23.8.2018 – Ein Bohrkopf frisst sich langsam Stück für Stück unter der Autobahn hindurch. Das Metallteil mit einem Durchmesser von etwas mehr als 50 Zentimetern sitzt an der Spitze einer hydraulischen Bohrpress-Anlage. Damit unterquert die Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM)
die A93 bei Vielitz und verlegt mehrere Mittelspannungskabel. Mit den Bauarbeiten, die in der Geschichte der ESM ihresgleichen suchen, macht der Energiedienstleister das Stromnetz für Vielitz doppelt sicher: „Wir arbeiten seit 2016 daran, unser Netz an dieser Stelle zum Ring zu schließen und damit die Versorgungsqualität deutlich zu steigern. Jetzt ist es so weit“, sagt Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der ESM. Ist der dritte Bauabschnitt fertig, könnte Vielitz – sollte eine Kabelstrecke ausfallen – über das zweite Kabel versorgt werden. Für den letzten, dritten Bauabschnitt, der seit Montag (20. August) stattfindet, investiert die ESM rund 200.000 Euro. Insgesamt 1,5 Kilometer Mittelspannungskabel wird die gesamte Baumaßnahme am Ende umfassen. Bis zum Ende der Sommerferien werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Geplant ist, das Umschalten auf die neue Stromleitung ohne Unterbrechung durchzuführen. Auf den finalen 500 Metern Wegstrecke parallel zur Vielitzer Straße in Richtung Vielitz wartet ein besonderes Hindernis: die Autobahn. „Per Bohrpressung verlegen wir unterirdisch ein Schutzrohr mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern unter den Fahrbahnen und der Lärmschutzwand hindurch“, erläutert Betriebsingenieur Christoph Broßmann und fügt an: „Das Besondere daran ist, dass nur bei diesem Verfahren eine Beeinträchtigung der außerordentlich sensiblen Fahrbahn ausgeschlossen werden kann. Das Bohren des Hohlraumes erfolgt aus dem stählernen Schutzrohr heraus, das kontinuierlich vorgepresst wird. In dieses Leerrohr kommen später die Stromkabel sowie Meldekabel für die ESM-eigene Kommunikation.“ 72 Meter Wegstrecke werden in einer Tiefe von bis zu acht Metern zurückgelegt, bis der Bohrkopf wieder Tageslicht erblickt. Für die Bohrpressung wird auf Selber Seite der Autobahn eine Grube mit sechs Metern Tiefe ausgehoben und mit Spundwänden befestigt. Auf der anderen Seite der A 93 liegt die Zielgrube mit insgesamt acht Metern Tiefe. Langsam arbeitet sich der Bohrkopf durch den Untergrund und befördert Erdreich aus dem Loch in die Startgrube. „Nach Plan erreichen wir in ein bis zwei Wochen die andere Seite. Je nach Beschaffenheit des Bodens kommen wir schneller oder langsamer voran“, informiert der Betriebsingenieur.
Die beauftragte Spezialfirma beginnt jetzt mit den Arbeiten, nachdem in den vergangenen Monaten Bodenuntersuchungen und die Pilotbohrung positive Ergebnisse gebracht hatten. „Die Geländestruktur ist an dieser Stelle komplex: Hätten die Untersuchungen ergeben, dass zum Beispiel hartes Gestein im Untergrund ist, hätten wir einen anderen Standort suchen müssen. Sicherheit geht vor“, betont Klaus Burkhardt, der selbst Bergbauingenieur ist. Das neue Kabel ersetzt das bisherige Kabel aus den 1950er-Jahren. Solche Kabel können bis zu 100 Jahre ihren Dienst tun: „Wir versorgen die Menschen in der Region zuverlässig und sicher mit Energie und Trinkwasser. Damit das auch in Zukunft so bleibt, erneuern wir kontinuierlich Teile unserer Infrastruktur“, betont der ESM-Chef. Wo immer möglich, optimiere man dabei die Netzstruktur und kopple Arbeiten mit kommunalen Maßnahmen. „Das mindert Kosten, reduziert die Auswirkungen auf die Anwohner und steigert mittelfristig die Qualität der Versorgung“; erläutert er. Beim Stromnetzbau nach Vielitz erneuert die Stadt parallel die Straße; diesen Umstand nutzt die ESM und verlegt ihre Kabel bis zum Ortseingang Vielitz gleich mit.
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