31.3.2017 – „Mutig sein im Leben und aufzubrechen ins Ungewisse, das Leben in seiner Unmittelbarkeit zu spüren! – Ein Motiv. Sein Motiv. Ein Leitbild, das Thomas Huber immer wieder antreibt. „Ich bin süchtig nach der Musik des Abenteuers“, bekannte sich der bekannte Bergsteiger und Extremkletterer gleich zu Beginn seines Multivisionsvortrags am Donnerstagabend in der mit rund 350 Besuchern bestens gefüllten Selber Jahnturnhalle. Ein Vortrag, der für die Zuhörer zu einer Reise wurde. Vielfach fühlte man den Worten und Ausführungen des Berchtesgadeners regelrecht mit, wenn er von der Sehnsucht sprach, die einen Menschen dazu treibt, die unglaublichste Strapazen auf sich zu nehmen, um die steilsten Wände hochzuklettern. Und da ist eben der eine Gipfel, der Cerro Torre. Mehrfach trieb es Huber nach Patagonien, um diesen zu bezwingen, zu kämpfen, um das ganze große persönliche Glück, das Gefühl von Freiheit zu spüren.
Tiefe Einblicke gab Thomas Huber in sein Seelenleben, von spannenden Bergbesteigungen, aber auch von dramatischen Ereignissen. Doch zugleich wusste das Publikum, da spricht einer mit Herz und Seele, das Klettern ist sein Leben. Atemberauende Bilder und Videos auf einer großen Leinwand zeigten viele Schönheiten der Berge und seiner Gipfel auf. Jeder Zuhörer fand sich unmittelbar in der Gefühlswelt Hubers wieder. Vor allem, wenn es um die Sehnsucht nach der Besteigung des Cerro Torre ging. In Patagonien im südlichen Argentinien liegt dieser Berg. Zum ersten Mal trieb es ihn im Jahr 2005 dort hin. Die Route sollte über den Cerro Standhardt, Punta Heron und den Torre Egger auf den Gipfel des Ziels, dem Gipfel seiner persönlichen Freiheit gehen. Humorvoll, wohl auch aufgrund seines bayerischen Dialekts so klingend, sprach er von einer ausgedehnten Tagestour.
Atemberaubend schien für das Publikum dagegen allein die Vorstellung. Es dauerte lange, bis er am Ziel seiner Träume ankommen konnte. Die Wetterbedingungen oft das eine bei den Versuchen der immer wiederkehrenden Rückkehr an diesen Berg, dann der Krebsbefund in der Niere Hubers. Gutartig. Das treibt Huber an, das Leben weiter zu schätzen, sein Ziel zu verfolgen. Erst im Jahr 2015 stand er am Cerra Torre ganz oben, die Sehnsucht war gestillt.
Der Extremkletterer zeigte bis dahin viele Erfolge, aber auch Rückschläge auf. So bestieg er den Mount Asgard in Kanada. „Der sieht aus wie ein in der Landschaft hingestellter großer Mülleimer“, beschrieb er. Was beim Anblick der Fotoaufnahme noch recht amüsant klang, wie es Huber mit seiner oft bildhaften und lockeren Beschreibung und Sprache ohnehin stets gelang, so spannend erlebten die Zuhörer anhand der präsentierten Fotos und Videoaufnahmen die schwierige Bergbesteigung mit. Immer wieder hatte man das Gefühl, Thomas Huber würde umgehend an der Großbildleinwand losklettern und die gezeigten Berge sofort wieder besteigen wollen. Neben der Härte, den Anstrengungen, dem Kampf aber auch den Erfolgen und Glücksgefühlen, so gehörten auch immer wieder Rückschläge dazu. So trauerte er um verunglückte Bergsteigerfreunde. Und auch von seinem Unglück im vergangenen Jahr sprach er. Rund 17m stürzte er an seinem Hausberg in Berchtesgaden, dokumentiert per Helmkamera. Eine Schädelfraktur trug er davon. „Mei, da hab ich a Massel ghabt, Wahnsinn“, ist er froh, dass er sein Leben noch weiter Leben darf. Und das lässt ihn vom Klettern freilich nicht los. Doch da sagt er bei oft kritischen Situationen ohnehin: „Ja zum Leben, nein zum Gipfel.“ An Scheitern sehe er auch etwas Positives, das treibe vielmehr an, Ziele weiter zu verfolgen. Wohl deshalb begleitete ihn jahrelang die Sehnsucht nach Cerra Torre, den Gipfel seines Herzens…
Den spannenden lebhaften Vortrag honorierte das Publikum mit viel Applaus. Auch der ursprünglich aus Selb stammende und heute am Bodensee wohnhafte Veranstalter Holger König zeigte sich mit der Resonanz auf den von ihm erstmals in der Heimatstadt organisierten Abends zufrieden. Sein Dank galt dabei der Unterstützung seitens der Stadt Selb („Da wird man vom Oberbürgermeister direkt zurückgerufen, in Konstanz kann ich da drei Jahre lang drauf warten!“) und einiger Sponsoren.
selb-live.de – Michael Sporer