26.9.2024 – Eine Südtangente, bzw. auch unter der Bezeichnung Südring bzw. Westring schon häufig thematisiert, wird nicht kommen. Der Selber Stadtrat legte in seiner Sitzung am Mittwochabend das Thema endgültig ad acta. Damit wird es keinen Lückenschluss zwischen der „Vorwerk-Kreuzung“ und der Prof.-Fritz-Klee-Straße geben.
Daniel Ruckdeschel, seit Anfang September neuer Bauamtsleiter der Stadt Selb, ging in der Sitzung auf den Erläuterungsbericht zum Mobilitätskonzept vom 31. Oktober 2020 ein. In diesem wurde zur Südtangente ausgeführt, dass die Verlängerung beziehungsweise Schließung des Selber Stadtrings mittels der Verbindung von der Weißenbacher Straße zur Hohenberger Straße und einem Anschluss an die Jahnstraße sowie an das Vorwerk die größten Auswirkungen auf den Verkehr in der Stadt zeige. Rund 4.500 Fahrzeuge pro Tag könne diese neue Straße auf sich ziehen. Dieser Verkehr würde dann vor allem nicht mehr in der Innenstadt auftreten und somit zu einer Entspannung beitragen. Neben der Innenstadt (Ludwigstraße, Schlossplatz) käme es auch zu einer Entlastung im Bereich des Papiermühlwegs, der Franz-Heinrich-Straße und der Schützenstraße. Auf diesem Straßenzug verläuft zurzeit die Staatsstraße 2178. Langfristig könnte laut Erläuterungsbericht diese Staatsstraße dann auf die Südtangente verlagert werden.
Der Selber Stadtrat hat zu diesem Planfall in seiner Sitzung am 25.11.2020 (Fortschreibung des ISEK um den Baustein Mobilität) Entscheidung getroffen.
In der Gesamtfortschreibung des ISEK vom März 2021 wird hierzu folgendes nochmals besonders betont: „Es bleibt festzuhalten, dass für eine Umsetzung ein gesonderter Beschluss durch den Stadtrat erforderlich ist. Der Planfall zur Umgehungsstraße ist nicht Teil des Beschlusses zum Mobilitätskonzept aus 2020.“
Der Bauamtsleiter erklärte, dass als aktuell erkennbare wesentliche Nachteile eines Ringschlusses zum einen die Querung naturschutzrechtlich sensibler Bereiche und zum anderen die Querung des Selbbach-Tales zu nennen wären. So seien z.B. im Abschnitt zwischen Hohenberger Straße und der Verlängerung der Jahnstraße bzw. im Selbbach-Tal im Westen der Trasse kartierte Biotopflächen und weitere artenschutzrechtlich relevante Flächen direkt betroffen. Daneben werden weitere Biotopflächen tangiert. Das Tal der Selb sei zudem ein wichtiger Kaltlufttransport- und –sammelweg. Nachdem das Tal durch die Innenstadt verläuft, sei es neben der Temperaturabsenkung auch wichtig für den Luftaustausch in der Stadt. Eine Unterbrechung, also Abriegelung dieses Transportweges, hätte nachteilige Auswirkungen auf die Lebensqualität im Stadtgebiet zur Folge. Daher müsste die Straßentrasse das Bachtal mittels einer Brücke queren, die wegen der örtlichen Verhältnisse eine beträchtliche Länge aufweisen und deren Herstellung und Unterhalt daher einen beträchtlichen Kostenaufwand bedeuten würde. Aufgrund ihrer Nähe zum Goldberg bzw. dem Umstand, dass die Brücke nicht nur ein Naherholungsgebiet quert – entlang des Papiermühlweg verläuft der überregional bedeutende Brückenradweg – könnten nachteilige Auswirkungen auf die Erholungswirkung in diesem Abschnitt nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch erinnerte daran, dass von dieser Planung einst schon durch Walter Gropius im Jahr 1965 in der Erwartung eines Wachstums auf 30.000 Einwohner gesprochen worden sei.
Dieser Lückenschluss sei aus Sicht des Rathauschefs jedoch nicht mehr zeitgemäß, Aufwand und Nutzen würden zudem in keinem Verhältnis stehen. Dabei erklärte er, dass es sich bei der Entscheidung um den Bereich von der Dürrloh bis zur Prof.-Fritz-Klee handelt. Eine mögliche weitere Erschließung des Vorwerks von der „Vorwerk“-Kreuzung zur Eishalle wolle man sich damit nicht verbauen (Quelle Grafik Stadt Selb).
Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger) mahnte, dass bei einer Verwirklichung der Tangente als Konsequenz die Stadt dann die gesamte Baulast der bestehenden Staatsstraße (Weißenbacher Straße, Franz-Heinrich-Straße, Schützenstraße, Hohenberger Straße) übernehmen müsste. Neben den Kosten für die Tangente würden dann zusätzlich erhebliche Kosten in die Zuständigkeit der Stadt fallen. Dieser Aussage schloss sich auch die CSU-Fraktion an, die betonte, allein aus Naturschutzgründen diese Baumaßnahme nicht angehen zu wollen. Das meinte auch Roland Schneider (FWS), für den es vielmehr Priorität habe, den südlichen Verkehr aus dem Vorwerk über die angesprochene mögliche Anbindung zur „Vorwerk-Kreuzung“ abzuführen. Auch dem Parkplatzmangel rund um die Eishockeyspiele müsse dabei entgegnet werden.
Kontrovers habe man das Thema in der SPD-Fraktion geführt. Während für Walter Wejmelka der ökologische Schaden überwiegen würde, so sieht Volker Seitz, wenngleich er keine konkreten Zahlen für den Aufwand für die Baumaßnahme kenne, für Anwohner im innerstädtischen Bereich schon eine deutliche Entlastung vom Verkehr. Dieser überwiege mehr als Themen wie eine angesprochene Frischluftzufuhr. Ein Brückenbauwerk könnte je nach Ausführung zudem auch für eine optische Bereicherung sorgen, die Tangente außerdem das Gewerbegebiet Selb-West stärken. Man sollte sich dem Thema nicht für immer verschließen und die Stadt auf Wachstum ausrichten.
Mit den Gegenstimmen von Volker Seitz und Kai Hammerschmidt (SPD) sowie von Willy Neupert (CSU) wurde sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Thema einer Verwirklichung der Südtangente von der Dürrloh bis zur Prof-Fritz-Klee-Straße nicht mehr zu verfolgen.