21.8.2022 – … und wie!!! „Wow, was ist denn hier los“, so die Aussage eines Kickersfan, der verspätet ins Stadion kam und sich darüber mächtig ärgerte, denn in der zweiten Halbzeit, als das Spiel richtig Fahrt aufnahm, sprang der Funke von den Spielern so richtig auf die 100 Zuschauer über und die feuerten das Kickersteam an, wie man es schon lange nicht mehr im Thomas-Lang-Stadion hörte.
Die Ausgangssituation vor dem Spiel war bedingt durch die krasse Personalsituation bei den Selbern jedem klar. Nicht wenige erwarteten eine weitere deutliche Klatsche für die Kickers. Nur Interimstrainer Stefan Rogler, der schon bei der letzten Trainingseinheit viel Positives bei seinem „zusammengewürfelten Haufen Aufrechter“ gesehen hat, war voller Optimismus. „Ich habe das Team in gar kein großes taktisches Konzept gepackt, sondern versucht ihnen Spielfreude und Einsatzwillen einzutrichtern“.
Die Gäste von Quelle Fürth, die auch leicht ersatzgeschwächt nach Selb reisten, nahmen das Spiel sofort in ihre Hand und Trainer Benjamin Drenda wollte schon in den ersten zehn Minuten alles klar machen. So musste in der 10.min. TW Andy Schall gegen Marvin Schimm einen ersten Angriff klären. Doch bereits zu diesem frühen Zeitpunkt setzte die Defensivabteilung der Kickers deutliche Zeichen. Zweikämpfe wurden bestens angenommen und unter viel Beifall konnten diese Edu Root, Alex Seidel, Bastian Winkler und Kerim Araci für sich entscheiden. Fürth war spielbestimmend und hatte mehr Ballbesitz. Der Einsatzwille der Kickers wurde aber von Minute zu Minute größer und plötzlich kombinierten auch die Youngster Yasin Vonzin, Lukas Wolf, Christoph Kaschel, Tom Zitterbart und der erstmals eingesetzte Justin Gulau mit Einkontaktspiel durch das Mittelfeld, und zeigten, dass man sich nicht nur hinten reinstellen will. Großes Glück hatten die Kickers in der 27.min. als ein Schuss der Fürther abgefälscht knapp am Pfosten vorbei strich. Hier wäre TW A.Schall chancenlos gewesen. Auf der Gegenseite hatte TW Alexander Skowronek im ersten Durchgang wenig zu tun. Viel spielte sich im Mittelfeld ab und natürlich gab es bei den Kickers erneut Abspielfehler, Fehler im Aufbauspiel und im Stellungsspiel nur diesmal kämpfte Jeder für Jeden.
Schon beim 0:0 Halbzeitstand rieben sich die Fans die Augen, die eine Fürther Torflut erwarteten. Trainer S.Rogler wechselte und brachte für den 18-jährigen Justin Gulau, der seine Sache richtig gut machte, den 19-jährigen Timucin Drechsler. Es sollte seine Halbzeit werden, an die er wohl bei seinem Landesligadebüt noch lange denken wird. Nur drei Minuten nach Wiederanpfiff schnappte sich der Fürther Keeper gerade noch vor ihm das Leder nach Flanke des 17-jährigen Y.Vonzin. Die Kickers wurden nach dieser Szene frecher und mutiger. Dies nutzte zunächst Fürth mit deren besten Chance in der 53.min. als TW A.Schall erneut gegen M.Schimm Kopf und Kragen einsetzen musste. Nur kurz dauerte diese Druckphase der Gäste dann kam Selb, ausgestattet mit unbändigen Einsatzwillen, wieder mehr ins Spiel. In der 56.min. kam T.Drechsler nur einen Schritt zu spät. Zwei Minuten später hatte er die 100%ige am Schlappen. Großartig die Reaktion von TW A.Skowronek. Der Fürther Paul Enzingmüller schnappte sich dann T.Drechsler an der Seitenlinie, als dieser schon wieder den Turbo schaltete. Die komplette Landesligahärte bekam er zu spüren und der Fürther wurde zurecht mit gelb-rot ins Duschen geschickt. Von der Spielfreude ließ sich auch Maximilian Christl anstecken. Er, der wegen der Personalmisere seines Teams extra einen Tag früher vom Urlaub zurückreiste, kam in der 66.min. einen Schritt zu spät und verletzte sich an der Schulter. Ein Auswechseln kam aber nicht in Frage. Keinerlei Lösung fanden die Quelleakteure gegen das Spiel der Selber. T.Drechsler (82.), M.Christl (83.) sowie E.Root und C.Kaschel (86.) zogen mit ihren Chancen das Publikum in ihren Bann. Die letzte Möglichkeit aber hatten die Gäste als in der Nachspielzeit das Leder auf dem Tornetz landete.
Das Remis geht völlig in Ordnung. Spielerische Mängel machten die Kickers mit Einsatzwillen wett und Fürth fand über neunzig Minuten keine Mittel. Trainer S.Rogler war vollen Lobes für sein Team, weiß aber auch genau, dass man solche Leistungen nicht jede Woche wiederholen kann. Auf der Gegenseite haderte Trainer B.Drenda mit seinem Team: „Ich bin schon enttäuscht mit meiner Mannschaft. Wir wollten unbedingt den ersten Auswärtssieg, zumal wir wussten was in Selb los ist. Mit was ich aber nicht rechnete war der unglaubliche Wille und die gnadenlose Zweikampfstärke der Kickers“. Und so gingen auch die Zuschauer vollen Lobes entspannt nach Hause, die vorher mit einer deftigen Klatsche rechneten. Manch einer wäre wohl angesichts des großartigen Spieles bereit gewesen an diesem Tag sogar noch ein Austrittsgeld zu bezahlen.
Ein Sonderlob verdiente sich auch das ausgezeichnete Schiedsrichtergespann um Andreas Egner, die aus dem tiefen Bayerischen Wald nach Selb kamen und mit dem Spiel überhaupt keine Probleme hatten.
selb-live.de – Presseinfo Kickers Selb