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19.11.2018 - Handwerk in Selb lautete das Thema des CSU/FWS Stammtisch im Vereinsheim des TUS Erkersreuth. FWS Vorstandssprecher Stephan Rummel begrüßte die anwesenden Teilnehmer der traditionellen CSU-Veranstaltung, die dieses Mal

von den Freien Wählern Selb gestaltet wurde. Der Stammtisch wird seit 2014 in regelmäßigen Abständen veranstaltet. Themen waren unter anderem auch schon das Factory Outlet sowie die Leerstände in der Innenstadt, so der CSU Ortsverbandsvorsitzende Matthias Müller bei seinen Grußworten. Müller ging noch einmal kurz auf die aktuelle Situation in der Innenstadt in Selb ein. Hier so Müller, müssen den Planungen endlich Taten folgen.

Grußworte sprach auch der stellvertretende Kreishandwerksmeister Michael Göbel. Er begrüßte in einer kurzen Ansprache die Gäste und belebte die Anfangsdiskussion mit einigen interessanten Fakten. „In Oberfranken fehlen aktuell 18.000 Fachkräfte, davon 16.500 aus den qualifizierten Handwerksberufen und 1500 mit einem Studium“, so Göbel. Unter anderem ein Überhang an Hochschulstudenten führe dazu, dass in den Handwerksberufen viele Positionen unbesetzt seien und viele Privatpersonen und auch Firmen sich heutzutage schwer tun, die passenden Handwerker zu finden bzw. diese, wenn sie denn gefunden worden sind, erst nach langen Wartezeiten zur Tat schreiten könnten. Stephan Rummel ergänzte Göbels Zahlen. In Selb, so der FWS-Vorstandssprecher gäbe es aktuell ca. 150 Handwerksbetriebe, die 80 Lehrlinge ausbilden, eine erfreuliche und nichts zu vernachlässigende Wirtschaftskraft in unserer Heimatstadt, so der Redner.

Bei einem munteren Einstiegsdialog berichteten die selbständigen Elektromeister Achim Kästner und Christian Schwenk von ihrem Weg vom Lehrling bis zum Meister und Geschäftsinhaber. Kästner berichtete, dass sein Betrieb momentan gut ausgelastet ist und es auch noch keine Probleme mit zu wenigen Bewerbern auf dem Facharbeitermarkt gäbe. „Ich hatte dieses Jahr eine Praktikantin, die sich recht geschickt anstellte, diese könnte durchaus die erste Auszubildende in unserem Betrieb werden“, schwärmte Kästner, dessen Elektrobetrieb momentan 26 Mitarbeiter, davon 4 Azubis aufweist. Auch der Elektromeister Christian Schwenk freut sich darüber, dass der Markt in Selb und Umgebung momentan recht belebt sei. „Der Kuchen wird auch unter den Firmen gerecht aufgeteilt“, erzählte Schwenk. Teilweise sei es schwierig Mitarbeiter zu halten, da man in direkter Konkurrenz um Facharbeiter mit der Industrie stünde, die geregelte Arbeitszeiten biete, sind sich beide Elektromeister einig. Dies gliche aber der Vorteil, dass es bei Handwerkern keine Schichtarbeit gibt, wieder aus, wodurch auch Arbeiter aus der Industrie wieder zu den Handwerksbetrieben zurückfänden.

fws 11181Aus der Runde fragte CSU-Stadtrat Carsten Hentschel, was man gegen die Masse an Studenten tun könnte und wie man mehr Schulabsolventen in die Handwerksberufe bekommt. Stellvertretender Kreishandwerksmeister Göbel erzählte hier, dass sich das Image der Handwerker langsam bessere. „Vieles bekommen die jungen Leute von den Eltern in die Wiege gelegt“, so Göbel. „Nach wie vor werden Stellen mit dem Anforderungsprofil eines Studiums oft mit hohen Gehältern in Verbindung gebracht.“ Hierbei werde zum Beispiel auch oft vergessen, dass mit Erfolgen im Handwerksberuf auch der Charakter der Jugendlichen wächst. Eine Lehre sei deshalb oftmals der bessere Weg. Nicht ganz so optimistisch in Sachen Lehrlingsfindung zeigte sich der Längenauer Sanitärtechnikermeister Sven Baberske. „Ich habe im vergangenen Jahr keine einzige Bewerbung bekommen“, klagte Baberske und machte darauf aufmerksam, dass es im Gas- und Sanitärbereich etwas schwieriger sei, gute und geeignete Mitarbeiter zu finden. Martin Braun ergänzte, dass es für andere Handwerksberufe noch schwieriger ist als in der Elektrotechnikbranche. Das Friseurhandwerk, das Bäcker- und Konditorhandwerk und auch das Fleischer- und Metzgerhandwerk tut sich wohl noch wesentlich schwerer. Die Diskussionsteilnehmer teilten diese Meinung. Eine Patentlösung für eine Attraktivitätssteigerung hatte keiner in der Runde, allerdings war man sich einig, dass ein Einkaufen in den heimischen Fachbetrieben ein Weg ist das Handwerk hier zu stärken.

In der munteren Diskussion war man sich ebenfalls einig, dass Ausbildungsmessen und vor allem die Mundpropaganda ein wichtiger Faktor für die Handwerksbetriebe in der Region seien, um auch zukünftig geeignete junge Leute für die Ausbildungsberufe zu finden. Welche Rolle die zunehmende Digitalisierung spielt, wollte Niklas Schmidling wissen. „Bei den Elektronikgeräten habe ich mit dem Ladengeschäft gegen die Internetriesen wie beispielsweise Amazon keine Chance“, teilte Kästner mit. Lediglich durch den guten Beratungsservice und die treue Stammkundschaft sei hier noch ein kleiner Umsatz möglich. Dieser Service werde aber auch gerne ausgenutzt, da sich viele Kunden beraten lassen und dann trotzdem im Internet bestellen, so alle anwesenden Handwerker. Im Heizungsbereich gibt es Plattformen über die man eine gesamte Heizung ordern und installieren lassen kann. Für Baberske momentan allerdings kein Grund zur Beunruhigung. Punkte man hier als ortsansässiges Unternehmen doch mit Service, Qualität und einen guten Ruf.

Kein Problem für das Selber Handwerk stellen tschechische Handwerksbetriebe dar. Entgegen mancher Meinung sind diese auf deutscher Seite relativ wenig zu Werke. „Durch den anhaltenden tschechischen Wirtschaftsboom haben die Betriebe selbst volle Auftragsbücher“, wusste Michael Göbel zu berichten. Bei vielen Selber Handwerksbetrieben stehen Aufträge öffentlicher Auftragsgeber nicht im Fokus. Durch komplizierte Ausschreibungsverfahren tun sich kleinere Handwerksbetriebe oft schwer sich an den Ausschreibungen zu beteiligen. Beim Thema Bürokratie war man sich einig, dass diese gar nicht so schlimm ist wie mancher denkt. Das in Deutschland umgesetzte Regelwerk ist oft umfangreich, macht aber in den Augen der Diskussionsteilnehmer Sinn. „Durch die geltenden Regelwerke und Vorschriften in Deutschland sei es hierzulande sehr unwahrscheinlich, dass solche Katastrophen wie beim Einsturz einer italienischen Autobahnbrücke bei uns entstehen“, so Göbel.

Auch im Hinblick auf das Factory In konnte man aus der interessanten Runde einiges Positives vernehmen. So sei auch so manche Selber Firma von der Firma Munitor beauftragt worden, beim Bau des neuen Outlets mitzuwirken. FWS-Stadtrat Roland Schneider berichtete aber auch von einem Selber Unternehmer, dass dieser hier mehr Engagement des Bauherren erwarte und versprach, dass er bei einer der nächsten Stadtratssitzung nachhaken wolle. Wurde doch vom Bauherren versprochen nach Möglichkeit auf einheimische Firmen zurückzugreifen.

Nach über zwei Stunden reger Diskussion bedankte sich FWS-Vorstandssprecher Stephan Rummel von den Gästen. Sein besonderer Dank ging an die teilnehmenden Handwerksmeister und an das FWS Organisationsteam Adolf Lindner, Roland Schneider, Niklas Schmidling und Erwin Benker.

selb-live.de – Presseinfo Freie Wähler Selb

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