25.12.2020 – In einem Fernsehbericht vor zwei Tagen in der BR-Sendung „Wir in Bayern“ wurde über den Selber Porzellan-Weihnachtsbaum berichtet. Es kam dabei aber naturgemäß nicht die ganze Geschichte zu der Entstehung dieses Christbaumes zur Sprache. Gerhard Bock, der dem TV-Team zur Seite stand, stellt diese nachfolgend ausführlicher dar:
Im Jahre 1923 ging es vielen Familien in unserer Heimatstadt nicht sehr gut. Es herrschten Arbeitslosigkeit und politische Unruhen, viele klagten über schlechten Verdienst und in jedem zweiten Haus war die Staublunge daheim. Da kam der damalige Bürgermeister Viktor Häublein (Stadtoberhaupt von 1920 bis 1930) auf die Idee: Die Stadt kauft 1000 Christbäume billig vom Forst, verkauft diese mit Gewinn und der Erlös wird an die Ärmsten der Selber Bevölkerung verteilt. Diese Idee kam nicht bei allen Selbern gut an, aber der Bürgermeister setzte sich durch und so geschah es. Damit konnte bei vielen armen Selbern die Not etwas gemildert werden.
In dem gleichen Jahr wurde erstmals ein "Christbaum für alle" auf dem Marktplatz aufgestellt. Dabei handelte es sich um einen Baum aus dem Selber Forst im „Naturkleid“, an Schmuck dachte man in dieser Zeit noch nicht.
Im Jahre 1926 wurde der Christbaum mit elektr. Beleuchtung ausgestattet (1909 bekam die Stadt ja Elektrizität); und so wurde der Baum Jahr für Jahr aufgestellt. Manchmal wurde der Baum mit Holzsternen und Ähnlichem geschmückt, Gesangvereine haben all die Jahre unter dem Baum gesungen, Musikkapellen haben gespielt und es wurde für die ärmeren Familien von Selb gesammelt.
Im Jahr 1998 kam der Bucker's Schorsch, ein bekannter Selber, auf die Idee, man könnte doch den Baum mit Porzellangegenständen schmücken und damit für die Porzellanindustrie werben. Die damalige Geschäfts-führerin des Selber Forums, Frau Helgert, hat diese Idee aufgegriffen, hat bei den hiesigen Porzellanfirmen Tassen und Kännchen gesammelt und damit wurde dann der Baum erstmals geschmückt.
Seitdem wird jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit eine schön gewachsene Fichte, die meist von einer Selber Familie gestiftet wird, von Mitarbeitern des Selber Bauhofs auf dem Marktplatz aufgestellt, mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet und mit Porzellangegenständen geschmückt.
Und damit entsteht der einzige Porzellanchristbaum der Welt.