20.10.2017 – Selb/Heidelheim- „Alles muss erlaubt sein.“ Mit diesen Worten eröffnete Stadtrat Willy Neupert den Oktoberstammtisch der Selber CSU im Hinblick auf die immensen Flur- und Waldschäden der Borstentiere. Im sehr gut besetzten Heidelheimer Schützenheim bemängelte
er in diesem Zusammenhang die oft unzureichenden Möglichkeiten der Jägerschaft. Klaus Schmidt, Schwarzwildberater der Bayerischen Staatsforsten, lobte in seinem Vortrag ausdrücklich den Erlass des Bayerischen Landwirtschaftsministers Helmut Brunner, wohingegen Anträge auf die Erlaubnis einer Nutzung von Nachtzielgeräten aufgrund der prekären Lage kulanter zu beurteilen seien. „Das ist eine pragmatische Lösung“, so Schmidt. Heftige Kritik übte er allerdings an den Landratsämtern. „Nur in den Landkreisen Hof und Wunsiedel wurde dieser Erlass durchgesetzt. Warum in allen anderen Landkreisen Bayerns die Pläne in den Schubladen bleiben, ist mir unerklärlich.“ Dabei benötigten die Jäger auch aufgrund der hohen Anschaffungskosten, ein Sichtgerät mit Wärmebildkamera kostet immerhin ca. 4000 €, unbedingt höhere Planungssicherheit. Allein mit verbesserter Technik sei den höchst intelligenten und lernfähigen Tieren jedoch nicht beizukommen. Große Probleme bereiten auch die noch unbekannten Rückzugsorte des Borstenviehs im Winter. „Dort lassen sie es sich in Rotten mit bis 60 Individuen richtig gut gehen. Im Frühjahr bricht dann im Fichtelgebirge eine regelrechte Schweineschwemme aus, der kaum beizukommen ist“, so der Fachmann.
Aber nicht nur Schwarzkittel & Co gefährden die Existenz der hiesigen Landwirte. Willy Neupert verwies auf die Bestrebungen von Lebensmittelkonzernen, selbst in die Produktion agrarischer Produkte einzusteigen. Für die Familienbetriebe werde dadurch die Produktnische immer enger, zumal die Preise für Lebensmittel seit mehr als 50 Jahren kaum noch gestiegen seien. „Wir geben heute nur noch 10% unseres Einkommens für Essen und Trinken aus“, so Neupert. Harald Fischer, Kreisobmann des Bauernverbandes, machte die stetig wachsende Zahl an Verordnungen als größte Bedrohung für den Kleinbetrieb aus. Am Beispiel der Düngeverordnung zeige sich, dass hier oft nicht an die Umsetzbarkeit vor Ort gedacht werde, zumal die Gesetze in den europäischen Ländern unterschiedlich schnell und konsequent durchgesetzt würden. Dies benachteilige besonders Landwirte in Deutschland im internationalen Wettbewerb.
Auf die Frage von Ortsvorsitzenden Matthias Müller und Fraktionschef Wolfgang Kreil, warum man aufgrund der aktuellen Gesundheitswelle nicht versuche, lokale, ökologische Produkte auch vor Ort anzubieten, verwiesen die Landwirte auf die Erfahrungen beim Selber Bauernmarkt. „Wenn du bei jedem verschütteten Liter Milch mehrere Belege ausfüllen musst, findest du kaum noch Leute, die sich für so eine Idee begeistern“, erwiderte Neupert. Auch Landwirt Timo Seidel kritisierte die ständig wachsende Bürokratie in der Landwirtschaft. „Das kommt oft nur den Großen zugute. Die haben die Mittel, das Personal und die Logistik, sich den ständig ändernden Vorgaben anzupassen.“ Letztendlich, und da waren sich alle Anwesenden einig, entscheidet der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten, wohin die Entwicklung der Landwirtschaft in den nächsten Jahren gehen wird.
selb-live.de – Presseinfo CSU Selb