18.6.2018 – Wer Steuern zahlen muss für sein Einkommen – der hat einen Arbeitsplatz. Wem die Hose manchmal zu eng wird – der hat genug zu essen und leidet keinen Hunger. Wer nach einer langen Party das Chaos beseitigen und den Müll wegräumen muss – der war einen Abend lang
umgeben von vielen Freunden. Wer ganz weit weg von seinem Ziel eine Parklücke findet – der kann sich ein Auto leisten. Und wo in einem Staat laute und heftige Kritik an der Regierung zu hören ist – der lebt in einer funktionierenden Demokratie, in der jeder die Freiheit hat, seine Meinung zu sagen. Wer schließlich frühmorgens von seinem Wecker aus dem Schlaf geklingelt wird – dem hat Gott wieder einen neuen Tag geschenkt.
Keine Frage: Manchmal erkennen wir Menschen die Gründe zur Dankbarkeit erst auf den zweiten Blick. Im Rahmen des jüngsten Gottesdienstes aus der Reihe „5 vor 12“ machten sich zahlreiche Jugendliche am Sonntag unter dem Motto „Gott sei Dank!!!“ tiefgründige Gedanken darüber, wofür Menschen Gott und anderen Menschen dankbar sein können. Dieses Mal fand die Andacht aus der beliebten Gottesdienstreihe der Evangelischen Jugend Selb auf Einladung der Jugendarbeit und der Kirchengemeinde Erkersreuth/Selb-Plößberg in der Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth statt. Ihren Namen beziehen die Gottesdienste aus der Tatsache, dass sie jeweils um 11.55 Uhr beginnen, also „5 vor 12“.
Dabei handelt es sich bei diesen Andachten zur Mittagszeit keineswegs um reine „Jugendgottesdienste“, auch wenn die Akteure allesamt in der Evangelischen Jugend engagierte Jugendliche aus den drei Kirchengemeinden Erkersreuth, Christuskirche und der Selber Stadtkirche sind. Sondern der Gottesdienst richtet sich an die gesamte Gemeinde, die Jugendlichen bereiten einen Gottesdienst für alle Generationen vor. So fand auch an diesem Sonntag in Erkersreuth kein weiterer Sonntagsgottesdienst statt. Unterstützt werden die Jugendlichen bei der Gottesdienstreihe von Diakon Helmut Lockenvitz und der Gemeindereferentin Vanessa Rödel von der Evangelischen Jugend Selb.
Auftakt war ab elf Uhr im Erkersreuther Kirchenpark mit einem „Frühstücks-Imbiss“. Dabei gab es schmackhafte Laugenstangen und Baguettes, Butter und Frischkäse, Früchte und Salate, Kekse und Getränke. Beim Frühstück kamen die Gäste rasch ins Gespräch. Barbara „Babsi“ Mayer und Vanessa Rödel gestalteten anschließend den Eingangsimpuls des Gottesdienstes mit einem Dialog zur Frage der Dankbarkeit. Sie zeigten auf, dass selbst auf den ersten Blick Unangenehmes oder Fragwürdiges durchaus Grund zur Dankbarkeit bereithält.
Bekannte flotte Danklieder aus dem Gesangbuch wie „Danke für diesen guten Morgen“, „Laudato si“ oder auch „Du hast uns deine Welt geschenkt“ bestimmten die Liedauswahl an diesem Sonntag. Zu hören war als Lesung der Dank- und Lobpsalm 139. Im Rahmen einer Aktion durften die die rund 35 Gottesdienstbesucher auf Plakate schreiben, was sie zum Thema bewegt unter den Mottos: „Wofür bist du Gott dankbar?“, „Wofür bist du anderen dankbar?“ sowie „Vom Unglück zum Glück“. Die Lesung, das Fürbittgebet und die Anspiele gestalteten die Jugendlichen selbst, den Schlusssegen erteilte der Erkersreuther Ortspfarrer Dr. Jürgen Henkel.
Diakon Lockenvitz machte in seiner Predigt deutlich: „Güte steht grundsätzlich für ein freundliches und nachsichtiges Verhalten. Güte bedeutet Gutes zu tun, Gnade, Wohlwollen und Barmherzigkeit zu üben. Zwischen menschlicher Güte und göttlicher Güte ist ein großer Unterschied. Menschliche Güte ist eine positive Einstellung von Menschen. Bei Gott ist die Güte hingegen eine Wesenseigenschaft Gottes selbst, nicht nur eine Haltung. Gott ist gütig und seine Güte währet ewiglich, wie es auch im Psalm 139 heißt.“
Lockenvitz ermunterte die Gottesdienstbesucher zum Danken. „Zu danken gehört zum respektvollen zwischenmenschlichen Umgang und macht das Miteinander wertvoll. Dankesworte sind Streicheleinheiten für die Seele. Das ist immer besser als Gleichgültigkeit.“ Der Jugenddiakon empfahl allen, sich abends vor dem Schlafengehen jeweils drei Gründe zu überlegen, wofür man am Ende des Tages Gott und den Nächsten dankbar sein könne.
Deutsche Lebensart und Kultur kennenlernen
Im Rahmen des „5 vor 12“-Gottesdienstes stellte sich auch Hilary Charles Pallangyo der Kirchengemeinde Erkersreuth vor. Manche Schülerinnen und Schüler aus der Kirchengemeinde werden dem jungen Mann aus Tansania wohl im Schülercafe Oase nun ein Jahr lang immer wieder einmal über den Weg laufen, absolviert Hilary doch ein einjähriges Praktikum in der Einrichtung.
Der 25jährige hat bereits deutsche Sprachkenntnisse und sprach auf Deutsch zu den Gottesdienstbesuchern. Er hielt fest: „Ich bin zu diesem einjährigen Austausch nach Deutschland gekommen, um hier neue Erfahrungen zu sammeln. Ich will sehen, wie die Menschen hier leben und will eine neue Kultur und Sprache hier kennenlernen. Nachdem ich gerne mit jungen Menschen zusammenarbeite, freue ich mich besonders, dass das Praktikum im Schülercafe Oase möglich ist.“
Hilary hat drei Brüder und eine Schwester. Er hat Geographie für Lehramt studiert und bereitet sich auf den Lehrerberuf vor. Auch Diakon Helmut Lockenvitz freute sich, dass der Einsatz Hilarys in der Oase möglich wurde. „Hilary ist eine echte Bereicherung für unser Team.“
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