13.8.2020 – „Wir sind mit dem Ergebnis der Kommunalwahlen im März sehr zufrieden“, das stellte der Sprecher der Aktiven Bürger, Dr. Klaus von Stetten bei deren erster Versammlung seit den Wahlen im Saal der Gaststätte „Blockhütte“ vor 30 Besuchern fest. Bedingt durch die Corona-Pandemie habe man erst jetzt unter strengen Hygieneauflagen wieder ein Treffen durchführen können.
„Die Selber haben gut gewählt“, pflichtete Oberbürgermeister Uli Pötzsch bei. Im Stadtrat seien durchwegs Gruppierungen vertreten, die die demokratischen Spielregeln anerkennen. Alle, die Probleme mit unserer freiheitlichen Grundordnung hätten, seien in Selb erst gar nicht angetreten. Nachdem sich das Wahlkampfgetöse gelegt habe, gelte es jetzt wieder im Stadtrat gemeinsam für das Wohl der Stadt zu arbeiten. Das schließe unterschiedliche Auffassungen zum „Wie“, die sachlich vorgetragenen würden nicht aus. „Eine gesunde Streitkultur gehört zu einem Stadtparlament, man darf nur das Ziel nicht aus den Augen verlieren.“ Angetreten seien alle Stadträtinnen und Stadträte, um die Stadt voranzubringen. Und das werde auch in Zukunft gemeinsam gelingen, zeigte sich der Oberbürgermeister überzeugt. „Die Zukunft des Selber Krankenhauses ist so ein Thema, bei dem wir alle an einem Strang ziehen müssen“.
Das Thema Selber Krankenhaus griff Dr. Klaus von Stetten auf. Die Aufteilung der Aufgaben während der Corona-Pandemie dürfe nicht dazu führen, Strukturen festzuzurren, die den Krankenhausstandort Selb schwächen würden. Die Kosten würden bei der aktuellen Diskussion nur vorgeschoben. „Ein Krankenhaus im ländlichen Bereich kann heute nicht mehr kostendeckend betrieben werden“, so von Stetten. Aber es gehöre zur Daseinsfürsorge für die Bevölkerung des nördlichen Landkreises. „Wir tragen im Landkreis die Defizite für Bäder, Kultur- und Sportstätten und soziale Einrichtungen“, betonte von Stetten. Es wäre nicht nachvollziehbar, wenn der Landkreis gleichzeitig die Defizite der zwei Krankenhausstandorte nicht mehr übernehmen wolle. „Seit sechzehn Jahren werden die Defizite, die durch beide Häuser verursacht wurden, vom Landkreis übernommen“, so von Stetten. Man habe bereits in den ersten zehn Jahren nach der Fusion beider Häuser im Jahr 2004 in Selb auf Vieles verzichten müssen. Geburtshilfestation, Küche und Labor seien nach Marktredwitz abgezogen worden. Die ursprünglich für Selb geplante HNO-Belegabteilung sei nicht nach Selb gekommen. Das Schwesternwohnheim am Krankenhaus Selb sei abgerissen worden. Man habe dort ein medizinisches Versorgungszentrum errichten wollen. Auch dieses sei schließlich in Marktredwitz angesiedelt worden.
„Es reicht jetzt“, verdeutlichte von Stetten. Man werde nicht tatenlos zusehen, wenn die Unfallchirurgie, weitere chirurgische Einrichtungen, die Notfallversorgung und der Durchgangsarzt in Selb demontiert würden. An anderen Standorten wie Naila und Münchberg (Hochfrankenkliniken) oder Haßfurt und Ebern (Haßberg-Kliniken) gelänge eine solche Doppelversorgung auch, obwohl diese Häuser nur eine Versorgungsstufe 1 aufwiesen. „Längst hätte man trotz Corona die chirurgische Notfallversorgung am Selber Haus wieder reaktivieren können“, fuhr von Stetten fort. Das werde in anderen Häusern in Bayern auch so organisiert und sei aufgrund der räumlichen Gegebenheiten am Selber Krankenhaus umsetzbar. „Man muss das nur wollen“. Es sei nicht nachvollziehbar, dass zum Beispiel ein Selber Kind wegen einer Platzwunde nach Hof oder Marktredwitz gebracht werden müsse. Es tue gut zu spüren, dass die Bevölkerung im nördlichen Landkreis, die Wirtschaftsunternehmen, die Vereine und Schulen, der Seniorenbeirat und viele anderen Organisationen an der Seite des Selber Krankenhauses stehen würden. Es werde Zeit, dass der Aufsichtsratsvorsitzende das Heft wieder in die Hand nehme. Das habe man Landrat Peter Berek auch verdeutlicht.
Zu den Großprojekten in Selb berichtete Oberbürgermeister Pötzsch, dass durch die Pandemie zwar die eine oder andere Verzögerung in Kauf genommen werden müsse, aber alles wie geplant weiter laufe. Man brauche jetzt Geduld, aber es gehe voran.
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