31.1.2018 - Stilvoll zaubern Kerzen und Laternen ein stimmungsvolles Licht in den Vorraum und den Kirchenraum der Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth. Sie leiten Gedanken, Blick und Schritt symbolisch zum Altar hin. Knapp 100 Freunde geistlicher Musik sind gekommen, um sich Ende Januar
noch einmal auf das neue Jahr einstimmen zu lassen, vielleicht sogar schon mit einem Rückblick auf die ersten Wochen. Unter der Leitung der Kirchenmusikerin Sabine Behr boten der Kirchenchor der Kirchengemeinde Erkersreuth, der Jugendchor der Musikschule der Hofer Symphoniker und einige Instrumental- und Vokalsolisten am Sonntag ein beachtliches Neujahrskonzert unter dem Motto „Beflügelt ins Neue Jahr“.
Sabine Behr hat ein Programm mit beflügelndem Gotteslob in Klang und Stimmen zusammengestellt. Und das alles in einer Bandbreite, die wiederspiegelt, wie variantenreich auch geistliche und klassische Musik sein kann. Dabei setzt sie zum einen voll auf die von ihr souverän, schwungvoll und mit Verve und frischem Charme geleiteten beiden Chöre, andererseits auf Vokal- und Instrumentalsolisten. Diese musikalische Melange gerät dann zu einem gelungenen Potpourri hoffnungsfroher Musik.
Der Erkersreuther Kirchenchor und die Jugendlichen des Jugendchors der Hofer Symphoniker treten nicht zum ersten Mal gemeinsam auf. Sie sind mittlerweile dank der nachhaltigen Arbeit von Sabine Behr nicht nur jeweils zu tonsicheren und ausdrucksstarken Chören gereift, sondern bilden auch gemeinsam ein Ensemble gepflegter Harmonie, reichhaltiger Klangvielfalt und großer Interpretationsfreude. Begleitet werden die Sängerinnen und Sänger von Ingo Jahn an der Orgel und am Klavier sowie von Armin Müller an der Trompete, der auch mit dem Solo „Variationen über Amazing Grace“ von Richard Rosolino glänzt.
Die jungen und älteren Stimmen der Chorsängerinnen präsentieren in der Kombination einen gut abgewogenen und austarierten Einklang und erzeugen gleichzeitig raumfüllenden Wohlklang. Dies zeigen die Sängerinnen an Stücken ganz unterschiedlicher Stilrichtung auf, die zueinander durchaus kontrastieren, so bei dem fröhlichen „Laudamus te“ von Antonio Vivaldi, dem „Halleluja“ aus „Exsultate, jubilate“ von Wolfgang Amadeus Mozart, dem „Halleluja“ von Leonard Cohen und dem „Canon of Praise“ nach dem bekannten Kanon von Johann Pachelbel. Es ist schwer festzuhalten, was hier mehr gefällt: die gelingenden Einsätze, das passende Tempo, die stets angemessene Dynamik, die klare Artikulation oder der stimmungsvolle Ausdruck.
Gleiches gilt auch für die Stücke, die der Kirchenchor Erkersreuth allein darbietet. Dazu zählt die wunderschöne wie anmutige und zu Herzen gehende Arie „O du, die Wonne“ von Georg Friedrich Händel in einer Chorbearbeitung sowie „All things bright and beautiful“ von John Rutter. Bei dem wunderschönen Hymnus „Herr, großer Gott“ von Johann Haydn begleitet Behr den Kirchenchor beseelt und warmherzig auf der Flöte und bringt damit neben Gesang und Orgel noch eine weitere Klangdimension ein.
Behr schafft es, ihre Chöre, die ja nicht überbesetzt sind, zu starken Vokalgruppen zu formen, die neben ihren guten Stimmen auch die nötige Teamfähigkeit mitbringen. Beeindruckend geraten die Soloauftritte des Abends. Ein Erlebnis ist es, Sabine Behr selbst zu hören, wenn sie mit ihrem strahlenden wie überragenden, hinreißenden wie funkelnden Mezzosopran die „Arie“ aus Mozarts „Exsultate, jubilate“ in die Kirche zaubert und dabei hohe wie tiefere Töne zugleich beschwingt, glitzernd und filigran wie doch auch kraftvoll und ausfüllend ausführt.
Ein weiteres Glanzlicht des Konzerts wird das Stück „O Jesulein süß“ für Flöte, Klavier und zwei Solostimmen. Hier zeigen sich die beiden Jugendlichen Tessa Stengel und Sofie Klüber aus dem Hofer Jugendchor höchst mutig und bieten dieses feine wie tiefschürfende Stück in höchster Zartheit und engelgleicher Geschmeidigkeit dar. Eine bezaubernde Leistung der beiden Schülerinnen. Sie erhielten ebenso begeisterten Applaus wie Lisa Geyer aus Erkersreuth, die als Sologesang und an der Gitarre äußerst gefühlvoll und expressiv das Stück „Oceans (where feet may fail)“ interpretiert.
Ein schönes Zusammenspiel führten schließlich auch Ingo Jahn an der Orgel und Armin Müller auf der Trompete vor. Das zeigte sich schon beim musikalischen Funkenflug gleich zu Beginn, als beide die „Trumpet Voluntary“ von John Stanley schneidig, schwungvoll und schmissig in den Raum stellten. Auch sie zeigen äußerste Klangvielfalt, wenn sie später im Kontrast zu ihrem kraftstrotzenden Auftakt ein ruhiges und beinahe meditatives „Andante“ von Johann Nepomuk Hummel wiedergeben und später die „Romanze“ von Max Reger. Beide spielen in diesen stimmig zusammengestellten Stücken die Variationen die Ausdrucksbreite von Orgel und Trompete überzeugend heraus.
Zu beklatschen gab es viel an diesem Abend. Das Publikum geizte auch nicht mit verdientem Applaus schon nach den einzelnen Stücken und erst recht nicht am Schluss.
selb-live.de - Presseinfo