17.5.2024 - Die Nachbarstädte Selb und Asch arbeiten bereits eng zusammen. Über die offiziellen Kontakte hinaus soll der Austausch der Menschen gestärkt werden. Mehrheitlich stimmte der Selber Stadtrat dem Antrag der Aktiven Bürger zu, der Stadt Asch anzubieten, den Weg der Zusammenarbeit über eine offizielle Städtepartnerschaft noch intensiver zu gestalten.
„Wir versprechen uns von solch einer Städtepartnerschaft einen intensiveren Kulturaustausch, gemeinsame Sportveranstaltungen und Feste sowie Projekte zur Überwindung der Sprachbarriere“, erläuterte Anneliese Schade von der Fraktion der Aktiven Bürger Selb. Diese stellte in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend den Antrag, den Oberbürgermeister zu beauftragen, der Stadt Asch anzubieten, neben Beaucouzé (Frankreich) und Pardubice (Tschechien) weitere Partnerstadt von Selb zu werden und entsprechende Gespräche über die Gestaltung der Städtepartnerschaft zu führen.
Anneliese Schade erinnerte in ihren Worten an den 1. Juli 1990. Als der Eiserne Vorhang an der deutsch-tschechischen Grenze fiel, machten sich die Menschen auf beiden Seiten auf, das Nachbarland zu erkunden. „Berührungsängste hat es dabei von Anfang an nicht gegeben“, sei die Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Asch allerdings erst ab dem Jahr 2013 in Schwung gekommen. Seit dem sei die gemeinsame Arbeit auf kommunaler Ebene Schritt für Schritt erfolgreich ausgebaut worden. Die Entwicklung gemeinsamer touristischer Karten, der Ausbau von Rad- und Wanderwegen, die Beteiligung beim Arbeitskreis Revitalisierung Bahnlinie Selb-Asch, die 2015 wieder eröffnet wurde (Zitat Innenminister Herrmann: „…zwar nur 3 km, doch die Symbolik ist enorm“), und eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit der Feuerwehren seien unter anderem mit die ersten Punkte gewesen. Der im Jahr 2014 entwickelte strategische Plan biete dazu besondere Chancen und sei ein grundlegendes Dokument für die langfristige Entwicklung und Kooperation der beiden Städte Selb und Asch; die Fortschreibung wurde im April 2023 beschlossen. „Dieser intensiven Zusammenarbeit trug der Freistaat Bayern im Jahr 2016 Rechnung durch die Einstufung als gemeinsames Oberzentrum“, erinnerte Schade weiter, dass 2015 die Bewerbung zu einer grenzüberschreitenden Landesgartenschau 2022 mit dem Thema „Bahnhofsumfelder“ auf den Weg gebracht wurde. Diese führte dann zum Sonderformat „Bayerisch-Tschechische Freundschaftswochen“, die 2023 einen Höhepunkt der bisherigen grenzüberschreitenden Begegnungen bildeten. „Im Rahmen dieses Sonderformats konnte die Stadt Selb mit Investitionen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags mehrere wichtige Projekte umsetzen, die ohne hohe Förderung nicht möglich gewesen wären“, führte die Stadträtin der Aktive Bürger Themen wie das Bahnhofsumfeld Selb-Plößberg, den Wasserspielplatz in der Pfaffenleithe, die Renaturierung des Selbbachs, den Umbau/Neubau des Kreisverkehrs am Marienplatz, den Radweg vom Porzellanikon in die Innenstadt mit dem Vollausbau der Chr.-Krautheim-Straße, den Neubau Theaterplatz und die Aufwertung des Rosenthalparks und Grafenmühlweihers auf. Das zuletzt umgesetzte Projekt waren Ruhebereiche am Selbbach mit Streuobstwiese. Derzeit fortgesetzt werden außerdem noch Arbeiten bei der Revitalisierung des Bahnhofsumfelds. Der zentrale Busbahnhof wird dort errichtet, außerdem ein Info-Pavillon, weitere Parkplätze und Mobilitätsstationen, sowie eine Grünzone. Hinzu kommt eine neue Fuß- und Radwegeverbindung von der Kappel über das Bahnhofsgelände in die Innenstadt die in diesen Planungen eingebunden ist. „Man sieht hier den Wert gegenseitiger Wertschätzung und der Zusammenarbeit deutlich“, so Schade. Weitere Ziele würden zudem aktuell verfolgt, beispielsweise die Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitsvorsorge, Verbesserungen im ÖPNV sowie ein gemeinsames Gewerbegebiet.
„Die Städte Asch und Selb kämpfen mit ähnlichen Problemen und haben erkannt, dass der Weg der gemeinsamen Entwicklung, Vertiefung der Freundschaft und der Zusammenarbeit der einzig richtige Weg ist. Wie im politischen Bereich soll dieser Wille nun auch auf bürgerlicher Ebene belebt werden“, sind die Aktiven Bürger überzeugt, dass weiter durch gegenseitiges Kennenlernen Vorurteile abgebaut, die Vergangenheit bewältigt und die Zukunft gestaltet werden kann. „Heute in Freiheit und Frieden aufzuwachsen ist ein Privileg, das es zu bewahren gilt. Wir Bürger der Nachbarstädte Asch und Selb können einen Beitrag dazu leisten!“
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch betonte, dass die Zusammenarbeit der beiden Stadtverwaltungen sehr gut funktioniere. Auch seitens der Kommunalpolitik in Asch bestehe großes Interesse, dass beide Städte mehr zusammenwachsen, gerade im gesellschaftlichen Bereich. Bereits jetzt würden sich einige Vereine austauschen, lobt der Rathauschef das Engagement, der meint: „Es würde gut tun, nun im Rahmen einer offiziellen Städtepartnerschaft den Grundstein für noch weitere Kooperationen, die entstehen können, zu legen!“
Während Erwin Benker (FWS) der Ansicht ist, dass man auch ohne eine Städtepartnerschaft gut zusammenarbeiten können, man vor allem nicht der schon lange bestehenden Partnerschaft zwischen Asch und Rehau in die Quere kommen möchte, er folglich als einziger gegen den Antrag stimmte, so antwortete Walter Wejmelka, dass Asch bereits mit Rehau, Oelsnitz, Plauen und Marktbreit gar vier deutsche Partnerstädte habe, Kapazitäten für die Betreuung einer weiteren Partnerstadt im Ascher Rathaus natürlich vorhanden sein sollten. Seine SPD-Fraktion stehe allerdings ganz klar hinter dem Antrag. Alleine die Veranstaltungen bei den Freundschaftswochen hätten bei der Bevölkerung positiven Eindruck hinterlassen, den Prozess des Zusammenwachsens müsse man vorantreiben. Allerdings dürfe man dabei die Partnerschaft zur Stadt Pardubice nicht außer Acht lassen. „Es darf nicht passieren, dass finanzielle Mittel und Manpower zu Lasten anderer Städtepartnerschaften gehen!“
Auch Carsten Hentschel (CSU) sieht bei der Städtepartnerschaft „ein gutes Thema“. Er ging dabei auf den bereits jetzt bestehenden Austausch der Bogner-Grundschule. Gegenseitige Besuche ins Nachbarland seien durch Bürokratie wie beispielweise beim Versicherungsschutz allerdings mit großem Aufwand verbunden. Kürzere, schnellere Wege könnten diese Zusammenarbeit erleichtern. Natürlich soll die Partnerschaft aber nicht nur von politischer Seite, sondern vielmehr von den Menschen ausgehen, sich bestenfalls ähnlich wie bei der Partnerschaft zu Beaucouzé ein Verein gründen.