26.10.2019 – Die meisten Menschen – auch in Selb – können mit dem Begriff Textilveredlung wenig anfangen, obwohl in der Stadt eines der führenden Unternehmen in dieser Branche beheimatet ist. Die Freien Wähler Selb (FWS) haben der Firma Textilveredlung Drechsel einen Besuch
abgestattet und wurden laut einer Pressemitteilung von Bernd Drechsel eingehend informiert. Der Gesellschafter freute sich über das Interesse der politischen Gruppierung, hätten das Unternehmen und die Stadt Selb doch viele Berührungspunkte.
Drechsel erklärte, dass es kein Textil gebe, das nicht wenigstens einmal – sei es als Faser, Faden oder Fläche - in einer Veredlung war. Veredlung bedeute unter anderem färben, ausrüsten und beschichten eines Textils, wobei sich die Firma Drechsel auf die Veredlung textiler Flächen spezialisiert habe. Während in der Textil- und Bekleidungsindustrie in Deutschland die Beschäftigten aufgrund der Verlagerung der Herstellung in andere Länder rückläufig seien, sei das familiengeführte Unternehmen Drechsel, das als Auftragsveredler, sprich Dienstleister arbeitet, seit der Gründung 1950 bis heute stetig auf inzwischen 150 Beschäftigte angewachsen. Parallel dazu sei die Produktionsfläche laufend erweitert worden.
Den Umsatz des Jahres 2018 gab Bernd Drechsel mit 13,5 Millionen Euro an, davon 77 Prozent in Deutschland (davon wiederum 35 Prozent allein in Oberfranken) und 23 Prozent in der EU. Die tägliche Produktion belaufe sich 70000 bis 150000 Quadratmeter Fläche, was rund zwölf Tonnen entspricht. Das Artikelprogramm, so Drechsel reiche von Heimtextilien über Schutzbekleidung bis zur Auto- und Sporttechnik. Sonnenschutz und Verdunklungen würden ebenso behandelt wie Gewebe und Vliesstoffe. Man beschichte Werbeträger, aber auch Stoffe für militärische Anwendungen. Als besondere Projekte nannte der Firmenchef die Beschichtung von sogenannten Nebelfängern für die Trinkwassergewinnung, Bodenbelägen für Flugzeuge, Sonnenschutzrollos für ICE-Züge, Strahlenschutzbekleidung für OP-Räume und die allseits bekannten Tücher zur Farbauffrischung von Textilien.
Wie Drechsel laut Mitteilung erläuterte, sorgten ein eigener Fuhrpark sowie die Möglichkeit, Rohware bis zur Auftragseinteilung einzulagern, für eine schnelle und flexible Produktion und Lieferung. Im eigenen Labor entwickle man Muster für innovative textile Anwendungen, zum Teil in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten. In der Färberei sorgten Waschmaschinen bis zu vier Meter Breite für eine optimale Vorbehandlung, und ein universeller Maschinenpark ermögliche das Färben aller gängigen Substrate und Mischungen. Besonders hob Drechsel das breite Spektrum der Qualitätskontrolle hervor- von der visuellen Prüfung bis zum eigenen Prüflabor. Zum Trocknen, Thermofixieren und Appretieren stünden mehrere Hochleistungsspannrahmen zur Verfügung.
Auch machte Drechsel den Freien Wählern Selb deutlich, dass das Unternehmen viel in die Umwelttechnik investiere. So verfüge man seit 1987, „als es noch keine Umweltdiskussion gab“, über eine Abluftreinigung, die auch der Energiegewinnung diene. Die großen Mengen Produktionsabwässer würden in einem Misch- und Ausgleichsbecken aufgefangen und nur nach Absprache mit der örtlichen Kläranlage abgelassen. Auch eine eigene Photovoltaikanlage habe das Unternehmen. Drechsel sprach zudem die Sanierung des Teichs auf dem Firmengrundstück an, der aufgrund von Abwässern anderer Firmen sehr belastet gewesen sei. Inzwischen, nach nervenaufreibenden Prozessen, die sich laut Drechsel von 1968 bis 2014 erstreckten, sei der Teich belastungsfrei und als Biotop eingestuft. Als zukunftsorientierte Lösung für Problemstoffe bezeichnet Drechsel die Eigenentwicklung eines Abwasserverdampfers. Und da die Firma enorm in Energieeffizienz investiere, habe man - leider erfolglos - gegen die EEG-Umlage geklagt, so Drechsel
In der Diskussion machte Bernd Drechsel deutlich, dass man den Austausch mit der Konkurrenz nicht scheue und Arbeitsgemeinschaften, Netzwerke und Plattformen nutze. In der Stadt Selb vermisst der Firmenchef mehr Hotelkapazitäten. „Wir bringen unsere Firmenkunden hier nicht unter.“ Zudem würden Bauplätze und Wohnungen fehlen. Deshalb sei es auch oft schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Die Frage von FWS-Sprecher Stephan Rummel, der sich für die Betriebsbesichtigung und die Erläuterungen bedankte, ob sich der Brexit auch für Drechsel bemerkbar machen werde, bejahte der Firmenchef, der hier viele Probleme sieht.
Beim anschließenden Rundgang erlebten die FWS-Mitglieder einige Veredlungsschritte live, sahen das Labor und einen Roboter zum Mischen von Farben im Einsatz. Interessant laut Mitteilung war auch die Qualitätssicherung, wo den Mitarbeitern ein hohes Maß an Erfahrung und Können abverlangt wird.
selb-live.de – Presseinfo FWS