4.5.2017 – „Wir haben schwierige Zeiten durchlebt. Die aktuelle Entwicklung stimmt uns nun aber positiv“, berichtete Stefan Vinzens, Werkleiter der ITW EF&C Selb GmbH, den Mitgliedern des Wirtschaftsausschuss des Selber Stadtrats. Im Vorfeld seiner Sitzung am Mittwochabend hatte das Gremium dem Werksstandort am Schreinersteich einen Besuch abgestattet.
Hat man am Standort Selb in den vergangenen Jahren noch Verluste eingefahren, so rechnet man in diesem Jahr erstmals wieder mit einem Gewinn, zeigt sich Vinzens zuversichtlich. Seit Oktober 2014 ist er in dieser verantwortlichen Position des Automobilzulieferers. Umfirmierungen und Strategiewechsel gab es in den vergangenen Jahren einige. Seit Juli 2016 gehört man zum weltweit agierenden Unternehmen ITW Engineered Fasteners & Components.
Die Historie am Standort Selb geht bis ins Jahr 1921 zurück. Als Unternehmen Fickenscher wurden Werkzeuge, hauptsächlich Matrizen, für die Porzellanindustrie hergestellt. Mehrere Entwicklungsschritte folgten. In den 1980er Jahren ging man schließlich in die Produktion und Veredelung von Kunststoffspritzgussteilen im 1-, 2- und 3K-Spritzgießverfahren über. Auch die automatisierte Montage von komplexen Baugruppen für den Automobilbereich gehört zu den Kernkompetenzen.
Seit dem Jahr 1990 befindet sich die Produktion am aktuellen Standort. 1998 wurde die Firma von TRW Automotive übernommen, diese wiederum 2014 von ZF Friedrichshafen, einem der größten Konzerne in der Antriebs- und Fahrwerktechnik. Allerdings wollte sich der neue Eigentümer dann von bestimmten Geschäftszweigen trennen, dem Standort Selb drohte die Schließung. Der Konzern ITW (Illinois Tool Works) übernahm schließlich den Geschäftszweig „Engineered Fasteners & Components“, und damit auch das Werk in Selb.
Dieses ist mit seinen Kompetenzen im Kunststoffspritzguss vor allem auf Befestigungssysteme, Luftausströmer und Dachhaltegriffe im Automobilbereich spezialisiert. VW, Audi, Daimler und Co. gehören zu den Kunden. 188 Mitarbeiter sind aktuell in Selb beschäftigt. Diese arbeiten im 18-Schicht-Modell. Im Jahr 2016 konnte ein Umsatz in Höhe von 22.8 Mio. $ erwirtschaftet werden. Weltweit hat das Unternehmen rund 60.000 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von etwa 16 bis 17 Milliarden US-Dollar.
„Wir haben eine Auslastung von rund 85 Prozent“, verriet Stefan Vinzens dem Wirtschaftsausschuss, welcher sich auch die Produktionsabläufe am Werksstandort Selb, der eine Gesamtfläche von 15.900qm hat, zeigen ließ. Der Werkleiter ist über die aktuelle Entwicklung sehr zufrieden. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Selb funktioniere hervorragend. „Solch eine Unterstützung von der Kommune kannte ich bislang bei anderen Unternehmen nicht“, blickt der 49Jährige auf seine bisherige berufliche Karriere zurück. Oberbürgermeister Uli Pötzsch dankt dafür, dass sich das Unternehmen im Firmennetzwerk engagiere. Der Austausch zu bestimmten Themenbereiche sei wichtig, auch um reagieren zu können.
In Sachen Stellenangebote sucht die Firma derzeit einen Leiter im Bereich des Qualitätswesens. Auch Ausbildungsplätze zum Verfahrensmechaniker stehen aktuell zur Verfügung. „In der Regel werden Auszubildende von uns dann auch übernommen“, erklärt Vinzens.
selb-live.de – Michael Sporer