15.4.2016 – Am Donnerstag, 21. April 2016, um 19.00 Uhr lädt die Evang.-Luth. Stadtkirche gemeinsam mit Pfarrer Andreas Hamburg Interessierte und Engagierte, die Interesse haben für dezentral wohnende Asyllsuchende Unterstützung zu bieten,
in das Lutherheim, Pfarrstr. 4, ein. Im folgenden Interview gibt Pfarre Hamburg einen Einblick in seine Arbeit...
Wie lange schon dauert der persönliche Einsatz für Asylsuchende?
AH: Ungefähr seit einem Jahr im Parkhotel in Selb, da war ich hauptsächlich für Russischsprachige zuständig - intensiver wurde es als die Familien nach Höchstädt kamen. Im Parkhotel haben sich in dieser Zeit viele Gesichter verändert! Alle Bosnier und Kosovo-Albaner sind mittlerweile in der Unterkunft in Bamberg oder schon wieder zuhause. Dafür sind Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran gekommen. Und dann gibt es in und um Selb immer mehr dezentrale Unterkünfte Es gibt Wohnungen in Selb, Höchstädt, Erkersreuth, Hohenberg, Kirchenlamitz und Schönwald - und vielen Orten. Manchmal wohnen dort Familien. Immer wieder sind es auch Gruppen junger Männer, die zusammen eine Wohnung haben.
Welche positiven Momente gab es bei dieser Arbeit?
AH: Ich glaube, bei der Betreuung von Asylsuchenden können wir ein Stück christliche Nächstenliebe erleben. Es gibt Patenfamilien in Höchstädt, die sich der Menschen aus Syrien und Afghanistan annehmen. Das ist ein großer Segen. Ich finde es wunderbar, wie sich die Unterstützerinnen und Unterstützer in den Gemeinschaftsunterkünften und an verschiedenen Orten einsetzen. Auch die Lehrkräfte an den Schulen und in den Sprach- und Integrationskursen sind außerordentlich entgegenkommen. Und die Mitarbeitenden des Landratsamtes leisten einen großen und menschenfreundlichen Einsatz.
Und was gelingt?
AH: Die Menschen, die zu uns kommen, erleben persönliche Begegnung und spüren, dass sie auch in der Fremde ein Stück Heimat haben. Da gelingt Mitmenschlichkeit. Die Paten und Unterstützer bekommen einen weiten Horizont, sie begegnen ja Menschen aus fremden Kulturen. Sie klären im Miteinander auch, was sie selbst und was sie selbst prägt. Sie müssen ja den Fremden erklären, was bei uns wichtig ist. Beide Seiten gewinnen bei dieser Begegnung, ganz unabhängig von den Diskussionen und Entscheidungen in der Politik.
Gibt es Grenzen beim Einsatz?
AH: Ja, ganz gewiss. Darüber müssen wir auch reden. Es gibt Verständnisschwierigkeiten, schon allein durch die Sprache aber auch durch das Denken. Zum Beispiel beim Umgang zwischen den Geschlechtern. Helfer stoßen immer wieder an ihre eigenen Grenzen, mit den Vorstellungen und mit der Kraft. Wichtig ist es, den Einsatz auf einem klar beschriebenen Niveau zu halten und womöglich ist das deutlich geringer als am Anfang. Die Asylsuchenden sollen ja auch selber tätig werden. Oft gibt es Menschen aus dem eigenen Land, die schon länger da sind und schon einiges wissen, was sie weiter geben können.
Was kann ich ganz alltäglich tun?
AH: Am wichtigsten ist es, den Menschen auf der Straße mit einem Lächeln zu begegnen. Das hilft ganz konkret zum friedlichen Miteinander.
Welche Unterstützung braucht es konkret?
AH: Hilfe brauchen wir bei den dezentralen Unterbringungen in Selb. Wir suchen Menschen für gelegentliche Hilfen, ganz praktisch in Wohnung und Haushalt. Da kann es schon ein Problem sein, wo bekomme ich einen Hammer und einen Nagel her. Andere sind dazu bereit, bei Arztbesuchen und Behördenfahrten zu helfen. Oder sie geben Tipps und Anregungen für die Freizeit. Zur Zeit werden am meisten die Fahrräder gebraucht. Wer sich vorstellen kann, sich hier einzubringen, den laden wir am 21. April um 19.00 Uhr ins Lutherheim zu kommen. Außerdem brauchen die Paten und Helferinnen auch den Rückhalt der anderen und gelegentliche Hilfe.
Was kann ein Pfarrer hier bei der Arbeit mit Asylsuchenden leisten?
AH: Wir reden über alles was Angst macht und stört. Wenn wir Schwieriges aussprechen, dann nimmt das Druck. Dafür bin ich da. Außerdem weiß ich inzwischen einiges: Was ist wie woanders geregelt, was funktioniert und was sollte man eher sein lassen. Oder ich kenne die Menschen, an die ich Anfragen weiter leiten kann.
Und was war bisher das schönste Erlebnis...
AH: Herrlich ist es, mit jungen Männern, die noch nie Fußball gespielt haben, auf dem Platz zu stehen. Das ist lustig - aber hin und wieder konnte es auch wehtun. Schön ist es, wenn einen Freude entgegen gebracht wird, nicht weil Du etwas für die Anderen tust, sondern weil Du einfach Zeit für sie hast.
selb-live.de – Presseinfo