25.9.2017 – Mit einem fröhlichen Festgottesdienst und einem Festakt im Gemeinschaftshaus des Jochen-Klepper-Hauses feierte die Kirchengemeinde Erkersreuth am Sonntag das 50jährige Jubiläum der Martin-Luther-Kirche in Selb-Plößberg.
Zahlreiche Gäste aus Kirchen und Politik, Vereinen, Feuerwehr und dem öffentlichen Leben fanden sich ein, um der Kirchengemeinde zu gratulieren.
Den Auftakt bildete ein Festgottesdienst in der auf den Tag genau vor 50 Jahren geweihten Kirche. Bei dem anschließenden Festakt gab es einen Rückblick auf die Baugeschichte der Kirche. Der Architekt Arno Veit, dessen damalige Baufirma den Bau ausgeführt hatte, und Kirchenvorsteher Alfred Volkmann hatten in aufwendiger Arbeit eine Chronik des Kirchenbaus und der Bauausführung erstellt und trugen diese in dem voll besetzten Saal des Gemeinschaftshauses vor.
Pfarrer Dr. Jürgen Henkel machte in seiner Begrüßung deutlich: „50 Jahre ist für Menschen schon ein gewisses Alter. Bei einer Kirche ist das eigentlich nicht viel. Und doch ist es ein Grund zu Dank und Freude. Hier wurde auf Initiative der Menschen vor Ort eine Kirche und ein Kindergarten erbaut.“ Der Ortsgeistliche betonte vor allem die enge Verbindung zwischen Kirche und Gesellschaft: „Eine Kirche oder ein Kindergarten wird immer für die Menschen vor Ort erbaut und sind ein Dienst an der Gesellschaft.“ Der Pfarrer blickte auch in die Zukunft. „Wir haben seit zwei Jahren ein Sanierungskonzept für diese Kirche vorliegen unter anderem zur Erneuerung des Eingangsbereichs mit Behindertenparkplatz und behindertengerechtem Eingang. Treppe und Tür sind marode. Wir brauchen knapp 100.000 Euro, um diese Maßnahmen durchzuführen. Sobald die Finanzierung in Sicht ist, legen wir los.“
Vertrauensfrau Gerlinde Weber vom Kirchenvorstand beleuchtete, was die Kirche in diesen Jahren alles erlebt hat. „Was könnte unser Geburtstagskind alles erzählen über Menschen, die sie im Lauf der Jahre kennengelernt hat. Mehrere Pfarrer, Mesner, Organisten oder Hausmeister. Die Täuflinge, Konfirmandinnen und Konfirmanden, Hochzeitspaare oder auch Besucher bei Trauerfeiern. Auch Bischöfe, Politiker oder Vereinsvertreter durften schon auf ihrer Kanzel stehen und die interessierten Zuhörer mit ihren Predigten und Kanzelreden begeistern.“
Dekan Dr. Volker Pröbstl verwies zum 50jährigen Jubiläum auf das „Erlassjahr“ im Alten Testament. „Da herrscht großes Aufatmen. Nach 50 Jahren wird man frei von Schuldknechtschaft. So können wir auch bei diesem Jubiläum ahnen: es ist ein großer Schritt. Drei Generationen haben hier mit dieser Kirche schon gelebt. Hier Konfirmierte blicken jetzt bereits auf den Ruhestand. Manche hier Getaufte wurden vielleicht schon hier getraut. Wir vertrauen diese Kirche der weiteren Fürsorge Gottes an.“
Zweite Bürgermeisterin Dorothea Schmid überbrachte die Glückwünsche der Stadt und hielt fest: „Ich komme gerne zur Kirchengemeinde Erkersreuth. Hier gibt es immer wieder schöne Gottesdienste und Anlässe.“ Sie selbst sei zwar katholisch, habe aber nach einer „Strafversetzung“ ihres Vaters als Lehrer wegen Beitritts zur SPD aus Niederbayern nach Oberfranken hier am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen, weil es zu wenige Katholiken für katholischen Religionsunterricht gab. „Ich bin also ökumenisch aufgewachsen“, so die Bürgermeisterin. Sie lobte Pfarrer Henkel für dessen „Hartnäckigkeit im Einsatz für Anliegen der Kirchengemeinde auch gegenüber der Stadt.“
Landratsvize Gerald Schade machte in seinem Grußwort für den Landkreis deutlich: „50 Jahre eines Kirchenjubiläums sind etwas Besonderes. Jedes einzelne Jahr war wichtig für die Gemeindeglieder. Es braucht Kirchen als Raum der Orientierung und der Geborgenheit, zum Feiern von Festen wie Taufe, Konfirmation und Trauung, aber auch zur Verabschiedung von uns lieben Menschen. Die Kirchen leisten immer auch einen wichtigen Beitrag gegen die Verrohung der Gesellschaft.“
Kirchenvorsteher Alfred Volkmann beleuchtete in seinem in Kirchenvorstandsprotokollen recherchierten Festvortrag die Chronik des Kirchenbaus. Er spannte den Bogen vom einstimmigen Beschluss im Kirchenvorstand vom 26. November 1956 zum Bau über die Finanzierungsplanung und Genehmigungsverfahren und den Bau der Kirche mit der Weihe 1967 bis zum Einbau der Orgel 1970 und den Anbau des Gemeindesaals 1985. Parallel zur Kirche wurde seinerzeit auch der Selb-Plößberger Kindergarten geplant und sogar noch vor der Kirche eingeweiht. Ausführlich schilderte Volkmann den Tag der Kirchenweihe 1967.
Volkmann zeigte auf, wie viele Baumaßnahmen die Kirchengemeinde damals parallel schulterte und würdigte das Engagement der Pfarrer und des Kirchenvorstands. „In diesen rund zehn Jahren von Anfang 1957 bis zur Kirchweih im September 1967 bewältigten die beiden Pfarrer Gustav Alberti und Friedrich Dietsch mit allen in diesem Zeitraum amtierenden Kirchenvorständen und den weiteren Bauausschussmitgliedern eine unglaublich große Leistung mit dem Friedhofsbau in Erkersreuth, dem Kirchenbau in Selb-Plößberg, den Kindergartenneubauten in Selb-Plößberg und Erkersreuth, der großen Kirchensanierung in Erkersreuth sowie der Sanierung des Pfarrhauses.“
Arno Veit berichtete anschließend vom Bau selbst und einigen Geschehnissen dabei. Sein Bauunternehmen hatte damals laut Volkmann „zum absolut besten Preis von 63.000 D-Mark“ den Zuschlag für die Erd-, Beton-, Maurer- und Verputzarbeiten erhalten und diese ausgeführt. Veit betonte: „Bei der Umsetzung der Planung ins Reale muss ich sagen, dass ich noch nie eine solche Bindung zu einem Bauwerk hatte wie hier.“
Veit selbst übernahm die Leitung der Arbeiten im Herbst 1966 von seinem Vater. Nachdem dieser das Richtfest 23. September 1966 noch erlebte, musste er wegen eines Kriegsleidens ins Krankenhaus und verstarb im Oktober. Seither hatte Arno Veit die Bauleitung inne. „Noch auf dem Krankenbett gab er mir Hinweise und Ratschläge. Mir fiel dadurch die Weiterführung der Arbeiten nicht schwer.“ Er berichtete unter anderem von einem gerissenen Montageseil, bei dem ein abrutschender Schaft fast einem Arbeiter den Arm gekostet hätte, oder dem anfänglichen „Nässen“ der Kirche, die aufgrund ihrer Konstruktion keine Dachrinnen hat. „Erst nach der Abdichtung loser Verbindungen im Mauerwerk war unsere Kirche endlich erwachsen und brauchte keine Windeln mehr.“
Pfarrer Henkel streute zwischen die einzelnen Beiträge humorvolle Grüße und Anekdoten früherer Pfarrer ein. Pater John Arolilachil und Kirchenpflegerin Monika Spörl von der katholischen Pfarrei St. Josef aus Schönwald überreichten eine eigens gefertigte Kerze. Weitere Vertreter von Vereinen schlossen sich dem an und übergaben ebenfalls Geschenke. Im Anschluss an den konzentrierten Festakt, der nur eine gute Stunde dauerte, bestand die Gelegenheit zum gemütlichen Austausch bei einem schmackhaften Festbüffet.
selb-live.de – Presseinfo