26.10.2017 – Eine bedeutsame Attraktivitätssteigerung und Qualitätsverbesserung im Bereich des Tourismus wird sich mit der Fortentwicklung des Großen Kornbergs erhofft. Realisiert werden soll ein Konzept mit einer Gesamtinvestition von ca. 4 Mio. Euro (brutto).
Die Kernpunkte des vom Landratsamt Hof erstellten Konzepts sind die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, ein Mountainbike-Park mit MtB-Strecken und ein Lernparcours, ein Spielraum mit pädagogischen Bewegungspark, ein Zauberteppich für den MtB-Park, ein Loipenspur- und Wanderwegepflegegerät, Breitband, Gebäude und Straßenausbau. An der Fortentwicklung des Großen Kornbergs beteiligen sich die Landkreise Hof und Wunsiedel mit den Städten Rehau, Schwarzenbach a.d. Saale, Schönwald, Marktleuthen, Kirchenlamitz – der Selber Stadtrat hat nun in seiner Sitzung am Mittwochabend der Beteiligung zugestimmt. Mit 18 Prozent Anteil tritt die Stadt Selb der noch zu gründenden Besitz- und Betreibergesellschaft zur Umsetzung des Konzepts zur Aufwertung des Kornbergs bei. Zur Umsetzung der touristischen Fortentwicklung wird sich mit einem Stammkapital in Höhe von 4.544 Euro (18% Anteil) an der Betreibergesellschaft und einem Umlagebetrag von maximal 1,50 Euro pro Einwohner jährlich als Betriebskostenzuschuss beteiligt.
Im Vorfeld der Entscheidung berichteten Thomas Edelmann (Landkreis Wunsiedel) und Stefan Krippendorf (Landkreis Hof) dem Gremium über das Konzept rund um den 827 Meter hohen Kornberg. Dieses sieht vor, dass Mountainbiker den bestehenden Skilift nutzen können, um in das Basecamp zu gelangen. Damit wäre neben der Winternutzung auch eine Nutzung des Lifts in den Sommermonaten gewährleistet. In unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, angefangen von einer Anfänger-/Kinderstrecke bis hin zu einem anspruchsvollen Trail mit eingebauten Hindernissen, bieten sich dem Mountainbiker jede Menge Möglichkeiten. Als Ersatz für den Kinderskilift soll ein „Zauberteppich“, eine Art ebenerdiges Förderband, gebaut werden. Angedacht ist zudem ein pädagogischer Bewegungspark. Dabei handelt es sich um eine offene Anlage mit Angeboten zu Freizeitaktivitäten und Bewegungsmöglichkeiten – quasi ein Fitnessstudio unter freiem Himmel. Grundvoraussetzung ist eine vernünftige Erschließung. So sieht das Konzept auch die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung vor. Wichtig sei zudem ein gastronomisches Angebot. Hierzu soll in einem neuen Servicegebäude eine Gaststätte entstehen. Hierin ebenso wird eine WC-Anlage als auch der MtB-Stützpunkt des Basecamp-Betreibers, ein MtB-Verleih und ein Shop untergebracht werden. An Spitzentagen besuchen den Kornberg aktuell ca. 300–600 Personen. Mit den zusätzlichen Attraktionen sollte eine Steigerung der Besucherzahlen auf 1.000 erreicht werden. Dass diese Zahlen erreicht werden können, da sind sich Edelmann und Krippendorf sicher. Auf rund 9,3 Millionen schätzt man die Anzahl an Mountainbike-Fahrern in Deutschland, davon seien rund 3,5 Millionen regelmäßig unterwegs. Potenzial sei demnach mehr als vorhanden, spricht man von einer aktuellen Marktsättigung von nur rund 4 Prozent. Auch international seien Sportbegeisterte, Freizeitradler und MTB-Profis immer wieder auf der Suche nach neuen, spannenden und anspruchsvollen Strecken. Der Blick auf die Karte mit der Bikewelt Schöneck, dem Trailcenter Rabenberg, dem Singletrek pod Smrkem oder Rychleby Trails - von Passau über Nürnberg, Dresden, Prag nach Krakau – zeigt, dass es eine große Auswahl an erstklassigen Bike-Parks und Trail-Einrichtungen gibt. Der in Zentraleuropa gelegene Mittelgebirgsbereich bietet ein enormes Potenzial, mit dem der MTB:Belt eines der Top-5-MTB-Destinationen in der Welt werden kann. Die Idee ist, dass sich Mountainbiker aus aller Welt, vor allem aus den USA nicht nur für Kurzurlaube, sondern für deutlich längere Zeit in der 3-Länder-Region aufhalten. Themen sollen neben dem einmaligen Naturraum auch Kulinarik, Genuss sowie bekannte Biere aus drei Ländern sein. Die Initialzündung bzw. das Startprojekt dafür könnte das MTB Basecamp am Kornberg sein. Thomas Edelmann und Stefan Krippendorf sehen es ohnehin als Aufgabe, den Tourismus in der Region neu aufzustellen. Dieser sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Umsatzbringer. Doch auch für die einheimische Bevölkerung möchte man die Attraktivität vor Ort steigern.
Kosten: Für die förderfähigen Investitionen wird zur Finanzierung ein 80%iger Zuschuss aus dem FÖFE-Programm beantragt. Der Zuschuss könnte 969.412 Euro betragen. Der nach Abzug der Förderung verbleibende Finanzierungsbetrag beträgt 2.450.000 Euro (netto). Dieser soll in voller Höhe kreditfinanziert werden. Die Laufzeit eines zu beantragenden Darlehens soll 30 Jahre betragen. Die Betreibergesellschaft ist in Form einer GmbH geplant. Diese mietet die Infrastruktur von der Besitzgesellschaft an. Aus dem laufenden Betrieb wird mit einem Überschuss von 10.000 Euro bzw. 14.500 Euro (ab dem 3. Betriebsjahr) gerechnet. Die Nutzungsvergütung an den Zweckverband wird mit 58.000 Euro jährlich kalkuliert. Dies hat zur Folge, dass das operative Ergebnis ein Minus von 48.000 Euro bzw. 43.5000 Euro jährlich ausweist. Dieses soll mit einem Zuschuss der sechs Gemeinden bezogen auf die Einwohnerzahl ausgeglichen werden. Dieser Zuschuss entspricht dem Betrag, den die beiden Landkreise als Verbandsumlage an den Zweckverband zahlen.
Selbs Oberbürgermeister Uli Pötzsch durfte das angestrebte schon von Anfang an mit begleiten. Für ihn sei es wichtig, die Region Kornberg positiv zu verändern. Hierbei betonte er, dass es bei allen Bestrebungen stets wichtig war und ist, dass der Naturschutz im Vordergrund steht, der Forst stets eingebunden war. Überhaupt sei kein großer sondern nur ein "softer Eingriff" in die Natur notwendig. Auch im Hinblick auf Äußerungen des Spielberger Ortssprechers Adolf Stöhr, dass man im Ortsteil dem Konzept grundsätzlich zwar positiv gegenüberstehe, man aber Beeinträchtigungen bzgl. einer Verkehrszunahme befürchte (Vorschlag: zusätzliche Zufahrt über die alte Bundeswehrstraße über Niederlamitz), merkte der Rathauschef an, dass man dies im Blick haben werde und ggf. reagieren müsse. Pötzsch sieht aber auch viele Chancen, u.a. für den Ortsteil in Spielberg in Sachen Gastronomie und Übernachtungen. Außerdem schlug das Stadtoberhaupt vor, regionale Unternehmen, wie das Radquartier in Kirchenlamitz, das sich für die Umsetzung der erst vor zwei Monaten in Selb neu eröffneten Pumptrack-Anlage verantwortlich zeichnete, bei den detaillierten Planungen der MTB-Strecken einzubinden.
Walter Wejmelka, Fraktionsvorsitzender der SPD, lobte, dass man landkreisübergreifend an einem Strang ziehe. Auch die vorgelegten Zahlen sieht er als vertretbar an. Kai Hammerschmidt (SPD) ergänzte, dass dieses Projekt nicht das einzige bleiben dürfe. In Sachen Tourismus hinke das Fichtelgebirge in einem großen Wettbewerb noch weit hinterher. Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger) betrachtet das Projekt als sehr wertvoll, die Kalkulation dazu als seriös. Auch die Einbindung der Naturschutzbehörde und des Forstes stimme positiv. Wolfgang Kreil (CSU/FWS) sieht wie seine Fraktionskollegen eine zukünftige ausreichende Nutzung, und auch die Natur werde damit zurechtkommen. Roland Schneider (CSU/FWS) fragte noch bzgl. einer Beschneiungsanlage nach. Hierzu wurde ihm erklärt, dass man hier ein anderes Klima als in Mehlmeisel habe. Sind dort im Schnitt 46 Eistage, so sind es am Kornberg nur 25. Um einen rentablen Betrieb zu haben, müsste man mindestens 100 Tage Skibetrieb haben, was hier kaum möglich wäre.