25.6.2020 – In zwei Wochen wäre es (endlich) soweit gewesen: das Selber Wiesenfest. Das Fest der Feste wird heuer nicht stattfinden können. Dennoch dürften wohl einige Bürger ausgerechnet am besagten Wochenende in Erinnerungen schwelgend zumindest kurz über den Goldberg schleichen. Dabei gilt allerdings zu beachten, dass ein mögliches Anstoßen mit Sekt, einer Flasche Bier oder anderen alkoholischen Getränken auf diesem Gelände strengstens untersagt ist. Es gilt weiter die Grünanlagenverordnung.
Ein zumindest zeitweises Aussetzen dieser wurde durch den Stadtrat mit 10:15-Stimmen mehrheitlich abgelehnt. Einzig die Fraktion der Aktiven Bürger Selb sowie Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch stimmten für einen entsprechend vorgelegten Vorschlag. CSU, SPD, FWS und GRÜNE waren dagegen.
Auch aufgrund einiger Bitten aus der Bevölkerung wurde die Möglichkeit erarbeitet, den Goldberg als innerstädtisches grünes Kleinod und Naherholungsgebiet zur Freizeitgestaltung nutzbarer zu machen und diese Anlage aus dem Geltungsbereich der Satzung über die Benutzung der öffentlichen Grünanlagen und Spielplätze ab dem 1. Juli 2020 befristet bis zum 31. Dezember 2020 zu streichen – ausgenommen hierbei der Spielplatz und der Bereich des Kriegerdenkmals. Hintergrund war, dass viele Selber und Selberinnen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie, u.a. aus finanziellen Gründen, nicht in den Urlaub fahren können. Folglich der Vorschlag, im Bereich des Goldbergs Freizeitaktivitäten zu ermöglichen, wie u.a. das Ballspielen mit dem Hund auf der Wiese und das Familienpicknick mit Übernachtung. Aktivitäten wie Grillen blieben dagegen hier gemäß den Infektionsschutzverordnungen weiter verboten.
Stefan Merz (CSU) befürchtet mit Blick auf das bevorstehende Wiesenfest-Wochenende, dass sich hier einige auf dem Gelände treffen und Alkohol im größeren Maße zu sich nehmen würden und es gar bis zu Schlägereien kommen könnte. Ausbaden müsse das dann die Polizei. Von einer Dynamik rund ums Wiesenfest geht auch Stephan Rummel (FWS) aus, schlug vor, die Grünanlagenverordnung erst zum Beginn der Sommerferien auszusetzen. Dr. Herrmann Friedl (CSU) protestierte ebenso, sieht hier gar die Gefahr eines möglichen Corona-Hotspots.
Walter Wejmelka (SPD) vermutete mit dem Vorschlag, dass man mit der Erlaubnis des Zeltens wohl versteckt dem Veranstalter des Festival Mediavals beim angekündigten „Kultur-Biergarten“ als Ersatzveranstaltung entgegenkommen möchte. Dies sei jedoch keineswegs der Fall, erklärte Pötzsch. Wirtschaftsförderin Nadja Hochmuth ergänzte gar, dass für diese Veranstaltung ein eigener Nutzungsvertrag bestehe.
Susann Fischer (GRÜNE) sprach von einer – selb-live.de nicht vorliegenden – Pressemitteilung vom Bund Naturschutz, aus der hervorgehe, dass es für den Goldberg gut sei, sich fern von großen Veranstaltungen in diesem Jahr auch einmal erholen zu können.
Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger) lobte den Vorschlag aus der Stadtverwaltung und schlug im Namen seiner Fraktion in die andere Richtung. Zum einen sei der Goldberg kein Biotop, habe schon viele Events vertragen. Überhaupt sei nicht von plötzlich großen Menschenmassen, sondern lediglich von Familien, Paaren bis hin zu kleineren Gruppen auszugehen, die es sich auf dem Goldberg gemütlich machen könnten. Die Bevölkerung habe in der vergangenen Zeit viele Einschränkungen mitgemacht und sich an Vorschriften gehalten. So sollte man den Selberinnen und Selbern auch zutrauen, dass sie sich auch hier an entsprechende Vorgaben halten und sich benehmen würden. Mit erhobenem Zeigefinger auf die Bevölkerung loszugehen sei der falsche Weg.