28.7.2017 – Sei es die erste Sommerliebe, das erste Mal ohne Schwimmflügel schwimmen oder der Heimaturlaub am Wochenende: für die Selber ist das Waldbad „Langer Teich“ nicht mehr wegzudenken. Doch genau daran müsste sich die Bevölkerung gewöhnen,
wenn das in die Jahre gekommene Bad nicht bald saniert wird. Genau darum ging es denn auch auf der ersten Etappe der traditionellen Radltour des Fraktionsvorsitzenden der Landtags-SPD, Markus Rinderspacher, die ihn dieses Mal nach Selb führte. Gemeinsam mit dem SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzenden Walter Wejmelka, dem Selber SPD-Chef Roland Graf, der 2. Bürgermeisterin Dorothea Schmid und dem SPD-Bundestagskandidaten Jörg Nürnberger machte er sich ein Bild von der Situation vor Ort.
Der zweite Vorsitzende des gleichnamigen Fördervereins, Roland Schneider, führte die Politiker durch die Anlage und erläuterte seinen Gästen die Vielzahl von Baustellen und Löcher, die der Verein in mühevoller ehrenamtlicher Arbeit seit Jahren stopft. Angefangen von den Rissen im Beton, die es nach jedem Winter zu flicken gilt über die Aufrechterhaltung der Wasserqualität und des Pegelstandes bis hin zu der Tatsache, dass es vor Ort kein fließendes Wasser gibt – es fehlt schlichtweg die Verbindung zur Kanalisation in der nächsten Ortschaft. Dass der Betrieb überhaupt noch aufrechterhalten werden kann, ist vor allem dem Förderverein zu verdanken. Die notwendigen Sanierungskosten gehen weit in den sechsstelligen Bereich. Kosten, die der Förderverein nicht stemmen kann und eigentlich auch die Stadt Selb nicht, die sich mitten in der Haushaltskonsolidierung befindet.
Entsprechend groß war die Freude als bekannt wurde, dass mit den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen (BTFW) eine Sonderform der Gartenschau 2023 nach Selb kommen wird. Die Staatsregierung forderte in diesem Zuge die Stadt Selb auf, eine Vorschlagsliste von Projekten zu erstellen. Unter reger Bürgerbeteiligung wurde dabei das Waldbad mit Abstand auf Platz 1 der Prioritätenliste gesetzt – und umso größer war die Enttäuschung, dass genau dieser Punkt komplett von der Regierung gestrichen wurde.
„Für uns ist das absolut unverständlich“, schimpft Fraktionschef Walter Wejmelka, denn gerade der Lange Teich werde ausgiebig von der tschechischen Bevölkerung aus der Nachbarschaft intensiv genutzt. „Die Beschilderung am Langen Teich ist doch nicht umsonst zweisprachig. Wenn interkultureller Austausch zwischen Bayern und Tschechien stattfindet, dann ist das am Langen Teich der Fall. Aber genau der fällt aus der Förderung. Wir wollen einfach nur, dass sich die Staatsregierung an ihr Wort erinnert, die Bevölkerung in die Planungen bestmöglich mit einbinden zu wollen.“ Auch die zweite Bürgermeisterin Dorothea Schmid kann das nicht verstehen: „Wir haben in Selb als Porzellinerstadt traditionell große Bevölkerungsschichten mit relativ geringem Einkommen. Diese verbringen ihren Sommerurlaub nicht auf Mallorca, sondern am Langen Teich. Wenn der wegfällt, haben sie gar nichts mehr.“
Markus Rinderspacher weiß um die Problematik. Seit Jahren setzt sich der Sozialdemokrat für die Sanierung öffentlicher Bäder ein. Aus gutem Grund: Viele Kommunen seien nicht mehr in der Lage, die anfallenden Sanierungen durchzuführen und die laufenden Betriebskosten für ihre Bäder zu bezahlen, so Rinderspacher: „Im Freistaat wurden in den vergangenen zwölf Jahren deshalb 63 öffentliche Schwimmbäder dichtgemacht. Das ist schlecht für die Regionen und die Kinder und Jugendlichen", findet Rinderspacher. Die Sterbe-Dynamik halte unvermindert an. Alleine seit 2014 wurden bayernweit 20 Schwimmbäder geschlossen, 54 weiteren drohe die Schließung. „Genau deshalb setzen wir uns für eine Sonderförderung ein. Viele Kommunen können das nicht alleine stemmen. Das Bad hier ist ein Paradebeispiel dafür.“
Das sieht auch Jörg Nürnberger so. Der SPD-Bundestagskandidat verweist in diesem Zuge auf das Bad Stebener Freibad als Beispiel. Der Kurort erhält für das kürzlich geschlossene Bad Ersatz vom Freistaat – als Anbau der bestehenden Therme. „Wir müssen kreativ sein. Ich bin mir ganz sicher: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. An ersterem mangelt es vielleicht der Staatsregierung aber ganz sicher nicht uns.“
selb-live.de – Presseinfo SPD