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mittelalter selbkultur 091816.9.2018 – Latrinen-Archäologie und Depressionsgeschütz – Was diese beiden Begriffe bedeuten, brachte Frank von Janso den Besuchern seines interessanten Vortrags beim Verein „SelbKultur e.V“ näher. Doch zunächst gaben sich die Musiker der Musikgruppe GREX CONFUSUS ein Stelldichein und begrüßten das Publikum mit ihrem rasanten Flöten- und Trommelrhytmus. Tosender Applaus belohnte die furiose Eröffnung des Abends.

 

Anschaulich schilderte anschließend Frank von Janso in seinem Vortrag die architektonische Entwicklung und Bauweise mittelalterlicher Burgen von der „Motte“ über Wasser- zu Höhenburgen. Viele Details ließen die Gäste staunen, schmunzeln und mit neuen Erkenntnissen zur Heimatgeschichte nach Hause gehen. Wer wusste schon vorher, dass der Ort Meierhof seinen Namen von dem dort ansässigen Hofmeier, dem „Regionalversorger“ des Burgherren, erhalten hat und dass die Burg Hohenberg als eine der wenigen Burgen im Fichtelgebirge mit eigenem Brunnen ihre Wasserversorgung selbst sichern konnte.

mittelalter selbkultur 09182Dass der Alltag im Mittelalter mit heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar ist, verdeutlichte von Janso bei den Schilderungen über die hygienischen Verhältnisse. So kann die sogenannte „Latrinen-Archäologie“ noch heute Aufschluss über Ernährung und Lebensweise früherer Generationen geben, da die unter den „Scheiß-Erkern“ gelegenen Bereiche den Burgbewohnern zusätzlich als Müllkippe dienten. Man erfuhr auch, dass der Toilettentrakt im Lauf des Mittelalters – im Wesentlichen bei Deutschritterburgen – aus der Burganlage hinaus in einen „Danziger Turm“ verlagert wurde, der über eine Brücke erreichbar war. Eine Folge der hygienischen Zustände war vermutlich die hohe Kindersterblichkeit, die in den ersten fünf Lebensjahren über 30% betrug und dazu führte, dass über die Hälfte der Kinder das 14. Lebensjahr nicht erreichte.

Ausführlich war die Schilderung spätmittelalterlicher Festmahle, die sich mancher Burgherr und sein Gefolge mit Gästen gönnte. Das Wasser im Mund lief den Besuchern zusammen, als Frank v. Janso aus dem „New Kochbuch von 1581“ vorlas, das Marx Rumpolt, der Mundkoch des Mainzer Kurfürsten, als erstes Lehrbuch für professionelle Köche in der Ausbildung verfasst hatte. Brot, Bier, Wein und sehr viel Fleisch waren die Grundlage üppiger Festbankette mit einer verschwenderischen Auswahl unterschiedlichster Speisen.

Ein weiteres Kapitel des Vortrags widmete sich den Waffen im Mittelalter. Seit der Erfindung des Schwarzpulvers wurden Kanonen zur Verteidigung von Burganlagen eingesetzt und zu „Depressionsgeschützen“ weiterentwickelt, d.h. sie konnten auch auf tiefer als das Geschütz liegende Ziele Schüsse abgeben.

Dass die Epoche des Mittelalters nicht genau abzugrenzen sei und im Lauf der Jahrhunderte vielen Veränderungen unterworfen war, zeigte von Janso am Beispiel der Sprachentwicklung auf. So wäre eine Verständigung von Menschen des frühen Mittelalters mit ihren Nachkommen im Spätmittelalter wohl kaum möglich gewesen, was einen Besucher zu der launigen Bemerkung veranlasste: „ Des is heit‘ zwischen Selb und Rehau aa nuch so.“

mittelalter selbkultur 09181Perfekt abgerundet wurde der kurzweilige „MittelalterKultur-Abend“ durch eine weitere musikalische Kostprobe von GREX CONFUSUS und die beeindruckende Bauchtanz-Feuershow, die Stefanie Wettengel als KAHIRA mit ihrer Begleiterin Lina Köll präsentierte. Der Marktplatz füllte sich mit orientalischen Klängen, magischen Lichteffekten und so mancher Besucher kam aus dem Staunen über die anmutigen Bewegungen und „heißen“ Berührungen mit Schwertern und Fackeln nicht hinaus.

Anneliese Schade, Vorsitzende von SelbKultur e.V., bedankte sich bei allen Mitwirkenden für ihre Beiträge und überreichte kleine Präsente. Auch für den Verein „SelbKultur“ gilt das Motto „Gutes machen wir Selber“, das an diesem gelungenen Abend mehr als 40 Besucher zum Marktplatz lockte.

Der Verein setzt sein Programm im September fort am Dienstag, den 11. September 2018, um 19:00 Uhr mit einem Vortrag von Dieter Arzberger „Das unterirdische Selb“. Dazu ergeht herzliche Einladung. Der Eintritt ist frei.

Am Samstag, den 15. September 2018, findet um 22:00 Uhr bei „SelbKultur“ am Markplatz im Rahmen der Langen Nacht der Demokratie eine Lesung des Autors Leonhard F. Seidl aus seinem neuen Roman „Fronten“ statt (https://www.lange-nacht-der-demokratie.de/). 

selb-live.de – Presseinfo SelbKultur e.V., Fotos: Baumgärtel

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