5.6.2017 – Lange nicht mehr geriet der Blick in die Welt so traurig wie heute. Krieg und Gewalt im Nahen Osten und anderswo, fast täglich neue Attentate wie am Pfingstsamstag in London. Grund genug für die Kirchengemeinde Erkersreuth, den Festgottesdienst zum Pfingstsonntag in diesem Jahr
auch als Friedensgottesdienst zu feiern. So wurden neben dem Bericht des Pfingstwunders aus der Apostelgeschichte auch die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu verlesen. An dem bewegenden Gottesdienst in der Kirche Zum Guten Hirten, an dem auch Pfarrer Werner Latteier mitwirkte, nahmen neben vielen Gemeindegliedern auch zahlreiche Flüchtlinge und Asylbewerber teil. Auch Dieter Baumgärtel und Hella Völker vom Verein „Zuflucht in Selb“ waren gekommen
Pfarrer Dr. Jürgen Henkel machte in seiner Predigt deutlich: „Zuletzt in Kairo, Manchester, Kabul und erst gestern Abend wieder in London. Immer wieder die gleichen Bilder und die gleichen Reaktionen. Haben wir uns daran schon gewöhnt? Kriege im Nahen Osten und weltweit. Christen und Muslime, die nicht radikal genug sind, werden abgeschlachtet vom Islamischen Staat. Weltweit werden 200 Millionen Christen verfolgt. Und der Westen und auch unsere wohlstandsverwöhnten deutschen Kirchen schauen weg.“
Deutschland sei mehrfach betroffen, so der Ortsgeistliche. „Wir sorgen als Volk und als Land dafür, dass es zumindest einigen hunderttausend Menschen hier besser geht als in ihrer Heimat, wo Terror, Gewalt, Krieg und Tod drohen. Gleichzeitig hat gerade unser Land eine große Verantwortung für das, was weltweit geschieht. Immerhin zählen wir zu den erfolgreichsten Waffenexporteuren der Welt. Unser Land treibt genauso Waffenhandel mit Saudi-Arabien wie die USA.“
Dabei hätten die Christen wie die ganze Welt mit Jesus Christus das Modell für ein friedliches Zusammenleben vor Augen. „Er hat Vergebung gepredigt, wo andere strafen und steinigen wollten. Er hat Verfolgung und Hass nicht mit Hass und Rache beantwortet. Er hat Liebe und Frieden unter den Menschen gepredigt und vorgelebt“, so Henkel. Besonders deutlich werde das in den Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt.
„Wer wird denn da seliggepriesen? Nicht die Mächtigen, die Starken und Halbstarken, die meinen, dass Recht durch Macht entschieden wird. Nicht die Waffenhändler, Kriegstreiber und Kriegshetzer, die Menschen, Völker und die ganze Welt ins Unheil stürzen. Selig sind nach Jesus die Sanftmütigen und Demütigen, die keine Gewalt ausüben, und die Friedensstifter, die Frieden, Liebe und Versöhnung schaffen, fordern und vorleben in der Welt. Selig sind, die Hunger und Durst nach Gerechtigkeit in der Welt haben, die sich einsetzen für ein gerechtes wirtschaftliches und politisches System in Deutschland, in der EU und in der ganzen Welt“, so der Pfarrer.
Henkel zog das Fazit: „Dass es auf Erden mehr Menschen braucht, die sich vom Heiligen Geist erfüllen lassen, liegt auf der Hand. Gott hat die Menschen als seine Ebenbilder geschaffen. Von Mord und Terror, Krieg und Gewalt, Blutvergießen und Vertreibungen war dabei keine Rede. Gott hat allen Menschen die gleiche Würde geschenkt. Es ist die Würde der Kinder Gottes. Und er will, dass wir in Liebe und Frieden, in Vergebung und Versöhnung, in Gerechtigkeit und Freiheit, in gegenseitiger Achtung und Respekt vor der Würde des anderen zusammenleben.“
Für die musikalische Gestaltung des Pfingst- und Friedensgottesdienst sorgten der Erkersreuther Kirchenchor unter der Leitung der Kirchenmusikerin Sabine Behr, der unter anderem besondere Vertonungen des Pfingstintroitus und des Gloria beisteuerte. Nach dem Heiligen Abendmahl begab sich die Pfingstgemeinde auf den Vorplatz der Kirche. Nach einer weiteren Lesung – einer Friedensvision des Propheten Micha – und einem Friedensgebet ließen Pfarrer Dr. Jürgen Henkel, Vertrauensfrau Gerlinde Weber vom Kirchenvorstand, Chorleiterin Sabine Behr und einige Flüchtlinge symbolisch zehn Friedenstauben steigen verbunden mit der Bitte und Hoffnung auf eine friedlichere Welt im Sinne des Schöpfers.
selb-live.de – Presseinfo