9.3.2022 - Debatten sind nicht nur im politischen, sondern auch im privaten und schulischen Alltag wichtig – mit ihrer Hilfe treffen wir Entscheidungen und sie helfen uns, unser Miteinander zu ordnen. Dem trägt auch der Deutschunterricht am bayerischen Gymnasium verstärkt Rechnung und verankerte daher die Debatte fest im Lehrplan, beispielsweise durch die Möglichkeit,
diese Art des Streitgesprächs als mündliche Schulaufgabe in der 9. Jahrgangsstufe durchzuführen. Um hier gut aufgestellt zu sein, fand am Walter-Gropius-Gymnasium kürzlich ein ganztägiger Fortbildungstag für die gesamte Deutschfachschaft statt. Mit Franz Kufner vom Gymnasium Lappersdorf konnte ein kompetenter Debattiertrainer gefunden werden.
Zur Geschichte der Debatte
Die Debatte läuft nach den Regeln von „Jugend debattiert“ ab, einem Projekt, das es seit 15 Jahren gibt und das als größter Wettbewerb rhetorischer Art in Deutschland gilt. Inzwischen gibt es mit „Jugend präsentiert“ auch einen Ableger im Bereich der Naturwissenschaften, bei dem mit Hilfe von Präsentationsskills Projekte vorgestellt werden.
Die Inhalte der Fortbildung
Die Abgrenzung von Diskussion und Debatte
Die Debatte folgt im Unterschied zur Diskussion, die ein Thema lediglich erschließt, strengen formalen Regeln und dient zur inhaltlichen Vorbereitung einer Abstimmung. Die Rollen sind festgelegt, das Thema wird von allen Seiten beleuchtet.
Kompetenzen, die beim Debattieren geschult werden
Neben der sprachlichen werden auch die Meinungs- und Persönlichkeitsbildung trainiert und ausgebaut.
Aufbau und Ablauf einer Debatte
Immer vier Schülerinnen und Schüler debattieren miteinander und nehmen feste Positionen ein: PRO 1 und PRO 2 sind dabei für die Beibehaltung bzw. Einführung einer Maßnahme, die RednerInnen CONTRA 1 und CONTRA 2 sprechen sich dagegen aus. Auch der Ablauf ist mit drei Phasen genau festgelegt.
In der Eröffnungsrunde hat jeder Teilnehmer ca. 2 Minuten Redezeit und beleuchtet die Streitfrage aus seiner Sicht. Dabei wechseln sich Pro- und Contra-Seite ab, die Pro-Seite beginnt.
In der folgenden zweiten Phase, der freien Aussprache, werden die Argumente abgewogen und geklärt, ohne dass ein Gesprächsleiter eingreift. Diese Runde dauert ca. 8 bis 12 Minuten, jeder Redner sollte sich hier drei- bis viermal zu Wort melden. Ziel ist es, die eigene Position nicht aufzugeben, dabei aber Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Standpunkte herauszuarbeiten.
In der Schlussrunde hat jeder Teilnehmer maximal eine Minute Redezeit, der Ablauf erfolgt wie in der Eröffnungsrede. Wichtig ist hier, keine neuen Argumente einzubringen, sondern sich erneut zur Streitfrage zu positionieren unter Bezug zur bisher geführten Debatte und zur Gegenseite.
Bewertung
Wie in mündlichen Schulaufgaben in den Fremdsprachen wird die Leistung der Schülerinnen und Schüler mit Hilfe eines Bewertungsbogens eingestuft. Wesentliche Kriterien sind dabei
die Sachkenntnis, mit der man sich zum Thema äußern kann,
das Ausdrucksvermögen, bei dem Sprechen, Stimme und Gestik relevante Kriterien sind,
die Gesprächsfähigkeit, mit der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die anderen eingehen, und
die Überzeugungskraft, mit der begründet wird, was man sagt. Zu achten ist hier beispielsweise auf die Glaubwürdigkeit im Auftreten als Redner und auf die Nachvollziehbarkeit der Gründe.
Am Schluss der Fortbildung waren sich die Deutsch-Lehrkräfte, die als Debattantinnen und Debattanten alle Phasen dieses Streitgesprächs natürlich auch selbst ausprobierten und dabei in die PRO- bzw. CONTRA-Rollen schlüpften, einig: „Wir haben heute Wichtiges vertieft, um eine produktive Debattenkultur zu etablieren.“
selb-live.de – Presseinfo WGG Selb