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erkersreuth gemeindehaus zwiebel25.5.2018 - Paukenschlag in Erkersreuth: die evangelische Kirchengemeinde verzichtet auf den ursprünglich geplanten Neubau eines Gemeindezentrums und kauft stattdessen die Vereinsgaststätte „Zwiebel“ vom örtlichen Gartenbauverein, um dort ihr neues Gemeindezentrum einzurichten.

Neben dem Pfarramt, wo ursprünglich der Neubau geplant war, sollen Parkplätze für Gottesdienstbesucher, Gemeindeveranstaltungen und den neuen Kindergarten entstehen. Pfarrer Dr. Jürgen Henkel und der Vorsitzende des Gartenbauvereins Gerhard Hechtfischer traten nun an die Öffentlichkeit und erläuterten die aktuellen Pläne.

Pfarrer Henkel erklärt Hintergründe. „Wir hätten sehr gerne ein völlig neues Gemeindezentrum gebaut. Die Selb-Werke hatten uns eine wunderbare Planung vorgelegt. Doch selbst die abgespeckte Variante des Neubaus hätte noch mit rund 670.000 Euro zu Buche geschlagen. Das war finanziell nicht zu schultern. Wir hätten die Kirchengemeinde über Jahrzehnte hoch verschuldet. Zur Meinungsbildung über ein solches Projekt gehört auch, dass man sich darüber klar wird, was man sich nicht leisten kann.“  

Hier trat nun der örtliche Gartenbauverein Erkersreuth auf den Plan. Nachdem die bisherigen Pächter der „Zwiebel“ im März buchstäblich über Nacht die Vereinsgaststätte abgegeben haben, stand der Verein ohne Pächter da. Der Vorsitzende des Gartenbauvereins, Gerhard Hechtfischer, hält fest: „Es ist sehr schwierig, heute einen zuverlässigen Pächter für eine Vereinsgaststätte zu finden. Und ehrenamtlich kann man eine solche Gaststätte nicht betreiben. Wir standen hier wirklich in Zugzwang. So kam die Idee auf, die „Zwiebel“ der Kirchengemeinde zum Kauf als neues Gemeindezentrum anzubieten. Schließlich hatten wir uns im Scherz schon einmal mit dem Pfarrer über diese Variante unterhalten.“

Nach nur wenigen Gesprächen waren sich die Kirchengemeinde und der Gartenbauverein einig, dies ernsthaft zu prüfen. Es folgten mehrere Begehungen der „Zwiebel“ mit Vertretern des Baureferats aus dem Landeskirchenamt sowie der Leitung und der Bauabteilung des Kirchengemeindeamts Hof. Schnell stand fest, dass das Gebäude die nötigen Voraussetzungen erfüllt, dass es in einem guten Zustand ist und nur wenige bauliche Änderungen nötig sind. Dazu zählen unter anderem ein behindertengerechter Eingang, die Erneuerung der Toiletten mit behindertengerechter Toilette und ein zweiter Fluchtweg aus dem Gastraum nach draußen. Die Kirchengemeinde plant die Übernahme der „Zwiebel“ einschließlich Inventar.

So wird die Kirchengemeinde Erkersreuth nach Klärung aller notwendigen Details wohl noch in diesem Jahr die Vereinsgaststätte des Gartenbauvereins erwerben. Das Landeskirchenamt befürwortet diese Lösung. Nach den erforderlichen Umbaumaßnahmen soll dann relativ rasch der Betrieb des Gemeindezentrums dort aufgenommen werden.

Für Vertrauensfrau Gerlinde Weber ist der Zeitfaktor aus Sicht der Kirchengemeinde auch ein wichtiges Argument für diese Lösung: „Wenn in einer Gemeinde über Jahre keine Räume zur Verfügung stehen, dann geht das schnell an die Substanz der Gemeindearbeit. Zumal ja auch die Gemeinderäume in Selb-Plößberg derzeit aufgrund der Nutzung als Kindergarten bis zur Fertigstellung des neuen Kindergartens in Erkersreuth nicht zur Verfügung stehen. Wir haben zwar mit dem Gemeinschaftshaus in Selb-Plößberg und den Gaststätten gute Ausweichmöglichkeiten. Aber wenn das mit der „Zwiebel“ nun wesentlich schneller klappt, dann ist das hervorragend für die Gemeinde.“

Der Erkersreuther Kirchenvorstand und eine Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins haben diese Planungen jüngst ohne Gegenstimmen beschlossen. Nun werden die entsprechenden Pläne und Anträge an die Landeskirche vorbereitet. Pfarrer Henkel sieht nur Vorteile bei dieser Lösung: „Wir kriegen relativ rasch wieder ein Gemeindezentrum. Allein die Klärung der Finanzierung und das landeskirchliche Genehmigungsverfahren hätten Jahre gedauert. Und das Projekt wird über 500.000 Euro günstiger als die ursprüngliche Planung. Wir schlagen hier mehrere Fliegen mit einer Klappe.“

Das von der Kirchengemeinde erworbene „Barth-Haus“ neben dem Pfarramt wird auf jeden Fall abgerissen. Dort werden Parkplätze entstehen. „Damit lösen wir auch das große Parkplatzproblem an Kirche und Pfarramt, wo wir bisher nur sechs Stellplätze hatten. Das ist für Besucher von Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen im künftigen Gemeindezentrum ein großer Gewinn. Gleichzeitig schaffen wir Parkplätze für den neuen Kindergarten. Damit lösen wir ein zusätzliches Problem. Diese Lösung ist nicht nur eine Win-win-Situation, sondern eine Win-win-win-Situation“, freut sich Pfarrer Henkel.

Auch Gerhard Hechtfischer und der Gartenbauverein sind froh über diese Entwicklung. „Es schmerzt uns natürlich, die Vereinsgaststätte aufzugeben. Aber wir wissen die Zwiebel bei der Kirche in guter Hand und können sie auch weiter selbst nutzen. Die Kirchengemeinde hat selbst ein großes Interesse daran, das Haus mit Leben zu erfüllen.“ Der Verein wird im Rahmen einer Vereinbarung ein Gastrecht in der „Zwiebel“ erhalten, etwa für die Mitgliederversammlung und die Weihnachtsfeier. Das Gartenfest und auch das Gemeindefest werden künftig in enger Abstimmung zwischen der Kirchengemeinde und dem Verein durchgeführt. Und auch anderen Vereinen des Ortes soll das Gemeindehaus gegen eine überschaubare Gebühr offenstehen.

Pfarrer Henkel resümiert: „Der Neubau wäre die schönste Lösung gewesen. Nun bekommen wir die beste Lösung.“ Er rechnet mit relativ raschen Genehmigungen aus München. „Jetzt kostet das Gesamtprojekt weniger als allein der landeskirchliche Zuschuss zum Bau des neuen Gemeindezentrums betragen hätte. Das Landeskirchenamt wird hier sicher rasch entscheiden, bevor wir uns das noch einmal anders überlegen.“ Henkel, Hechtfischer und Weber sehen in dem Projekt „ein leuchtendes Beispiel für die Kooperation von Kirche und Vereinen vor Ort“.

Dass das künftige Gemeindezentrum bisher ein Gasthaus war, stört den Pfarrer nicht. Die bisherige Resonanz sei durchgehend positiv. „Ein Gemeindeglied hat das schön formuliert: Woanders werden Kirchen verkauft und zu Wirtshäusern umgewandelt. Bei uns ist das besser: da wird ein Wirtshaus gekauft und zum Gemeindezentrum umgewidmet.“

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selb-live.de – Presseinfo Evang. Kirchengemeinde Erkersreuth

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