23.12.2021 – Seit wenigen Wochen sind rund um das Outlet Center Selb Baufortschritte wieder sichtbar. In der Stadtratssitzung am Mittwochabend erklärte Investor Patrick Müller, dass trotz der zeitlichen Verzögerung klar an der Realisierung der geplanten Bauabschnitte festgehalten werde. Das Outlet-Geschäft boome, die Nachfrage potentieller Mieter sei hoch. Selb werde von der Entwicklung profitieren.
„Herr Patrick Müller von der Munitor Gruppe hält trotz aktuell widriger Umstände mit ungebrochenem Elan und vor allem mit großer Überzeugung an der Entwicklung des Outlet Centers in Selb fest und dafür sind die Selberinnen und Selber sehr dankbar“, dankte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch in seinen einleitenden Worten, dass der Investor sich auch erneut den Fragen der Stadträte stellte und einen Sachstandsbericht abgab.
Dieser blickte kurz noch einmal an die ersten Kontakte nach Selb im November 2014 zurück. Villeroy&Boch gab hier zur Info, dass es einen entsprechenden Bebauungsplan gebe, selbst aber mit der Entwicklung nicht wirklich vorankommen würde. Umfangreich und kritisch habe man die Situation vor Ort genau betrachtet. 11.800 Quadratmeter Verkaufsfläche nur im Bereich des Factory In seien jedoch zunächst nicht überzeugend gewesen. Durch das freie ehemalige Kaufhaus Storg wurde dann allerdings die Möglichkeit gesehen, die beiden innerstädtisch nicht weit voneinander entfernten Bauten zu einem größeren Projekt zu verknüpfen. Grundstücksverhandlungen im Bereich der Marienstraße waren die erste Folge. Mit Geduld habe man es dann auch geschafft, alle wesentlichen Grundstücke wie auch das Kaufhaus Storg sowie das Factory In vertraglich unter Dach und Fach zu bringen. Im Herbst 2016 wurde dann der erste Bauantrag zur Genehmigung des zweiten Bauabschnittes (Erweiterung/Neubau Kaufhaus Storg) eingereicht. Ausgegangen wurde davon, dass 2018 dieser Bereich genehmigt sein dürfte. Nun sei Müller aber guter Hoffnung, dass Anfang 2022 endlich die Genehmigung für die Überbauung erfolgen wird.
In dieser langen Zeit sei man natürlich nicht untätig gewesen. „Wir haben viele Auflagen, ToDo‘s und alle möglichen zu erfüllenden Dinge bekommen, die wir, als auch die Stadt Selb, in hervorragender Weise abgearbeitet haben“, mussten Bedenken übergeordneter Behörden ausgeräumt werden. „Und es gab eben auch Widrigkeiten, dass man einen Architektenwettbewerb durchführen musste, an dem sich aber kein Architekt beteiligen wollte“, klagte Müller, dass allein das sehr viel Zeit gekostet habe.
Zwischenzeitlich wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen, dies um einen ersten Eindruck zu vermitteln, was man sich hier vor Ort tatsächlich vorstellt. Die Ofenhalle wurde folglich umgebaut, im April 2019 eröffneten die ersten Geschäfte. Im Anschluss wurde mit dem Abriss des Factory In begonnen. „Dann wollten wir eigentlich direkt damit anfangen, hier weiter zu bauen. Doch dann kam Corona ins Spiel“, habe das bei Partnern in Sorge um den Einzelhandel für Zurückhaltung gesorgt. „Wir aber können sagen, dass Selb sehr froh sein kann, dass wir hier ein Outlet Center realisieren. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Outlets im Bereich der Tagesdestinationen weiter profitieren und sehr gefragt sind“, würden Beobachtungen klar aufzeigen. Patrick Müller spricht gar von einem Umsatzzuwachs von vor Corona und dem aktuellen Zeitpunkt von rund 20 Prozent: „Das ist schon gewaltig!“ Im Wandel des Handels seien die Outlets ein Gewinner. Und das bestärke in den Gesprächen mit den Partnern. Diese seien, wenngleich bislang alle Tätigkeiten in Selb komplett aus Eigenmitteln („Das ist verdammt viel Geld!“) finanziert worden seien, auch weiterhin nötig. „Ich bin frohen Mutes, dass wir im Jahr 2022 mit der Entwicklung des Outlet-Centers ein gutes Stück weiterkommen“, wenngleich genaue Zeitschienen nach wie vor aufgrund zahlreicher nicht vorhersehbarer Komponenten kaum vorsehbar seien. Die Herausforderungen durch Corona werde man bewältigen und dort weiter machen, wo man vor kurzem wieder begonnen hat. Abrissarbeiten stehen so Anfang des neuen Jahres an, auch die Fertigstellung des sich aktuell im Bau befindlichen Gebäudes ist im ersten Halbjahr geplant. Und Müller macht deutlich: „Wie haben selbst das größte Interesse daran, dass es so schnell wie möglich weiter geht. Denn nur wenn wir fertig sind, dann können wir auch Geld verdienen. Das gilt sowohl für den ersten als auch den zweiten Bauabschnitt“, seien aufgrund der Entwicklung im Outlet Bereich potentielle Mieter begeisterungsfähig. „Die Nachfrage ist momentan überhaupt kein Problem!“ Namen wollte er zwar naturgemäß aufgrund der Vertragsvereinbarungen keine nennen, verspricht jedoch bis zur Fertigstellung des zweiten Abschnitts bei dann 65 Verkaufseinheiten „einen sehr schönen Querschnitt deutscher Einzelhandelslandschaft, bei der man keine Marke vermissen wird!“
Auf die Frage, wie der Stadtrat weiter unterstützen könnte, sagte Patrick Müller: „Ganz einfach: Stehen Sie hinter dem Projekt, reden Sie positiv, auch wenn es manchmal nicht so scheint, wir arbeiten jedenfalls sehr kräftig und mit größter Energie daran!“
Dr. Klaus von Stetten versicherte zugleich, dass die Fraktion der Aktiven Bürger voller Überzeugung hinter dem Projekt stehe. Man habe vollstes Verständnis, dass dieses bei dieser Größenordnung und zumal in diesen Zeiten mit Herausforderungen und Schwierigkeiten verbunden sei.
Wolfgang Kreil (CSU) freut sich zwar, dass es nun sichtbar weiter gehe, allerdings hätte er in den Ausführungen nähere Details zur zeitlichen Planung gehabt. Der Fraktionsvorsitzende meinte, dass man seitens der Stadt unterstützen könnte in der Form, einen Teil des zweiten Bauabschnitts, zum Beispiel den Storg, zu übernehmen und dort selbst etwas mit den Plänen Kompatibles zu realisieren. Müller erklärte hierzu, dass der Erfolg des zweiten Bauabschnitts mit dem des ersten Abschnitts abhänge. Er möchte über einzelne Gebäude auch gar nicht reden. Vielmehr möchte er das geplante Gesamtprojekt verwirklichen und zum Erfolg führen. Nicht stören würde in diesem Zusammenhang auch, wenn nicht alle in der Marienstraße angedachten Häuser gekauft werden könnten. „Dann planen wir eben außen rum“, sei dies schließlich auch in der Vielitzer Straße der Fall.
Walter Wejmelka (SPD) möchte anstatt Worte vielmehr endlich Taten sehen. Wohlwollend nehme man den aktuellen Baufortschritt zur Kenntnis. Eine Zustimmung zum zweiten Bauabschnitt würde jedoch von zwei Faktoren abhängen: Man wolle einen signifikanten Fortschritt beim Bauabschnitt 1 sehen, und auch sei es wichtig, beim Eingriff in den öffentlichen Raum beim Bauabschnitt 2 entsprechende Sicherheitsleistungen hinterlegt sind. Roland Schneider (FWS) bat den Investor aufgrund der immer wieder auftauchenden Fragen zukünftig zu einem besseren Informationsfluss.
Patrick Müller ging zudem auf das Thema Überbauung des Bürgerparks ein. „Das ist in der Tat unschön“, musste zuletzt schon einem zweiten beauftragten Generalunternehmer gekündigt werden. „Nun machen wir es eben selbst“, werde derzeit die Werkplanung überarbeitet, folglich ein Bauunternehmen zur Durchführung des Rohbaus beauftragt und anschließend die einzelnen Gewerke fertiggestellt. „Das ist nichts Neues, wir haben schon viele Projekte so erstellt“, wollte man sich in Selb eigentlich nur auf das Outlet konzentrieren. An Vertragspartner sei man gebunden, diesen (bis auf vier Wohnungen sind alle veräußert) werde kein Schaden entstehen. „Baupreissteigerungen gehen auf unsere Kosten“, versichert Müller.
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch betonte, dass man rückblickend auf vergangene Diskussionen das Thema der Gleichbehandlung („Jeder bekommt von uns die vollste Unterstützung!“) forciere. „So wünschen wir uns, dass wir eine Outletcity Selb werden können mit zwei starken Standbeinen im Thema Outlethandel“, begrüße es der Rathauschef, dass das Rosenthal Outlet Center nicht als Konkurrenz gesehen werde. Das Gegenteil sei der Fall. Patrick Müller wusste um die Bekanntheit der Stadt Selb als Porzellanstadt, da gehöre Rosenthal ganz klar dazu. Langfristig nach Realisierung der beiden Bauabschnitte werde es weiteren Flächenbedarf geben. „Davon werden zwei Standorte profitieren: Die Innenstadt und auch Rosenthal“, ist man absolut überzeugt, so mit der Zeit gar ein größeres Einzugsgebiet erreichen zu können. „Diese Entwicklung sollte keiner unterschätzen“, verweist der Investor auf Beispiele wie beim Outlet in Metzingen oder Bad Münstereifel. Er ist überzeugt: „Es befruchtet sich mit der Zeit. Wenn der zweite Bauabschnitt steht, wird in der Innenstadt dann wohl nichts mehr leer stehen und es werden auch Umsätze erzielt werden. Das gleiche wird auch bei Rosenthal einsetzen!“ Das erfreut Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, der die Stadt Selb als Vermittler zwischen den Outlets und dem Handel in der Innenstadt sieht, um so gemeinsam nach außen zu treten und zu werben. Gemeinsame Vorteile gelte es in den Vordergrund zu stellen. Patrick Müller abschließend: „Das ist auch ein Ziel unseres Outlets, die Stärkung des Standorts. Wir werden nach Fertigstellung auch ein Werbebudget im siebenstelligen Bereich haben. Ziel: Kommt nach Selb. Mittel, die eine Stadt selbst nicht zur Verfügung hat. Das wird einen gewissen Effekt haben. Und gemeinsam sind wir noch stärker!“
selb-live.de – Michael Sporer