16.10.2025 – Im Anschluss an einen Informationsbesuch beim Europäischen Zentrum für Dispersionstechnologien (EZD) kam der Wirtschaftsausschuss des Selber Stadtrats zu seiner Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung standen aktuelle Entwicklungen in der städtischen Wirtschaftsförderung sowie ein umfassender Bericht aus dem Bereich Stadtmarketing und Tourismus. Wirtschaftsförderer Rainer Rädel und Nadja Hochmuth von der Stadtverwaltung informierten über aktuelle Zahlen, Projekte und Perspektiven.
Wirtschaft: Solider Unternehmergeist trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Wirtschaftsförderer Rainer Rädel zeichnete ein differenziertes Bild der wirtschaftlichen Lage in Selb. Die Stimmung in der Wirtschaft bleibe angespannt, so Rädel. Hohe Energiepreise, steigende Kosten, bürokratische Hürden und mangelnde Planungssicherheit belasteten derzeit viele Unternehmen. Dennoch zeige sich der lokale Arbeitsmarkt stabil.
Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,1 Prozent, im Bereich der Agentur für Arbeit Selb sind 755 Personen arbeitslos gemeldet – 14 weniger als im Vorjahr. Den offenen 157 Stellen stehe damit eine weitgehend ausgeglichene Situation gegenüber.
Bei den Gewerbean- und -abmeldungen meldete Rädel 102 Neuanmeldungen und 50 Abmeldungen seit Jahresbeginn. Insgesamt zählt die Stadt derzeit 1.407 aktive Gewerbebetriebe, 33 mehr als im Vorjahr. „Der Unternehmergeist in Selb ist ungebrochen“, betonte Rädel. Einschließlich freier Berufe, die nicht in der Gewerbestatistik erfasst sind, dürfte die tatsächliche Zahl der wirtschaftlich aktiven Betriebe zwischen 1.450 und 1.500 liegen.
Ein besonderes Augenmerk legte Rädel auf die Betreuung der Bestandsunternehmen. Insgesamt wurden seit der letzten Sitzung des Wirtschaftsausschuss im März 117 Vorgänge bearbeitet, darunter 76 Firmenkontakte und 11 Existenzgründungsberatungen. Auch die Nachfrage nach Gewerbeflächen und Geschäftsräumen bleibe hoch – 30 Vorgänge betrafen Standortanfragen oder Flächenvermittlung.
Neuer Baumarkt als wichtiges Signal
Ein zentrales Thema war die Zukunft des Baumarktstandortes in der Lorenz-Hutschenreuther-Straße. Nach der angekündigten Schließung des Toom-Baumarkts Ende Januar 2025 sei es gelungen, die Danhauser-Gruppe als neuen Betreiber zu gewinnen. Ab 2026 soll dort ein Hagebaumarkt eröffnen. Rädel betonte den langen und intensiven Akquiseprozess: „Insgesamt wurden im Zusammenhang mit der Standortsuche und den Verhandlungen rund 238 Aktivitäten dokumentiert.“ Er sprach von einem wichtigen Erfolg für die Stadt und dankte allen Beteiligten für ihr Engagement. „Das war ein langer Weg, aber das Ergebnis zeigt, dass sich Beharrlichkeit lohnt“, so Rädel.
Kooperation mit der IHK und Rückblick auf zahlreiche Unternehmensereignisse
Ein weiteres Beispiel für den engen Austausch mit der Wirtschaft sei der IHK-Stadtspaziergang, der im Juli gemeinsam mit der IHK Oberfranken Bayreuth durchgeführt wurde. Ziel war es, im direkten Gespräch mit lokalen Betrieben neue Wege im Umgang mit verändertem Konsumverhalten zu diskutieren.
Zum Abschluss seines Berichts zeigte Rädel eine Übersicht der zahlreichen Geschäftseröffnungen, Jubiläen und Spatenstiche der vergangenen Monate. Die Vielzahl der Anlässe verdeutliche, wie aktiv sich die lokale Wirtschaft entwickle. „Wir waren teilweise täglich unterwegs – manchmal sogar zweimal am Tag“, berichtete er. Und gerade im Gastronomiebereich habe sich viel Positives getan.
Tourismus und Stadtmarketing: Veranstaltungen, Gästezahlen und digitale Präsenz
Im Anschluss berichtete Nadja Hochmuth über aktuelle Entwicklungen im Stadtmarketing und Tourismus. Die Gästeübernachtungen in Selb liegen mit knapp 43.000 pro Jahr auf einem konstanten Niveau. Für 2025 wird auf Grundlage der bisherigen Zahlen bis Juli (26.152 Übernachtungen) eine ähnliche Größenordnung erwartet. Die Auslastung der Unterkünfte liegt bei etwa 32 bis 33 Prozent – ein Wert, der im bayernweiten Vergleich als solide gilt.
Auch der Wohnmobilstellplatz erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Bis September 2025 wurden 2.831 Übernachtungen und 1.194 Wohnmobile gezählt; für das Gesamtjahr rechnet Hochmuth mit rund 3.000 Übernachtungen.
Ein Höhepunkt des Tourismusjahres war die Eröffnung des Eger-Radwegs im September, der nun auf deutscher Seite vollständig befahrbar ist. Die Feierlichkeiten in Selb wurden von Vereinen und sozialen Einrichtungen mitgestaltet.
Vielfältige Veranstaltungen und erfolgreiche Kooperationen
Hochmuth blickte zudem auf ein ereignisreiches Veranstaltungsjahr zurück. Zu den Höhepunkten zählten Frühlingsmarkt, Bürgerfest im Rosenthalpark, Freundschaftstafel, Weinfest am Grafenmühlweiher, die „Wochen des Weißen Goldes“ und die Funzelnacht. Viele dieser Veranstaltungen seien durch die Zusammenarbeit von Stadt, Vereinen und ehrenamtlichen Akteuren geprägt gewesen. Besonderen Zuspruch fanden neue Konzepte wie das Bürgerfest im Rosenthalpark oder die Weinfest-Premiere am Grafenmühlweiher.
Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit habe sich viel getan: Neben klassischen Printformaten wie dem monatlichen „SelbPortrait“ setzt die Stadt zunehmend auf digitale Kanäle – darunter Facebook, Instagram und einen neuen WhatsApp-Infokanal.
Abschließend berichtete Hochmuth über ein erneutes Treffen der grenzüberschreitenden Kommission mit der Partnerstadt Asch, bei dem Themen wie ÖPNV, Bildung und Gesundheitswesen im Fokus standen. Beide Seiten hätten den positiven Austausch hervorgehoben und künftige gemeinsame Projekte in Aussicht gestellt.
Dank an die Mitarbeiterschaft
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dankte den Vortragenden für ihre umfassenden Berichte und betonte die Bedeutung der beiden Bereiche für die Stadtentwicklung: „Man sieht sehr deutlich, welch große Detailarbeit hier das ganze Jahr über geleistet wird – von der Wirtschaftsbetreuung bis zur Veranstaltungsorganisation. Dafür kann man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur herzlich danken.“
selb-live.de - Michael Sporer