noch mehr Effizienz und Qualität versprechen. Dabei gibt es in der Montage keine festen Arbeitsplätze mehr, sondern den Bedarfen angepasste Montageinseln. Genauso wenig wie geschlossene Abteilungen. Stattdessen ist alles flexibel und offen. Auf einer Ebene können je nach Bedarf unterschiedlich viele Mitarbeiter an unterschiedlich großen Fertigungsinseln arbeiten. Optimal vorbereitet sind die neuen Arbeitsplätze, jeder identisch mit Arbeitsmitteln und Information ausgestattet. Personalplanung wird flexibler. Rüstzeiten werden minimiert. Jeder einzelne Mitarbeiter trägt durch diese Neuerungen mehr Verantwortung.
Director Operations Ernst Most: „Mit dem Erweiterungsbau wird auch ein neues Ausbildungszentrum realisiert, um damit für die Zukunft optimale Bedingungen für eine hochqualifizierte Ausbildung zu schaffen. Hiermit werden die Weichen für Zukunft und Wachstum geschaffen“.
Im neuen Werk werden heute schon rund 20% mehr Geräte produziert – unter anderem Maschinen und Apparate, die bisher bei NETZSCH- Instruments in Boston hergestellt wurden. Dabei werden aktuell nicht mehr Mitarbeiter beschäftigt als im alten Werk. Alleine die Effizienzsteigerung macht den höheren Output möglich. Aktuell arbeiten im neuen Werk 100 Mitarbeiter. Das neue Gebäude ist aber heute schon klar auf Wachstum ausgelegt. Und so sollen es schon bald 150 Mitarbeiter sein in der neuen NETZSCH Hightech Manufaktur.
Noch bevor ein Band durchschnitten und damit die neue Produktionsstätte symbolisch an die Mitarbeiter übergeben wurde, konnte Dr. Thomas Denner, Geschäftsführer NETZSCH-Gerätebau, vor zahlreichen Mitarbeitern und Gästen bis hin zu unmittelbaren Nachbarn, denen für deren Geduld während der Bauphase gedankt wurde, auch einige Ehrengäste begrüßen. Regierungsvizepräsident Thomas Engel eröffnet den Reigen von kurzen Worten. Er gratulierte den Verantwortlichen der NETZSCH-Gruppe zum neuen Produktionsgebäude. Mit diesem sei ein wichtiger Baustein für eine weitere erfolgreiche Entwicklung des traditionsreichen Unternehmens gelegt worden. Die räumlichen Voraussetzungen seien wichtig für die Innovationsstärke, lobte Engel NETZSCH als eines der allerbesten Adressen in Oberfrankens. Landrat Dr. Karl Döhler sprach bei der Investition von einer herausragenden Leistung. Diese bewirke eine enorme Strahlkraft innerhalb der Region als auch nach außen und zeige die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Selbs Oberbürgermeister Uli Pötzsch erinnerte an die einstigen wirtschaftlichen Probleme in der Stadt. Nun jedoch sei es wie in einem Märchen. Man könne sagen „Es war einmal…“, die Talsohle sei längst durchschritten. Weg von der Monostruktur habe sich Selb neu ausgerichtet und könne nun auf eine breite Wirtschaftsstruktur blicken. Dies sei vor allem den Unternehmern vor Ort zu verdanken. Diese hätten ihr Unternehmertun auch in schwierigen Zeiten ernst genommen, sich neu orientiert und ein Risiko eingegangen. „Das sich das gelohnt hat, sieht man am Erfolg der Firmen“, verweist Pötzsch u.a. auf in Selb in den vergangenen drei Jahren über 400 neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Auch zählen am Standort fünf Unternehmen zu den 25 sogenannten „Big Playern“ der Region Hochfranken. Als Kommune sieht man sich als Dienstleister. So konnte auf dem Gelände der ehemaligen „Hutschenreuther-B“ Flächen entwickelt werden, um die Erweiterung überhaupt erst am jetzigen Standort ermöglichen zu können. Dr. Denner ergänzte und dankte zugleich der benachbarten Rosenthal GmbH, dass auch sie NETZSCH angrenzende Flächen verkauft habe, um den Neubau in seiner jetzigen Form ausführen zu können. Dietmar Bolkart, Geschäftsführer der NETZSCH Holding, erklärte, dass das international tätige Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren angefangen von Maschinen über modernste IT-Technologie bis hin zu Firmen-Übernahmen und Neubauten in Summe rund 175 Mio. Euro investiert habe. In Selb hat man nun den modernsten Produktionsstandort.
Industrie 4.0 bei NETZSCH: Der Mensch im Mittelpunkt
Industrie 4.0 ist ein Trendthema. Die Digitalisierung der Produktion verspricht Unternehmen riesige Chancen. Bei vielen Arbeitnehmern weckt sie Unsicherheit. Dass der Mensch auch in Zukunft nicht durch Maschinen ersetzt werden kann, sieht man in der neuen Produktionsstätte von NETZSCH Gerätebau in Selb. Hier steht entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Mensch klar im Mittelpunkt. Die Eigenverantwortung und Eigenbestimmung jedes einzelnen Mitarbeiters im betrieblichen Alltag ist deutlich gestiegen.
12.00 Uhr und es ist ruhig in der neuen Social Area. Nicht alle Mitarbeiter machen jetzt Mittagspause. Manche sind schon fertig. Andere kommen erst in einer Stunde. Anders als früher können sich Mitarbeiter ihre Pausen hier flexibel einteilen. Möglich macht das die intelligente Planung im neuen Werk. Die Wege sind kürzer, der Personaleinsatz flexibler und die Kommunikation schneller und besser.
Gesteuert werden alle Prozesse vom Auftragseingang bis zum Versand durch ein alles vernetzendes SAP System. Was SAP nicht regeln kann, regeln die Mitarbeiter selbst. Direkt und mit Blickkontakt. Denn die Architektur im neuen Werk ist offen. Außerdem funktioniert die Schnittstelle zwischen Mensch und IT. Jeder Arbeitsplatz ist mit einem Bildschirm ausgestatten, der in Echtzeit informiert. Jeder Mitarbeiter kann jederzeit digital auf Stücklisten und Montageanleitungen zugreifen. Der aktuelle Status wird genauso kommuniziert wie z. B. kurzfristig notwendige Änderungen bei Konstruktion und Terminen. Besonders macht die neuen Arbeitsplätze nicht nur ihre IT Anbindung. Standardisiert und gleichzeitig höchst flexibel den Bedürfnissen angepasst sind alle identisch ausgestattet. Jeder Mitarbeiter kann jederzeit überall arbeiten. Jeder Handgriff sitzt. Langes Suchen gibt es nicht mehr. Nach Bedarf lassen sich unterschiedlich große Fertigungsinseln bilden. Die neuen Arbeitsplätze sehen heute so aus wie sie sind, weil sie als Prototyp von den Mitarbeitern selbst getestet, bewertet und mitgestaltet wurden.
Dabei ist nichts in Stein gemeißelt. Was verbessert werden kann, wird schnell und unbürokratisch besser gemacht. Jeder Mitarbeiter bringt im Rahmen eines verbesserten internen Vorschlagswesens seine Ideen ein und hat so die Möglichkeit, Prozesse selbst mitzugestalten und zu verbessern.
Geschäftsbereichsleiter Thomas Denner: „Digitalisierung in der Produktion heißt bei uns nicht Automatisierung. Kann es gar nicht, da wir nicht in Serie produzieren, sondern jedes Gerät individuell nach Kundenwunsch erstellen. Wir konzentrieren uns vielmehr auf die effiziente Gestaltung der Schnittstelle zwischen Mensch und IT. Und damit stellt die Arbeitswelt 4.0 bei uns ganz klar auch den Menschen in den Mittelpunkt. Sie wird Ihn ganz bestimmt nicht wegrationalisieren. Vielmehr hebt sie ihn auf eine höhere Stufe. Jeder Mitarbeiter wird in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen und eigenbestimmter arbeiten.“
Richtig ist, dass in den nächsten Jahren einfachere Tätigkeiten zunehmend wegfallen und der Bedarf an qualifizierten Fachkräften mit vielfältigen Qualifikationen weiter steigt. Um alle NETZSCH-Mitarbeiter fit zu machen für diese neue Arbeitswelt 4. 0 investiert das Unternehmen in regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen. Dabei geht es sowohl um die fachliche Qualifikation, aber auch um ein digitales Grundverständnis, die Offenheit für neue Lösungen, die Bereitschaft, sich neue Dinge anzueignen und diese dann auch einzusetzen.