25.6.2020 – Die Ratifizierung des ISEK-Bausteins „Einzelhandel und Dienstleistung" schien ein schnell abzuhandelnder Tagesordnungspunkt in der Sitzung des Selber Stadtrats zu werden. Doch wurde im Gremium heftig über die Stellung der beiden Outlet Center debattiert.
Im Dezember 2018 präsentierte die BBE-Handelsberatung ein Konzept für den Baustein „Einzelhandel und Dienstleistung" des Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Schon hier gab es im Stadtrat kritische Worte. Zu einem Beschluss kam es nicht. Nun sollte der ISEK-Baustein ratifiziert werden. Für die zukünftige städtebauliche Planung soll dieser Beachtung finden.
Das missfiel jedoch der CSU. Der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kreil kritisierte, dass im Gegensatz zum „Outlet Center Selb“ hier das „Rosenthal Outlet Center“ nicht an die Innenstadt angebunden werde. Vielmehr werde Rosenthal nur als „Solitär-Standort" dargestellt. Kreil merkte auch an, dass mit der Design-Schule auf dem früheren Hutschenreuther-Gelände in unmittelbarer Nähe gar ein weiterer Anziehungspunkt entstehen werde. Attraktive Wohnmöglichkeiten für die Schüler würden den Standort stärken. Das gelänge nur mit einer frühen Planung und Umsetzung. Weiter gab der CSU-Stadtrat an, dass sich die Parkplätze beider Outlet-Center in etwa in gleicher Entfernung zur Innenstadt befänden. Somit gehöre das Rosenthal Outlet Center seiner Ansicht genauso zu einer Outletcity Selb. Er fordert folglich eine Gleichbehandlung und einen entsprechend anders formulierten Beschluss, der wie folgt lautet: „Die Planungen vom FactoryIn bis zum Rathaus (Storg ) sind auf die Investitionsvorhaben eines einzelnen Investors zugeschnitten. Der Stadtrat wünscht eine Realisierung dieser Planungen und wird das Vorhaben konstruktiv begleiten. Eine belastbare Prognose, ob und wann die Planungen vollständig umgesetzt sein werden, ist dem Stadtrat der Stadt Selb nicht möglich. Der Stadtrat der Stadt Selb ist nicht damit einverstanden, dass das Rosenthal-Outlet als „Solitärstandort“ ausgewiesen wird und damit dauerhaft von der Innenstadt abgegrenzt bleiben soll. Der Stadtrat der Stadt Selb wünscht vielmehr eine bestmögliche Anbindung des Rosenthal-Outlets an die Innenstadt und eine Optimierung der Planungen mit diesem Ziel. Eine Genehmigung des derzeit gerichtlich verhandelten Antrages auf Erweiterung des Rosenthal-Outlets soll dadurch möglich gemacht werden.“
Dass sich die BBE mit ihrem Gutachten an die Vorgaben der Regierung von Oberfranken gehalten habe, erklärte Bauamtsleiter Helmut Resch. Dieses werde zudem regelmäßig fortgeschrieben. Er erklärte weiter, dass das gesamte ISEK, einschließlich dem Baustein „Einzelhandel und Dienstleistung“, eine wichtige Grundlage für Fördermittel sei. Diesen Worten schloss sich Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger) an. Ratifiziere man den Baustein nicht, so könnten zum einen mögliche Förderungen aufs Spiel gesetzt werden. Auch bestehe die Gefahr, dass man sich selbst im Wege stehe und viel Zeit verloren gehen könnte.
Anders sieht das die SPD. Der Fraktionsvorsitzende Walter Wejmelka schlug in die gleiche Kerbe wie Kreil. Allein die im Gutachten aufgezeigte Achse Outlet-Center/Storg/Fachmarktzentrum sei aus seiner Sicht ein großer Fehler, weil hier das Rosenthal Outlet nicht berücksichtigt werde und dessen Einordnung als „Solitär-Standort" für die Innenstadtentwicklung gefährlich wäre. Auch die Freien Wähler Selb gingen mit dem CSU-Vorschlag konform. Mit 15:9 Stimmen wurden dem Antrag auch zugestimmt. Eine mögliche von Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch in den Raum gestellte Vertagung des Punktes, um zunächst die in der Diskussion geäußerten Bedenken bei der BBE anzubringen, wurde zuvor abgelehnt.
selb-live.de – Michael Sporer